Um es gleich vorweg zu nehmen: In diesem Beitrag geht es nicht um Erd-Elementar-Wesen. Es geht um niemand anderen als den Menschen selbst.
Jahwe, Gott, erschuf nach 1. Mose 2,7 den Menschen aus Erde und nannte ihn Adam. Das hebräische Adamah bedeutet Boden, Erde, oder „rote Erde“. Mensch und Erde sind eins. Damit steht die Bibel nicht alleine da: In viel älteren Mythen erschafft die mesopotamische Göttin Ninhursag den ersten Menschen aus Lehm und flößte ihm ihr „Blut des Lebens“ (Menstruationsblut) ein. Bei den Yatmül in Neuguinea gelten irdene Töpfe als die Kinder der Ahnfrau Kolimangge. Und der sumerische Gott Enki rettet Inanna, indem er aus dem Lehm unter seinen Fingenägeln kleine Figuren formt, die Nahrung und Wasser in die Unterwelt tragen.
So erstaunt es auch nicht, dass das lateinische „homo“ für „Mensch“ und „humus“ für „Erde“ dem proto-indo-europäischen Wort „*dʰéǵʰōm“entstammen. Es bildet die Wurzel für Mensch und Erde. Wir könnten das Wort als „Erdling“ übersetzen. HUMus und MAN verschmelzen so auch im Englischen zu HUMAN, oder eben dem Eigenschaftswort human in der deutschen Sprache. Menschlich ist gleichsam, was irdisch ist.
Das griechische Wort für den Menschen ist anthropos. Es meint den „Emporschauenden“ (ho ano athron). Der Anthropos, der Mensch, ist also jener, der an die Erde gebunden ist und den Blick himmelwärts erhebt, zu den Gestirnen.
So gesehen ist ein Mensch, der sich innerlich von der Erde abwendet, in seiner Wurzeldefinition kein Mensch mehr! Er spaltet sich quasi selbst und zerstückelt sich wie ein Tongefäß, das zerspringt. Ein Trans-Humanismus verlässt nicht nur die Menschlichkeit, er verlässt auch die Erdzugewandtheit. Eine Entwicklung des Menschen kann nur gemeinsam mit der Erde geschehen. Indem der Mensch die Erde versteht und geistig durchdringt, durchdringt er auch sich und sein Wesen selbst. Je näher wir der Erde sind, desto näher sind wir uns selbst.
Der Mensch ist ein Erd-Wesen. Einerseits bietet ihm die Erde das irdene Gefäß für seine Welterfahrung, andererseits schafft sich mit ihm die Erde – wie der Philosoph Schelling es ausdrückte – „einen Geist, durch den sie erwacht und zu Bewusstsein kommt“.
Erde und Mensch sind eins.
Gaias Körper - Der Weg der Erdenhüter
Bild Angelina Egorova/shutterstock
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