Wenn die Taube als Friedenssymbol besprochen wird, wird meist die Legende um Noah angegeben (siehe unten), dabei ist die Taube auch schon in vorhebräischer Zeit mit der Liebe und dem Frieden verbunden gewesen und diese Symbolik daher rund 6000 Jahre alt:
Im alten Sumer war die Taube das Begleittier der großen Götiin Inanna (Ishtar) und galt somit als eines ihrer Attribute. Sie symbolisierte den sexuellen Aspekt der Göttin und wurde jahu, „erhabene Taube“ genannt. Letztlich symbolisierte die Taube damit die Vulva der Großen Göttin selbst, die alles gebiert. Bis heute lässt man z.B. zu Hochzeiten weiße Tauben als Fruchtbarkeitssymbol in den Himmel steigen. In der St. Wolfgangskirche in St. Wolfgang/Berg steigt die Taube aus dem Schoß Mariens auf, eine Verchristlichung der uralten Symbolik. Auch die römische Liebesgöttin Venus nutzte die Taube als Attribut. Die Verbindung von Liebesgöttinnen und Taubensymbolik ist in der altorientalischen Bildkunst breit belegt.
Die bereits patriarchalen semitischen Stämme übernahmen im Wesentlichen die Schöpfungssymbolik der Taube. Die Taube wurde hier eines der wichtigsten Opfertiere. Auch war es auch eine alte Seefahrertradition, Tauben aufsteigen zu lassen, wenn man sich auf dem Meer verirrt hatte. Man nahm sie als Kompass und folgte ihrem Flug zur nächsten Küste. Genau diese Tradition griff Noah in der Sintflutlegende (1.Mose 6-8) auf: Er lässt Tauben aufsteigen, um nach trockenem Land zu suchen. Als eine Taube mit einem Olivenzweig wiederkehrt, kennt er nicht nur die Richtung, in die er steuern muss, die Taube wird gleichsam als eine Friedensbotschaft des zürnenden Gottes verstanden.
In den 4 Evangelien wird die Taube zum Symbol der Schöpferkraft des patriarchalen Gottes, dem Heiligen Geist. „Und der Heilige Geist fuhr hernieder auf ihn in leiblicher Gestalt wie eine Taube“ (Lukas 3,22). Die göttliche Kraft, die einst in der sexuellen Kraft der Göttin und ihrer Schöpferkraft lag, wurde hier zur metaphysischen Kraft des patriarchalen Gottes.
Pablo Picasso lithografierte zum Weltfriedenskongress 1949 nach den schrecklichen Erfahrungen des 2. Weltkriegs eine Taube. Seine am Abend des Kongressbeginnes geborene Tochter nannte er Paloma (spanisch Taube). So hielt das uralte Schöpfungs-, Liebes- und Friedenssymbol Einzug in die Friedensbewegung.
Bild Tauben/Hände ©
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Maria/Taube © Stefan Brönnle
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