Freiheit, ein Wort, das dieser Tage oft zu hören ist. Ein Zustand, der als Abstraktum ebenso überhöht wie kleingehalten wird und über den sich schon unzählige Philosophen den Kopf zerbrachen.
Das deutsche Wort „Freiheit“ kommt aus dem germanischen frī-halsa. Der „freie Hals“ stand symbolisch für denjenigen, dem sein Hals selbst gehörte, der frei darüber und damit über seinen Körper, ja das Sein als solches, bestimmen konnte. Bestimmte jemand anderes über Deinen Hals, Deinen Körper, so hattest du keinen frī-halsa, keine Freiheit.
Dieses unmittelbare Erleben aus einer Erfahrung heraus war im römischen Libertas stark abstrahiert. Obgleich es Libertas-Tempel auf dem Aventin und Palatin in Rom gab, war Libertas doch vielmehr eine Allegorie, denn eine Göttin, auch wenn die weibliche Gestalt bis heute zahlreiche Münzen ziert (z.B. die Rappen-Münzen in der Schweiz).
Religiöse Bedeutung dagegen hatte die Freiheit wiederum durch die Kollektiverfahrung des Sklavenstandes bei den Juden. Sie feiern bis heute diese erworbene Freiheit aus der ägyptischen Knechtschaft im Pessachfest. Die Freiheit wurde hier zum religiösen Gut, das im Christentum spirituell überhöht wurde. Das letzte Abendmahl war das Pessachfest, das Jesus mit seinen Jüngern feierte. Insofern ist die Freiheit symbolisch mit dem dann folgenden Tod Christi verwoben. „Für die Freiheit hat uns Christus befreit,“ schreibt Paulus im Galatherbrief, „darum … lasst euch nicht wieder unter ein Joch der Knechtschaft bringen“. (Gal 5,1). Die Freiheit über den eigenen Körper wird sozusagen zur Grundvoraussetzung der spirituellen Freiheit.
Noch offensichtlicher wird dies im Freiheitssymbol des Pileus. Der Pileus war eine Filzkappe. Im antiken Rom durften freigelassene Sklaven den Pileus tragen und sich damit als frei outen. Der Pileus wurde nach dem Attentat auf Caesar auf römische Münzen geprägt zum Zeichen, dass das Volk nun frei sei. Die flamnines, sacerdotes und pontifices, also die römischen Priester, trugen so auch Pilei als Symbol der spirituellen Freiheit, unmittelbaren Kontakt zum Göttlichen zu pflegen. Dieses Symbol eignete sich auch auch der christliche Klerus an.
Auch
wenn die verschiedensten Priester, den Menschen durchaus immer wieder
ihre Freiheit raubten, Sklaverei und Leibeigenschaft religiös
rechtfertigten und z.B. in Israel – trotz der kollektiver Erfahrung
– durchaus auch Sklaven gehalten wurden, ist die spirituelle
Freiheit letztlich durch den frī-halsa
bedingt.
Eine reine „innere Freiheit“ ist in letzter Konsequenz nicht
vollständig, nicht Ganz und damit weder Heil noch heilsam. Götter
wie Hephaistos,
Charon
und die Söhne Zeus, die Dioskuren
wurden deshalb mit dem Pileus abgebildet. Göttlichkeit bedeutet
gleichsam allumfassende Freiheit!
Die
körperliche Freiheit eines Menschen einzuschränken ist somit
mythologisch-symbolisch
gesehen stets auch ein Angriff auf seine spirituelle Freiheit.
Bild © digistore24/freshfotos
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