Wir
haben uns als Menschheitskollektiv, gerade in den westlichen
Industrienationen, weit von einem emotionalen Verhältnis zum Ort,
zur Landschaft und zur Erde entfernt. Erst dies macht die enormen
Umweltschäden möglich, die wir der Erde mehr und mehr zumuten. Wir
können diesen Kreislauf aus Umweltzerstörung, daraus resultierender
Abkopplung des Menschen von der Natur und dadurch wiederum
entstehender verstärkter weiterer inneren Abkopplung nur entrinnen,
wenn wir das seelische Erleben wieder verstärkt in unseren Alltag
holen. Dazu trägt die Geomantie bei.
Als gelernter
Landschaftsökologe und Landschaftsplaner ist mir dies ein besonderes
Anliegen. Landschafts- und Stadtplanungen müssen neben der
ästhetischen und ökologischen Komponente
eben auch der geomantischen wieder mehr Gewicht geben.
Wir müssen wieder erkennen, nein, erleben, dass der Ort mehr ist,
als Materie und Architektur. Mensch und Ort bilden eine Einheit, die
tiefer verbunden ist, als uns in der Regel bewusst ist. Verkultungen
und Bräuche von und mit Bergen, bzw. heiligen Steinen, Wasser und
Bäumen haben ihre Wurzel in einer einst tief sitzenden Verbindung
von Erde und Mensch. C.G.Jung beschrieb in "Seele und Erde"
die Seele als ein "aus den irdischen Umweltbedingungen
hervorgegangenes Anpassungssystem". Auf was stellt sich unsere
Seele ein, wenn die einst als heilig empfundenen Orte überbaut sind,
wenn ein Kind Landschaft nur als grauen Beton erfahren hat? Der
Psychologe Edward C. Pearce war der Meinung, dass
Vergewaltigungsbereitschaft mit der Tatsache zusammenhängen könnte,
dass ein Mann weder mit der Mutter, noch mit der Natur "gebondet"
(also verbunden) ist, und die Frustration darüber im Zorn über die
Mutter-Erde-Frau-Matrix ausbrechen kann.
Die Geomantie, verstanden als eine Art Tiefenökologie nicht nur in der Analyse, sondern auch in der Planung und Gestaltung, bringt Seele und Erde wieder ins Gleichgewicht. Den "Mythos des Ortes" zu erfahren, wird zu einer Frage des Überlebens der menschlichen Kultur werden, wenn es dies nicht bereits ist.
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