Die Schlange und den Drachen als Symbol der Erdhaftigkeit haben wir auf dieser Seite bereits in vielen Facetten gezeigt. Doch beide haben ein Pendant, das als Sternendrachen, oder Himmelsschlange in den Mythologien der Völker bekannt ist.
Natürlich fällt es auf, dass das Sternbild Drache (Draco) eines der mächtigsten Sternbilder des Nordhimmels ist. Der Sternendrache umringelt den Kleinen Bären und ist damit selbst ein zirkumpolares Sternbild. Ja, der Kleine Bär gehörte in der ptolemäischen Vorstellung der Antike als die Flügel des Drachen zum Sternbild Draco selbst dazu. Der mächtige Drache am Firmament grenzt an acht andere Sternbilder und tanzt dabei in seiner Drehung um den Polarstern. Vor 5000 Jahren bis ins alte Ägypten war der Hauptstern α Draconis (Thuban) selbst einmal Polarstern. Im Grunde ist α Draconis sogar ein Doppelstern wie man kürzlich herausfand.
Der babylonischen Mythologie nach ist das Sternbild Draco die eine Hälfte des Urdrachen Tiamat, die an den Himmel versetzt wurde. Himmelsschlange und Erdenschlange sind hier sozusagen eins. In der Sage um Herakles muss dieser den Drachen Ladon bezwingen, um an die Äpfel der Hesperiden zu gelangen. In dieser starken Paradiessymbolik hütet der Drache den Weltenbaum mit den wundersamen Äpfeln wie die Schlange den Baum der Erkenntnis im Paradies. Von Hera wurde Ladon dann an den Himmel versetzt und bildet das Sternbild Draco.
In der chinesischen Astronomie und Astrologie ist der Blaue Himmelsdrache (Qīng Lóng), dem der Osten und der Frühling zugeordnet werden, nicht nur ein Sternbild, sondern eine ganze Himmelsregion. Dieser Frühlingspalast wird in der westlichen Astronomie von den Sternbildern Jungfrau, Waage, Skorpion und Schütze eingenommen.
Gelegentlich verschmilzt der Blaue Drache auch mit der Schöpfergöttin Núwa, die ebenfalls in Drachengestalt dargestellt wird. Als die 4 Säulen, die den Himmel trugen, zu bröckeln begannen, stürzte ein Teil des Himmels ein, so dass die Erde nach Südosten, der Himmel nach Norwdwesten kippte und die Weltenachse schief lag. Mit Hilfe von 5 bunten Steinen (den 5 Wandlungsphasen) flickte Núwa den Himmel, um die Menschheit zu retten. Gelegentlich wird der Blaue Drache auch als der Regenbogen gesehen, der das Diesseits mit dem Jenseits verbinden soll. Wir erleben wiederum den Gleichklang des Erddrachens Núwa als erschaffende Göttin mit dem Himmelsdrachen, die beide die Weltensäule und damit auch die Brücke in die Ahnenwelt erschaffen.
Im alten Ägypten übernimmt all diese Funktionen die Totengöttin Qebehut (Altes Reich). Sie wurde dargestellt als Himmelsschlange mit Straußenfedern. Als "Öffnerin des Himmels" sorgte Qebehut für den Weg der Verstorbenen zu den Sternen. Auch später wurde die Seele oft auf einer Schlange zu den Sternen reitend dargestellt und galt dann als eine Personifikation der Isis. Die Himmelsschlange öffnet hier den Weg zu den astralen Ahnenwelten.
Exakt die selbe Funktion hatte bei den Azteken die Wolkenschlange Mixcoatl, die als Verkörperung der Milchstraße galt. Mixcoatl, die Gottheit der Milchstraße, brachte die Seelen verstorbener Krieger an den Himmel, wo sie zu Sternen wurden. Mixcoatl war es aber auch, die den Menschen das Feuer brachte. Das physische Feuer, das Seelenfeuer und die Sterne sind eins.
Himmelsschlange und Himmelsdrachen schlagen die Brücke zwischen der materiellen Welt und dem geistigen Raum der Sterne. In der Offenbarung des Johannes ist es darum wiederum ein - nun freilich als böse interpretierter - Drache, dessen Schwanz ein Drittel der Sterne vom Himmel fegt und sie auf die Erde wirft. Freilich verbindet auch er damit gleichsam den Sternenraum mit dem irdischen.
So sind die Erdenschlange und der Himmelsdrache sinnsymbolisch verbunden und verbinden auf diese Weise Kosmos und Erde als einen Seelenweg, ja sind letztlich die Weltenachse selbst. Der Sternendrache umtanzt bis heute das kosmische Ende der Erdenachse am Nordhimmel und inspiriert die Menschen mit dem Sternenfeuer.
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