Der Erzengel Michael wird nicht nur als Drachentöter mit Lanze oder Flammenschwert dargestellt, sondern auch mit einer Balkenwaage in der Hand. Hierin zeigt sich Michael als am Jüngsten Gericht und am sogenannten Partikulargericht - also der Berurteilung der Seele nach dem Tode (und noch vor dem Endzeit-Gericht) beteiligt. Er übernimmt die Rolle eines Seelenwägers und Seelenführers.
Oft enthält die eine Schale der Waage eine kleine Person oder ein Kind - Symbole der zu wiegenden Seele, die andere Schale kann je nach Darstellung ein Teufelchen enthalten, eine andere Person, die dann für die Reinheit der Seele steht, oder in seltenen Fällen auch Gold(münzen), die dann für die Abwägung von Seele und irdische Güter stehen.
Das Symbol der Seelenwaage ist als vorchristliches Symbol vertreten im ägyptischen Totengericht, bei dem die Göttin der Gerechtigkeit, der Wahrheit und der Weltordnung Maat ihre Feder gegen das Herz des zu Prüfenden wägt. Als solche ist Maat - oft mit dem Titel "Herrin des Westens" bezeichnet - auch eine Totengöttin. Sogar der Gerichtssaal ist hier nach ihr benannt: Maa.tj = „Halle der beiden Wahrheiten".
Auch andere vorchristliche Götter gaben für Michael mit der Seelenwaage ein Vorbild: So z.B. der ägyptische Mondgott Thot, der die Ergebnisse der Herzenswägung notiert, die sumerische Göttin Nisaba mit den Schicksalstafeln, oder Hermes Psychopompos, der die Seelen ins Jenseits geleitet.
Der Prozess der Seelenwägung ist durchaus vergleichbar mit der Lebensrückschau in Nahtodeserfahrungen, bei denen ein Höheres Selbst (kein zürnender Gott!), die essenziellen Ereignisse des eigenen Lebens beurteilt, also wägt.
Orte, an denen Michael mit der Seelenwaage dargestellt ist, verweisen oftmals auf bestehende vertikale wie horizontale Jenseitswege (Seelenwege) und zeigen uns so die inhärente Ortsqualität und den Bezug zu Ahnenräumen.
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Rogier van der Weyden: Jüngstes Gericht, Ausschnitt (um 1450)
Altägyptische Darstellung der Seelenwage mit dem Totengott Anubis und der Feder der Maat in einer Schale.
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