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Seelenführer: Der Heilige Christopherus

15. Okt. 2020 | Von: Stefan Brönnle | Kategorien: Mythen, Symbole, Ahnen, Heilige | 1 Kommentare

Christopherus an Hauswand

Auch im Christentum gibt es Heilige, die die Funktion eines Seelenführers, eines Psychopompos, ausüben und die Seele ins Jenseits geleiten. Einer von ihnen ist der Heilige Christopherus.

Christopherus bedeutet der Christusträger. In den meisten Abbildungen erscheint Christopherus als ein großer Mann, der ein Kind auf den Schultern trägt und so einen Fluss durchschreitet. Schon hierin erkennen wir wie in einem Echo den Fährmann Charon wieder, der mit seinem Boot die Seelen der Verstorbenen über den Unterweltsfluss Styx geleitet.

Der Heiligenlegende nach hieß Christopherus Reprobus und war ein Gigant, also ein Riese. Es wollte nur jenem dienen, der stärker ist als er selbst. So wurde er Diener des Teufels bis dieser vor einem Kruzifix zurückschreckt. Da erkennt Reprobus, dass Christus stärker als der Teufel sein müsse. So baute er eine Hütte am Fluss und wartete. Er trug die Menschen an das andere Flussufer bis eines Tages ein Kind hinübergetragen werden wollte. Doch dieses Kind wird mit jedem Schritt schwerer und schwerer bis der Riese fast ertrinkt. So erkennt er, dass Christus (denn um diesen soll es sich in Gestalt eines Kindes gehandelt haben) wirklich stärker ist als er.

Wir erkennen das Symbolthema wieder, das Christopherus und den Fährmann Charon verbindet. Um es noch deutlicher zu machen, stellen Darstellungen bis z.T. ins 19. Jahrhundert hinein, den Heiligen mit einem Hundekopf dar. Erklärt wird dies heute meist durch einen Übersetzungsfehler, denn der Kanaaniter (Cananeus, also kanaanäischer Herkunft) Christopherus wurde als genus canineorum („aus dem Hundegeschlecht") gelesen. Auffällig bleibt jedoch die formale Verbindung zum ebenfalls hundsköpfigen (eigentlich schakalköpfigen) Totengott Anubis aus Ägypten. Wiederum ist es ein - diesmal ägyptischer - Seelenführer, dem die Christopherusgestalt gleicht.

Christopherus mit Hundekopf
Christopherus mit Hundekopf

Schließlich wird Christopherus auch im Brauchtum mit dem Tod in Verbindung gebracht. Es hieß: Wer Christopherus schaut, kann keines unnatürlichen Todes sterben. Also: Wer den Tod ins Antlitz schaut, den kann er nicht von hinten überraschen. Deshalb wurden meterhohe Christopherusabbildungen auf die Außenwände von Kirchen und Kapellen gemalt, so dass man diese vom Feld aus sehen konnte. Die Arbeit mit Tieren und Pflug gehörte mit zur größten Gefahrenquelle. Heute ist es das Auto, deshalb prangt die Christopherus-Plakette neben dem Steuerrad der Gläubigen, so dass man den Heiligen stets sehen kann und kein plötzlicher Unfalltod einen überraschen kann.

Der den (Unterwelts-)Fluss durchschreitende Riese gehört noch heute mit zu den am häufigst dargestellten Seelenführergestalten.

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Bilder:
Christopherus an Haus in Schwäbisch Gmünd © Stefan Brönnle
Christopherus mit Hundekopf: Gemeinfrei

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