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Die Tragik der Allmende - Ein Weg zurück zur Erdenfamilie

16. Jan. 2020 | Von: Stefan Brönnle | Kategorien: Geomantie, Schamanismus, Ökophilosophie, Erde, Ökologie, Ethik | 1 Kommentare

Liegestühle mit Handtüchern am Strand

Dies kennen Sie sicher: Am Pool, in der Sauna oder am Strand gibt es dutzende Liegen. Diese sind mit Handtüchern in Beschlag genommen, markiert, reserviert und vereinnahmt. Doch keiner der Liegestühle wird real von einem Menschen genutzt. Sie finden keinen Liegestuhl, weil jeder die mehr oder minder öffentlich zur Verfügung stehenden Liegen für sich vereinnahmt, ohne sie zu benötigen. Würde dies nicht geschehen, hätte jeder zu jeder Zeit beliebig viele Liegestühle zur Auswahl. Was hat dies mit Geomantie und unserem Verhältnis zur Erde zu tun? Eine ganze Menge....

Der amerikanische Ökologe Garrett Hardin nannte dies Ende der Sechzigerjahre in seinem gleichnamigen Aufsatz Tragedy of the Commons, die „Tragik der Allmende". Was ist darunter zu verstehen? Die „Allmende" ist die Gemeindeflur, Wald- und Weideflächen die kollektiv allen gehören, abgleitet vom mittelhochdeutschen al(ge)meinde, almeine oder almeide. Das Problem: Bei nicht privaten Gütern, eben Allemendegut, nutzt oft jeder privat so viel es geht davon, bis es zu einer Überweidung oder Übernutzung des Waldes kommt und das (Öko)System zusammenbricht. Der Egoismus ist stärker als die Sorge um das Allgemeinwohl. H. Scott Gordon schrieb 1954 am Beispiel der Fischerei: „Niemand misst einem Besitz, der allen zur freien Verfügung steht, einen Wert bei, weil jeder, der so tollkühn ist zu warten, bis er an die Reihe kommt, schließlich feststellt, dass ein anderer seinen Teil bereits weggenommen hat." Dies führt dazu, dass das Allmendegut auch dann genutzt, oder zumindest in Beschlag genommen wird, wenn es gar nicht benötigt wird.

Die Welt hat genug für jedermanns Bedürfnisse, aber nicht für jedermanns Gier."

Dieser Ausspruch wird Mahatma Gandhi zugesprochen. Allmendegüter sind nun aber nicht nur Gemeindeflächen, typische Allemendegüter sind die Luft, der Boden, das Meer, das Klima, ja die Erde selbst. Wie eine indianische Weisheit besagt: „Die Erde gehört nicht den Menschen - der Mensch zur Erde". Ja , es lässt sich leicht über Umweltschutz reden, wenn man gar nicht die Möglichkeit besitzt, die Luft über das eigene Atemvolumen hinaus zu nutzen, die Meere nicht persönlich zu vereinnahmen, doch globale Konzerne können dies. Sie können Gift- und Atommüll in den Meeren verklappen, sie können wie in Fukushima radioaktives Kühlwasser jahrelang in den Pazifik fließen lassen, sie können mit hohen Schornsteinen Giftstoffe in unsere Atmosphäre leiten und Plastikmüll auf Halden verbrennen oder einfach in die Flüsse werfen. Da ist es leicht, dagegen zu sein. Doch wenn es um unseren Verzicht geht auf Auto, Fleischkonsum und Kreuzfahrt, dann wird es schnell „persönlich".

Ist also die Allmende ein nicht funktionierendes Konzept? Hardins vielzitierte Metapher der Tragik der Allmende gilt als Plädoyer für die Privatisierung von Gemeingütern, als die sie aber nie gedacht war. Es geht eben nicht darum, weiter zu vereinnahmen, sondern loszulassen.
Natürlich gibt es funktionierende Allmendestrukturen. Ein Beispiel ist die Familie: Alle Familienmitglieder nutzen gemeinsam Möbel, Besteckt, Geschirr, die sanitären Einrichtungen usw. Freilich wacht eine autoritäre Struktur – in diesem Falle die Eltern – über die sachgemäße Nutzung (u.a. z.B. der Kinder). Im mittelalterlicher Dorf mit Allmendestruktur, war es die soziale Kontrolle (und damit verbundene soziale Sanktionen), die ein Übermaß verhinderte. Jede Familie durfte nur eine bestimmte Anzahl an Weidevieh auf die Allmende treiben. Jeder durfte die Allmende nutzen, aber eben nur bis zu einem bestimmten Maß. Im Schweizer Alpenraum werden heute noch bestehende Allmenden seit einem halben Jahrtausend auf diese Weise bewirtschaftet – und es funktioniert!

Je größer jedoch die Sozialverbände werden (Familie – Clan – Dorf – Stadt – Staat – Weltbevölkerung), umso weniger greift diese Art der sozialen Verantwortung. Die Tragedy of the Commons führt zum Evolutionary Suicide, wie es in der Evolutionstheorie heißt. Je weniger die Verbraucher eines Gemeingutes miteinander verbindet, desto schwerer fällt eine gemeinsame Regelung für den nachhaltigen Konsum. Die Basis unseres Problem ist also eine mangelnde Verbundenheit mit einander!

Damit könnten wir es bewenden lassen und weiter unsere Handtücher auf im Augenblick nicht gebrauchte Liegestühle legen, damit man selbst in einer Stunde nicht zu kurz kommt – oder man kann beginnen, an sich zu arbeiten. Bleiben wir in der Liegestuhl-Allmende-Metapher. Welche Möglichkeiten haben wir? Ich habe diese Lösungen persönlich durchgespielt, um „Lösungen" hautnah zu erleben:

  • Schwimmbäder, Hotels und Saunen sind teilweise dazu übergegangen, das Reservieren von Liegestühlen zu ächten. Schilder weisen darauf hin. In einem solchen Fall kann man „reservierte Liegen", die nicht physisch genutzt werden, tatsächlich leer räumen und die Handtücher in der Nähe ablegen. Ja, dies ist ein Wagnis, denn man geht möglicherweise in einen persönlichen Konflikt – und wer will das schon? Meine Erfahrung: Zu einem Streit kommt es selten. Meist fühlen sich die „Reservierer" mit Verweis auf die Schilder des Betreibers eher ertappt. Die „soziale Sanktion" greift.
  • Natürlich kann man auch einfach auf die Suche gehen und abwarten, ob irgendwo ein Platz frei wird. Während die erste Lösung zu einem äußeren Konflikt führt (auch wenn dieser selten negative Folgen hat), so musste ich feststellen, dass diese zweite Lösung bei mir zu einem inneren Konflikt führte. Man fühlt sich benachteiligt und wird nun sauer auf die „Nichtnutzer-Reservierer", was der Entspannung auch nicht gerade zugutekommt.
  • Mein dritter Lösungsansatz ist, wenn man so will, spiritueller: Ich schicke meine „Spirits" aus, die mir in der Regel innert 5 Minuten einen Platz verschaffen: Jemand räumt sein Handtuch weg (offenbar ist auch dieser Mensch – wenn auch unbewusst – mit dem gemeinsamen Feld verbunden!), man findet einen Platz an einem ruhigen, kaum beachteten Eck usw. Selbst bei beieinander stehenden Liegestuhlpaare funktioniert das. Man verbindet sich also mit der Allmende auf einer höheren Ebene.

Und genau dieser dritte Ansatz scheint mir ein „geomantischer" oder „schamanischer" Weg zu sein, mit unseren Allmende-Umweltproblemen umzugehen. Die Verbindung mit der Erde als Makrowesen und/oder den Spirits der Natur, der Elemente, den Pflanzen- und Tierwesen, führt zu einem innere Wissen, was genutzt werden kann und was nicht. Der Verzicht auf bestimmte Handlungen oder Nutzungen, ist keine Selbstkasteiung mehr, sondern eine respektvolle Opfergabe an die Erde und ihre Wesen. Man isst weniger Fleisch als Geschenk an die Natur, man fährt Fahrrad als Opfergabe an die Naturwesen, man zahlt einen höheren Preis für ökologisch produziere Lebensmittel nicht aus einer Verstandesentscheidung heraus, sondern um den Verzicht auf Pestizide der Erde und Natur zu schenken! Je stärker dieses Zusammenwirken geübt wird, umso schneller erfolgen positive Rückkopplungen: Der Hagel verschont Deinen Gemüsegarten, die Pflanzen wachsen vorzüglich auch ohne Kunstdünger, Tiere bedienen sich ebenfalls nur zu einem bestimmten Teil an Deinem Gemüse und zerstören nicht die ganze Ernte. Aber auch ganz im alltäglichen Leben wirkt diese „spirituelle Allmendeverbindung" zurück: Du erreichst trotz Verspätung Deinen Anschlusszug und bist schneller am Ort als mit dem Auto. Du erhältst Geschenke zurück, ein Mehr als Du eigentlich käuflich erwerben wolltest: Du wirst vom Wirt auf Dein Getränk eingeladen, Du erhältst hohe Erstattungen, Du....

Auch hier geht es darum, die Verbundenheit mit den Menschen, den Tieren, den Pflanzen, der Erde wieder einzuüben. Schritt für Schritt lernst Du, dass es nicht Deiner „Ellbogen" bedarf, um Deine Bedürfnisse befriedigen zu können. Und je mehr Du dies lernst, umso freigiebiger wirst Du selbst in Deinem scheinbaren Verzicht, der Dich in Wirklichkeit zurückführt in die große Familie Erde.


Ausbildung Gaias Körper: Der Weg der Erdenhüter

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Kommentare

Siegfried PreßlerSiegfried Preßler

Ich bin nach wie vor ein eifriger, interessierte und genüßlicher Leser ihrer Artikel.

Vor wenigen Jahren habe ich oft eure Vorträge besucht.

Da ich in meinem Job viel Freizeit opfern muß komme ich nicht mehr dazu.

Macht weiter so

Liebe Grüsse Sigi

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