Der Eisvogel mit seinem prächtig blau bis türkis schillernden Gefieder wird gerne auch als „fliegender Edelstein" bezeichnet. Über die Namensgebung wird noch spekuliert: Die einen leiten seinen Namen vom altdeutschen eisan für schillern ab, andere vermuten wegen des Stahlblaus seines Gefieders und des Rostrots seiner Bauchseite einen ursprünglichen Namen Eisenvogel. Interessanterweise korrelieren die alten Wörter für Eisen isarno-, îsarn mit den früher heiligen Flüssen Isar, Isara, Isarco und Isen, an denen der Eisvogel einst überall fischte, mit seinen alten Namen îsar, îsarn, îsarno, îsaro, îsarnfogal, îsfogal.
In den Mythen ist der Eisvogel ein Grenzgänger. So wie er urplötzlich auftaucht und die Grenze des Wasserspiegels durchstösst, ist der Eisvogel in den Mythen befähigt die Grenzen unseres Lebens ins Jenseits oder die Anderswelt hinein plötzlich zu durchstoßen. So ist er im Christlichen mit dem Heiligen Martin, der in den heiligen 12 Tagen nach Halloween seinen Festtag hat, verbunden („Martinsvogel"), der ihm das schillernde Gewand geschenkt haben soll. Bei Shakespear beschenkt er unbegrabene Leichen mit Totenblumen. Sein biologisch-naturwissenschaftlicher Gattungsname Alcedo leitet sich ab vom griechischen Halkyon. Die halkyonischen Tage waren die sieben windarmen Tage vor und nach der Wintersonnwende, in denen das Meer still war und spiegelglatt.
Durch das plötzliche Auftauchen beim Fischfang wurde der Eisvogel im Christlichen ein Symbol der Auferstehung. Ihm wurde nachgesagt, er würde alljährlich sein gesamtes Federkleid erneuern. Der Eisvogel soll in den griechischen Mythen entstanden sein, als König Keyx und seine Gattin Alkyon ertranken und daraufhin als Eisvögel auferstanden.
Das unvorhersehbare Auftauchen machten in der Volksmagie Eisvogelfedern zu Talismanen gegen Blitzschlag. Aber auch Gesundheit und Glück verhießen die Federn.
Noah soll als zweiten Scout den Eisvogel gesandt haben. Auch in dieser Sage ist der Eisvogel zunächst grau, doch als er einem Sturm auswich, kam er dem Himmel zu nahe und sein Gefieder nahm dessen Farbe an. Die Sonne aber verbrannte seinen Bauch. So sucht er bis heute auf dem Wasser Spuren der Arche.
Wir erkennen in diesen Mythen jenen Tiergeist wieder, der befähigt ist, in die Untere Welt abzutauchen, aufzuerstehen und in die Obere Welt zu fliegen. Dabei transformiert sich seine Farbe von Grau in das schillernde Blau.
Der Eisvogel: Unerwarteter Grenzgänger zwischen den Welten
Bild © Christopher P McLeod/shutterstock
Weil Du unseren Podcast angehört, unsere Video angesehen, oder unseren Blogbeitrag gelesen hast:
Wir bieten in diesem Blog kostenfrei pro Monat 10 bis 20 Beiträge zu den Themen Geomantie, Schamanismus, Radiästhesie, Wahrnehmung u.v.m.
Vielleicht hast Du Lust, unsere Arbeit zu unterstützen, uns einen Kaffee zu spendieren, oder einfach „Danke" zu sagen. Über diesen Paypal-Link kannst Du uns einfach einen Betrag gewünschter Höhe zukommen lassen.
Kommentare