Das Ei ist ein uraltes Symbol der Schöpfung und des Neubeginns.
Im chinesischen Schöpfungsmythos entsteht die Welt aus einem Weltenei im Urchaos. Aus ihm „schlüpfen" Yin und Yang, die sich zu Erde und Himmel entwickeln. Das erste Wesen, das dem Ei entspringt, ist Panku (oder Pangu). Er steht im Mittelpunkt zwischen Himmel und Erde, er ist Mitte und Weltenachse in einem. 36.000 Jahre lang wächst er zu einem Riesen heran, bis sich der Gottmensch selbst opfert. Sein Atem wird Wind, seine Stimme der Donner, sein linkes Auge wird zur Sonne, sein rechtes zum Mond,... (es erinnert an den germanischen Mythos vom Riesen Ymir, der aus seinem Körper die Welt erschafft). So war es bei den Chinesen schon vor 5000 Jahren Brauch, zum Frühlingsbeginn Eier zu verschenken.
Auch zum babylonischen Fest zu Ehren des wiederauferstandenen Gottes Tammuz vor 4000 Jahren schenkten sich die Babylonier gegenseitig Eier. Im Schöpfungsmythos der alten Ägypter ist das Ei Ursprung der Welt. Der Urvogel Benu legt das Ei (was auch die Frage beantwortet, was zu erst da war...) auf den Urhügel, der sich aus den Fluten erhebt. Sein Schrei durchbricht die Stille und das Ei gebiert das Licht, aus dem die Sonne wird.
Im finnischen Mythos Kalevala gibt es am Anfang nur den Himmel und das endlose Meer. Luonnatar treibt durch diese Einsamkeit. Nach 700 Jahren fasst sie ihre Einsamkeit in ein Wort und aus dem Klang dieses Wortes wird ein weißer Vogel, der zwei Eier auf Luonnatars Knie legt. Sie werden ins Meer gespült und in den Tiefen des Meeres brechen sie entzwei und gebären das Licht. Die unteren Eierschalen werden zur Erde, die oberen zum Himmel. (Es entstehen somit zwei Welten!) . Der Dotter wird zur Sonne, das Eiweiß zu Mond, Sternen und Wolken...
Im antiken Griechenland und Rom verschenkte man zur Frühjahrstagundnachtgleiche bunte Eier. Diese werden ab dem 4. Jahrhundert in römisch-germanischen Gräbern als Grabbeigaben beigelegt. So wird den Verstorbenen die „neue Schöpfung" und damit die Auferstehung gewünscht.
Das Christentum greift also auf eine lange Tradition zurück, wenn es das Ei als Grab Christi – des Lichtheros – interpretiert. Der Dotter ist die Sonne, bzw. der Sonnenheros Christus, die Schale ist sein Grab. Wird das Ei am Ostermorgen aufgebrochen, symbolisiert dies die Auferstehung und den Beginn der neuen Schöpfung.
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