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Die Große Göttin und das Öffnen der Erde

20. Feb. 2019 | Von: Stefan Brönnle | Kategorien: Geomantie, Rituale, Schamanismus, Erde, Archäologie | 0 Kommentare

Göttinfigurine in Sand gesteckt

Wie schon mehrfach in diesem Blog gezeigt, ging dem heute herrschenden Patriarchat eine matrifokale Kultur voraus, die in ihrem „Urmonotheismus" die Große Göttin, die Schöpferin und Erhalterin des Lebens auf der Erde ehrte. In einer Kulturepoche, die Aurignacien genannt wird – der ältesten Kulturschicht des europäischen Jungpaläolithikums -, tritt der Homo sapiens auf den Plan. Er, der anatomisch dem modernen Menschen gleicht, erschafft als erste Kultgegenstände seiner Art weibliche Figurinen, meist 14-18 Zentimeter groß. Diese Kultobjekte, die vor zwischen ca. 40.000 und 25.000 Jahren ihre Hoch-Zeit hatten, wurden auf sehr ähnliche Art gestaltet und von den Pyrenäen bis zum Baikalsee gefunden.

Weit ausladende Brüste, Gesäße und Oberschenkel zeigen die aus Mammutelfenbein, Kalkstein und Mergel geschaffenen Kultfigürchen, aber – und das ist doch sehr eigenartig – praktisch keine Abbildung der Füße.
1932 entdeckte man in einem offenbar kultischen Zentrum in Kostjenki am Flusse Don gleich 7 solcher recht gut erhaltener Figurinen als kultisches Abbild der Großen Göttin. Daneben eine große Anzahl zu Bruch gegangener und nicht mehr rekonstruierbarer. In einem Hausschrein wurden 3 derartige weibliche Kultobjekte entdeckt.

Venus von WillendorfNicht wenige der Figuren wurden nicht etwa liegend, sondern stehend gefunden. Die Figurinen wurden in den Boden gesteckt. Das Fehlen der Füße hatte also offenbar einen funktionalen Nutzen, denn die so entstandene Keilform der Figurinen erleichterte das Einstecken in Sand, Erde und nicht allzu harten Boden. Das Herausziehen und Einstecken in die Erde war also offenbar kein einmaliger Akt, sonst hätte man eine gestaltete Statuette mit Füßen auch eingraben können. Es war ein ritueller Akt der des öfteren vollzogen wurde. Um zu verstehen, warum, wagen wir einen Sprung über die Jahrtausende und in andere Areale der Erde.

Auf sehr ähnliche Art werden in Sibirien bei den Ostjaken, Jakuten und Golden noch heute Figuren aus Espen- und Lärchenholz geschnitzt. Sie stellen den „menschlichen Uranfang" dar und sind immer weiblich. Wenn die Bewohner einer Hütte zur Jagd ausziehen, so vertrauen sie dem Holzfigürchen den Schutz der Hütte an. Je nach Clan wird auch dieses dazu in den Boden gesteckt. Die in den Boden gesteckte Figur dient gleichsam als Schlüssel, der die Kraft der Erde öffnet und einen magischen Raum kreiert, der die geringen aber umso wichtigeren Besitztümer schützt. Kehren die Bewohner heim, so füttern sie die „Göttin" mit Grütze und Fett und sprechen: „Mach, dass wir gesund bleiben, mach dass wir viele Tiere erschlagen!" Es ist eine typische Anrufung eines Jägervolkes an die schützende und nährende Kraft der Erde. Franz Hančar führt dazu aus: „Geistesgeschichtlich tritt uns damit das jungpaläolitische Venusfigürchen als früher erfassbarer Ausdruck jenes unsterblichen Kultgedankens entgegen, der im Weib die Verkörperung von Anfang und Fortbestand des Lebens, das Gleichnis der Unsterblichkeit des an sich gestaltlosen Stoffes erkennt."

(Franz Hančar: Zum Problem der Venusstatuetten im eurasiatischen Jungpaläolithikum, Prähistorische Zeitschrift XXX.-XXXI. Band, 1939-1940, 1./2. Heft)

Die frühzeitlichen, „Venus" genannten, Figurinen sind damit so etwas wie ein kultischer Schlüssel, mit dessen Hilfe die Kraft der Erde - „Gaia" - gerufen und geöffnet wird, um Haus und Bewohner zu segnen und zu schützen. Der genaue rituelle Ablauf mag in den Jahrtausenden vergessen worden sein und doch trägt er sich als Menschheitserbe offenbar fort bis ins heutige ferne Sibirien mit seiner schamanischen Kultur.

Bilder © Stefan Brönnle

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