Der Begriff „Medizinmann" ist uns vor allem aus den Hollywood-Western bekannt. Wir verbinden mit ihm einen „Heiligen Mann" oder Schamanen. Abgesehen davon, dass es natürlich auch „Medizinfrauen" gegeben hat und gibt: Was hat es mit diesem Begriff auf sich?
Der Ausdruck „Medizinmann" (bzw. medicinman) war die Übersetzung der Weißen für das Chippewa-Wort „Midewiwin". Die Chippewa sind der in den USA ansässige Volksstamm der Anishinabe, eines der größten Indianervölker Nordamerikas.
Die Chippewa bezeichnen das Numinose, Geheimnisvolle, das Mysterium oder das Heilige als Mide. Das davon abgeleitete Verb, also des Praktizierens des Numinosen, der „Magie", ist midewi. Der Zustand des sich im Numinosen, im Mystischen usw. Befindens, wird weiterhin eben als Midewiwin bezeichnet. Midewiwin ist also eine Person, die heilig ist, weil sie sich vollkommen im Zustand des Mysteriums, des Numinosen, befindet.
Dieser Zustand hat Heilungskraft und diese kann übertragen werden, eben übersetzt in westliche Worte „Medizin". Es meint aber stets die spirituelle Ebene, die physische Medizin wird Mashkiki genannt. Die Praktizierenden werden Midew (manchmal auch redundant Mide Midewinini) genannt und die Praktik als Mide. Der „Midew Man" wurde als „Medizinmann" übersetzt. Wie in nichtverwandten Sprachen üblich, gibt es keine unmittelbare Übersetzbarkeit für Midewiwin. Chippewa selbst benutzen häufig die Übersetzung „Spiritual Mystery", also „spirituelles Mysterium".
Insofern ist der „Medizinman" sowohl Heiler als auch Priester, bzw. spiritueller Führer. Er tritt in Kontakt mit den Geistern, die in Midewiwin sind und ihn unterstützen, oder ist letztlich selbst ein solcher und handelt unmittelbar aus dem heiligen Zustand heraus.
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