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Mythische Gestalten zur Winterzeit – Zwarte Piet

08. Dez. 2018 | Von: Stefan Brönnle | Kategorien: Mythische Wesen, Mythen, Symbole, Brauchtum, Rituale | 0 Kommentare

historische Abbildung Zwarte Piet und Nikolaus

Zwarte Piet, der „Schwarze Peter", ist das niederländische Pendant zum „Knecht Ruprecht": Begleiter des Nikolaus (Sinterklaas). Als „schwarzer Moor aus Spanien" wird er üblicherweise von schwarz Geschminkten gespielt, die bunte Renaissancekleider tragen. Er stellt wiederum den „dunklen Begleiter" dar und straft unartige Kinder. Heute allerdings ist er zum Kinderfreund geworden und verteilt Süßigkeiten.

Die Vorlage für die Gestalt lieferte ein von Jan Schenkman geschriebenes Buch von 1850. Die Figur wird heute heftig kritisiert, da sie einen schwarzen Sklaven verkörpert, der für seinen Herren die Schmutzarbeit macht. Ist der Zwarte Piet rassistisch? Rundheraus: JA - Die im 19. Jahrhundert so geformte Gestalt ist es zweifelsohne, doch die Grundlage der Idee einer polaren Kraft, Hell und Dunkel, die zusammenarbeiten, ist viel älter. Wie der Krampus verkörpert die vom „schwarzen Peter" vertretene Kraft die dunkle Jahreszeit. Dass dieser aber die Gestalt eines schwarzen Afrikaners gegeben wurde, ist rassistisch. Insofern ist die in den letzten Jahrzehnten in den Niederlanden mehr und mehr aufkeimende Diskussion über Piet notwendig, denn sie kann dazu verhelfen, den ursprünglichen Brauchtumsimpuls wiederzuentdecken. Immerhin wird die Kraft schon seit dem 16. Jahrhundert – 300 Jahre vor der Gestaltgebung als Moor - im Brauchtum vertreten. Weniger sinnvoll, weil viel weiter von der ursprünglichen Symbolik wegführend, ist die neue Tradition, Zwarte Piet rot oder grün zu schminken.

Die Personifikation der dunklen, polaren Kraft ist ein wichtiger ritueller Schritt, um diese – auch mit ihrer Gefährlichkeit - anzuerkennen. Eine reine Weichspülerei, die die Menschen überall mit Süßigkeiten beschenkt, aber die dunkle Kraft nicht mehr vermittelt, vermittelt ein virtuelles Trugbild, in dem wir uns in der westlichen Zuvielisation bereits zu stark befinden: Wir müssen uns nicht bescheiden, nicht Rücksicht nehmen auf die Urkräfte der Erde, alles fliegt uns zu, alles ist gut. Und genau dadurch ist es es eben nicht! Diese Haltung ist grundlegend für unsere Leichtfertigkeit des Konsums und der Umweltzerstörung. Die dunkle Kraft, der Winterdämon, die Urkraft der Natur muss gesehen, respektiert und anerkannt werden, um die Balance zu erhalten.

Insofern ist die Rassismusdebatte um Zwarte Piet ausdrücklich zu befürworten, denn es geht nicht darum, einer menschlichen Rasse buchstäblich den „schwarzen Peter" zuzuspielen, sondern das zu erkennen, was wesenhaft jenseits des Menschseins existiert.

Bild: Aus: J.Schenkman, S. Niklaas und sein Diener (1850)

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