Väterchen Frost (Djeduschka Moros ) ist vermutlich die grundlegende und nächstgelegene Wurzel unseres heutigen Weihnachtsmannbildes. Die russische Mythengestalt beschenkt in der Neujahrsnacht die Kinder, oft begleitet von seiner Enkelin „Schneemädchen" ( Snjegurotschka). Die Gestalt ist im Volksglauben aller osteuropäischen Länder verbreitet. Das magische Zepter von Väterchen Frost lässt alles, was es berührt, gefrieren. Sein Schlitten wird von Rentieren (oder Schimmeln) gezogen.
Entgegen manchen Behauptungen, ist Väterchen Frost nicht ein sozialistischer Ersatz für den christlich geprägten Weihnachtsmann aus dem 20. Jahrhundert, vielmehr bietet er für diesen die Grundlage (oder eine der Grundlagen). Die mythische Gestalt ist seit vielen Jahrhunderten in den Mythen und Märchen nachweisbar. Durch die Datenverschiebung beim Ersatz des julianischen durch den gregorianischen Kalender verschoben sich auch die orthodox-weihnachtlichen Mythen und Rituale auf das Sylvesterfest (nach gregorianischem Kalender). Das Volksbrauchtum blieb also interessanterweise zeitenträu, auch wenn sich der Kalender geändert hatte.
Väterchen Frost ist eine typische Winterpersonifikation. Als Winterkönig bildet er das Pendant zum Sommerkönig. Die Kälte steht der Fruchtbarkeit gegenüber. Auch sein ursprünglich eisgrauer, mit Blautönen durchzogener, Mantel sind – neben seinem Namen – Beleg genug dafür.
In sozialistischer Zeit wurde das Brauchtum um Väterchen Frost nach anfänglicher Ablehnung gefördert, um dem christlichen Weihnachtsfest etwas entgegenzustellen. Das neu kreierte „Jolkafest" (am Silvesterabend) wurde in Russland so erfolgreich, dass auch nach Wiedereinführung des Weihnachtsfestes die meisten Russen daran festhielten.
Bild gemeinfrei: Wiktor Michailowitsch Wasnezow: Großvater Frost (Дед Мороз) 1885
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