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Erde und Mensch: Das Märchen Die sieben Raben

15. Okt. 2018 | Von: Stefan Brönnle | Kategorien: Geomantie, Mythen, Symbole, Ahnen, Märchen, Astronomie, Jenseits | 0 Kommentare

Rabe zwischen den Sternen

Märchen sind Mythen mit einer tiefen Symbolik. Sie greifen zurück auf kulturelle seelische Erfahrungsschätze. Viele dieser Seelenerfahrungen reichen dabei weit in die grundlegende Beziehung von Erde und Mensch hinein. In dieser Reihe wollen wir dem geomantischen Gehalt einiger Märchen nachspüren.


Wer das Märchen nicht kennt und noch einmal lesen möchte, findet es HIER

Das Märchen Die sieben Raben reicht weit zurück in unser Verhältnis zu den Sternen und dem mit ihnen verbundenen Weg der Seele: Nach sieben Söhnen wird einem Ehepaar ein Mädchen geschenkt, doch das Kind läuft Gefahr, die Geburt nicht zu überleben. Darum schickt der Vater die Söhne zur Quelle um das Kind zu taufen. Da es hier um den Inkarnationsprozess der Seele geht, ist es nicht zu vermessen, darin die Urquelle unseres Seins selbst zu sehen. Die Sieben befinden sich also auf dem Weg zum Ursprung, zum Zentrum unseres Seins. Doch der Krug fällt ins Wasser und als die Zeit verrinnt und die sieben Söhne nicht zurückkehren, verflucht sie der Vater: „Ich wollte, daß die Jungen alle zu Raben würden." So nimmt das Schicksal seinen Lauf.

Der Rabe hat eine dreifache Symbolik. Zum einen ist er ein Symbol des Todes und tritt häufig im Kontext der Seelenreise auf. Er überschreitet die Grenze zwischen Dies- und Jenseits, er ist ein Grenzgänger und Seelenvogel. Zum anderen sind Raben Botentiere. Den schamanenähnlichen Gott Odin begleiten die Raben Hugin und Munin (Denken und Erinnern). Auch den keltischen Lugh und den griechischen Apoll begleiten Raben. Letztere sind klassische Lichtgötter. Raben umkreisen aber z.B. auch den Berg Kyffhäuser, in dem Barbarossa ruht. Hier werden sie zum Symbol der Zeit, oder gar der Ewigkeit. Seelenvogel, Botentier v.a. von Lichtgöttern und Zeit- und Ewigkeitssymbol – all das vereint das Symbolbild Rabe in sich.

Die „Sieben Sterne" sind das Siebengestirn der Plejaden. Sie liegen nahe der Ekliptik und so durchwandern die Planeten, Sonne und Mond dieses sogenannte „Goldene Tor der Ekliptik". In den Mythen erneuern sich die in den Planeten verkörperten Götter dadurch selbst. Als Schultersterne des Sternbild Stiers stehen sie dem Wandlungs- und Todessternbild Skorpion gegenüber. Es sind die Sterne, die befähigt sind, die Schwelle des Todes zu überschreiten, die Kraft der Seele zu wandeln und dadurch den ewigen Zyklus der Zeit aufrecht zu erhalten. Hier trifft sich die Symbolik des Siebengestirns mit jener der sieben Raben. Im Märchen harren die sieben Raben nun selbst ihrer Transformation.

Ihre Schwester stirbt nicht. Weil Ihre Brüder zur Urquelle zurückgingen, wurde auch ihr Leben erneuert. Sie wächst auf ohne das Wissen überhaupt Brüder zu haben. Als sie davon erfährt, durchwandert sie die ganze Welt, um ihre Brüder zu finden und zu erlösen. Doch sie kann diese im Diesseits nicht finden. Am „Ende der Welt" gelangt sie buchstäblich in den astralen Raum, sie kommt zu den Sternen (Astra = Sterne): >Da machte es sich geschwind fort und kam zu den Sternen, die waren ihm freundlich und gut, und jeder saß auf seinem besondern Stühlchen. Der Morgenstern aber stand auf, gab ihm ein Hinkelbeinchen und sprach: "Wenn du das Beinchen nicht hast, kannst du den Glasberg nicht aufschließen, und in dem Glasberg, da sind deine Brüder."<

Über den Glasberg kann das Mädchen zu ihren Brüdern gelangen. Als Schlüssel dient ein Hühnerknochen („Hinkelbeinchen"). Dieser mitgegebene „Stab" ist offenbar eine Kostbarkeit. Er kann die „Ewigkeit erschließen". Der alte Name für einen solchen Stab, der die Beziehung von Raum und Zeit zu erschließen imstande war, war das Gnomon. Das Gnomon (wörtlich „Zeiger") war über viele Jahrtausende das wichtigste astronomische Messgerät und z.B. schon im alten Babylon bekannt. Anaximander von Milet bestimmte damit die Sonnenwenden und über die Schattenlänge des Stabes wurde sogar bereits in der Antike der Erdumfang recht genau berechnet.
Als das Mädchen im Märchen realisiert, dass sie diesen wichtigen Schlüssel verloren hat, schneidet sie sich selbst den kleinen Finger ab. Diese etwas gruselige Szene gibt uns tatsächlich einen Interpretationsschlüssel in die Hand. Warum kann der kleine Finger, was das heilige Gnomon kann – Raum und Zeit erschließen?

Grafik: Auffinden des Polarsterns über FingerabmessungenIn der Tat wurde die Hand – und insbesondere auch der kleine Finger – Jahrtausende genutzt, um den Himmelsraum zu erschließen. Der Astronom Peter Apian proklamierte so z.B. 1533 die „Fingerstunden" durch das Abmessen des Firmamentes mit den Fingern (auch „Bauernsonnenuhr"): Strecken wir unseren Arm zu den Sternen, dann gibt uns die Hand und der kleine Finger ein Abstandsmaß, um uns in diesem „astralen Raum" zurecht zu finden. Das Sternbild Großer Wagen ist recht einfach am Himmel zu finden. Der Abstand der Sterne Dubhe und Merak, die den Aufbau an der Hinterachse des Wagens bilden, entspricht in etwa der Länge des kleinen Fingers bei ausgestrecktem Arm. Verlängern wir diesen Abstand 5 mal (5 mal der kleine Finger), so kommen wir ins „Zentrum der Welt" - zum Polarstern. Der Kleine Finger kann uns den Raum erschließen.

Wie können wir mit Hilfe des körpereigenen Gnomons den Glasberg und von hier aus die sieben Raben finden? Wir hatten die sieben Raben bereits als die Plejaden identifiziert. Diese dienen seit Jahrtausenden der Zeitmessung. Sie bilden eine polare Kraft zu Sirius. Für die Beduinen signalisierte der Aufgang der Plejaden den Sommer und der Untergang den Winter und auch für die Hebräer ist das Siebengestirn ein polarer Zeiger der Jahreszeit: „Die Welt kann wegen der Kälte der Plejaden nur deshalb bestehen, weil der Sirius mit seiner Hitze für Ausgleich sorgt." Sirius ist der hellste Stern am Himmel und er ist der siebte Stern in der Nähe zu unserer Sonne. Er gehört zum Sternbild Großer Hund, der als Anubis für die alten Ägypter das Totenreich bewachte. Das bekannteste Gnomon der Antike war in seiner Länge vom Abstand der Sterne Sirius (Sternbild Großer Hund) und Prokyon (der hellste Stern im Sternbild Kleiner Hund) abgeleitet. Dieses astronomische Grundmaß galt in vielen Kulturen als Grundmaß der Stablänge des Gnomons und konnte eben auch mit den Fingern erfasst werden.

Grafik Winterdreieck Sirius-Prokyon und Beteigeuze und die Linie zu den PlejadenNehmen wir nun den Abstand von Prokyon und Sirius – zwischen ihnen erstreckt sich das Band der Milchstraße, die ebenfalls als ein Seelenfluss in den Mythen bekannt ist -, dann bilden diese gemeinsam mit dem hellen Stern Beteigeuze im Sternbild Orion ein gleichseitiges Dreieck. Darum wird in den Mythen der Jäger Orion von zwei Hunden (großer und kleiner Hund) begleitet. Dieses Dreieck ist als Winterdreieck bekannt und bildet in seiner dreieckigen Struktur unseren Glasberg.

Das Mädchen hat mit Hilfe der Sterne den Glasberg gefunden. Nun muss es ihn erschließen, um zu seinen Brüdern zu kommen: Die Spitze des Glasbergs (Winterdreieck Prokyon-Sirius-Beteigeuze) weist zu den Plejaden!

Indem das Mädchen seine Seelenreise zu den Sternen und damit in den astralen Raum antritt wird auch des Menschen Seele zu den Plejaden geführt. Dies transformiert das „Goldene Portal der Ekliptik" und die Brüder werden neu geboren. Die Interaktion von Seelenzyklen des Menschen und dem astralen Raum erneuert auch die Welt.

Das Märchen Die sieben Raben zeigt in einzigartiger Weise wie innig die Seelenreise des Menschen mit den Zyklen der Zeit und der Erschließung von Raum und Zeit verbunden ist. Die Werkzeuge dafür trägt der Mensch am eigenen Körper.

Cover Buch MärchenMehr über die Urmythen der Märchen in:

Märchen – Mythologische Brücke zu einem neuen Erdbewusstsein

Titel-Bild © Stefan Brönnle (Vorlage: NASA, khius/fotolia.com)
andere Bilder © Stefan Brönnle

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