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Hambacher Wald: Ritual der Zerstörung

04. Okt. 2018 | Von: Stefan Brönnle | Kategorien: Geomantie, Rituale, Ökologie, Magie | 1 Kommentare

Braunkohle Tageabbau mit Schatten eines Baggers und Hanfseil

In der Landnahme des „Hambacher Forsts" sind symbolische Akte und Landnahmen zu erkennen, die man als rituell einstufen muss und die erkennen lassen, dass es bei den 200 Hektar Naturwald um viel mehr geht, als ein Haufen Braunkohle.

1. Die Namensgebung

Wie schon in einem früheren Artikel angemerkt, hieß der Wald, der heute so umstritten ist, nicht immer „Hambacher Forst". Sein historischer Name ist „Bürgewald". „Bürge" leitet sich ab vom altsächsischen Begriff borgian, was so viel wie behüten bedeutet. Der Bürgewald war ein ritueller Schutzwald (dazu unten mehr). RWE benannte 1978 den Wald in „Hambacher Forst" um, als ein großer Teil des Waldes durch den Tagebaubetreiber „Rheinbraun" (heute RWE) gerodet wurde.

Rituelle Namensgebungen kennen wir von der Taufe (und ähnlichen auch nichtchristlichen Initiationen), sowie von symbolischen Neugeburten wie der Novizenweihe. Dabei soll die Resonanz des neuen Namens, seinen Träger quasi formen und beeinflussen (aus Sicht des Einweihenden natürlich stets positiv). Solche rituell-initiatorischen Namensgebungen kennen wir aus nahezu allen Kulturen und Religionen: Christentum, Islam, Buddhismus, Hinduismus, sowie zahlreichen schamanische Kulturen.

Auch bei der Landnahme spielt die Namensgebung eine zentrale Rolle: Traditionelle chinesische Gärten erhielten stets einen Namen. So gibt es traditionell chinesische Gärten in Deutschland in Berlin („Garten des wiedergewonnenen Mondes"), Frankfurt („Garten des Himmlischen Friedens") und München („Garten von Duft und Pracht"). Auch die Gestalter europäischer Gärten folgten dem Ritus der Namensgebung. Man denke an Schloss und Park „Sanssouci" (= Sorglosigkeit) in Potsdam. Bei der Landname der Europäer in Amerika, war das rituelle Hissen einer Flagge stets verbunden mit der unmittelbaren Namensgebung des okkupierten Landes: Neu Orleans (New Orleans), Heiliger Franziskus (San Francisco), sowie natürlich der ganze Kontinent: „[I]ch sehe nicht ein, warum nicht (dieser Erdteil) nach dem Entdecker Amerigo, einem Mann von klugem Geist, ‚Amerige', also das Land des Americus oder ‚America' genannt werden soll: denn sowohl Europa als auch Asia sind Namen, die sich von Frauen ableiten." (Matthias Ringmann: Cosmographiae Introductio. 25. April 1507). So wurde in der Namensgebung Amerikas eine bewusste Patriarchalisierung rituell eingeleitet.

Schon die Benennung „Bürgewald" war ritueller Natur. Wie der Wald zuvor genannt wurde, verliert sich in der Geschichte. 1978 benannte man die zu rodenden Waldflächen des Naturwalds flux in „Hambacher Forst" um. Zunächst verliert der Wald dadurch seine Schutzwirkung und „Bürge" wird gestrichen. Obgleich „Wald" und „Forst" scheinbar synonym verwendet werden, ist ihre Konnotation doch eine völlig andere. Wald geht aus einer natürlichen Vegetation hervor, ein Forst dagegen ist anthropogen, menschlich-künstlich, erschaffen. Durch die Umbenennung von „Wald" in „Forst" wird die Wertigkeit bewusst zerstört. Dies ist all jenen, die sich um Erhalt oder Zerstörung des Waldes zanken, sehr wohl bewusst. Der Greenpeace-Sprecher Christoph von Lieven: „Alleine schon die Umbenennung des früheren Bürgewaldes in ‚Hambacher Forst' ist eine Abwertung des ursprünglichen mit ökologisch wertvollen Pflanzen- und Tierbestandes vollen Waldstücks, welches von RWE jetzt endgültig zerstört werden soll."

2. Die Umhegung

Im 8. Jahrhundert umritt der Barde Arnold (genannt Arnold von Arnoldsweiler, später als Heiliger verehrt) den ihm von Karl dem Großen geschenkten Wald und schuf damit ein Sanktuar, einen rituell geheiligten Raum.
Umschreitungsrituale sind fester Bestandteil rituell-magischer Akte. Üblicherweise an Fronleichnam werden bei uns diese geheiligten Grenzen durch das Umschreiten in einer Prozession erneuert. Doch schon in Ägypten war das Umschreiten fester Bestandteil des rituellen Aktes der Weihung: Im ägyptischen Sedfest erneuerte der König seinen Herrschaftsanspruch. Dazu wurde rituell die Welt neu in Besitz genommen. Der König steckte die Upuaut-Standarte in das Feld. Sie war das Symbol der Weltenmitte und der axis mundi. Diese Standarte wurde sodann vom König viermal, entsprechend den vier Haupthimmelsrichtungen der Welt, umrundet. Dies kam der Neugeburt des Königtums gleich. Der heilige Herrschaftsraum war erneuert.
In Rom bildete das Pomerium eine solche sakralrechtliche Grenze, die der Linie der Servianischen Mauern folgte. Sie wurde durch weiße Steine, die cippi, markiert und rituell initiiert. Egal ob Wicca-Ritualplatz, indianisches Medizintrad, christliche Kirchweih, das Umschreiten – oft verbunden mit dem Umhegen mit einer Schnur, Kette oder Steinen - ist fester ritueller Bestandteil des Aufbau eines Sanktuars, eines heiligen (Schutz)-Raumes.

Nachdem nun die Baumhäuser im Hambacher Wald von der Polizei gewaltsam geräumt wurden, laufen die Vorbereitungen für die Rodung des Waldes durch RWE. Die erste rituell-symbolische Maßnahme dazu? Es wird rund um den Wald ein Graben ausgehoben und ein Seil gespannt. Wie bei einer Kettenkirche wird damit der zu zerstörende Wald eben der Vernichtung gewidmet. RWE-Sprecher Guido Steffen: "Wir werden es nicht dulden, dass Leute – nachdem die Räumung ja offenbar heute abgeschlossen wird – da eindringen und den Wald wieder besetzen." Ein Graben und Wall von insgesamt einmeterfünfzig Gesamthöhe und ein Hanfseil sollen dies physisch verhindern. Wirklich? Oder geht es nicht viel mehr um den nächsten Schritt der rituell-symbolischen Vernichtung eines heiligen Naturwaldes für eine längst im Sterben begriffene Ressource und die damit verbundene zerstörerische, gegen die Erde gerichtete Denkweise? Wird hier der Wald mit Graben, Wall und Seil dreimal eingehegt, möglicherweise für Körper Seele und Geist?

3. Die Zeitqualität

Zeitqualitäten spielen in rituellen Maßnahmen eine zentrale Rolle. RWE legt bei seinem Zerstörungsakt eine große Eile an den Tag. Ursprünglich sollte am 1. Oktober mit der Rodung begonnen. Die Räumungen der Baumhäuser und eine ausstehende Entscheidung des Oberverwaltungsgerichts Münster zur Rechtmäßigkeit der Rodungen verzögerten diesen Stichtag. Nun möchte RWE spätestens am 14. Oktober mit seinem physischen Zerstörungswerk beginnen. Die noch nicht abgebaute Braunkohle würde auch bei einem Rodungsverzicht noch Jahre reichen. Warum die Eile?

Astrologisch steht derzeit die Sonne noch in der Waage. Die Waage richtet ihre Kraft auf das Du, die Umwelt. Doch nicht nur die Sonne, auch der schwarze Mond befindet sich astrologisch gesehen in der Waage. Am 9. Oktober steht der Mond im perfekten Quadrat zu Pluto (dem Herrscher des Skorpions). Transformative Kräfte unterschiedlicher Couleur begegnen sich in einem Tauziehen. Die Herrscherin des „DU", der Waage, die Venus, steht dagegen in der transformativen Kraft des Skorpions. Ab dem 5.10. wird sie rückläufig. Wird diese Transformation zu einem Neubeginn in der Zuwendung zur Erde oder wird die Destruktivität der Erde gegenüber bekräftigt? Waage-Schwarzmond mit Skorpion-Venus.

Am 12.10. wird dann die Sonne exakt im Quadrat zu Pluto stehen. Häufig kommt es unter diesem Aspekt zu Trennungen, indem eine höhere Macht in das Schicksal eingreift. Welcher Macht unterwirft man sich, welcher werden Opfer dargebracht? Jeder Tag später, verschlechtert die Karten für ein destruktives Ritual.

Egal wie es physisch für den Hambacher Wald ausgehen mag, wie wir uns in diesen Zeiten für die Erde und ihre Wesen einsetzen, ist ein entscheidender Faktor für das Verhältnis Erde und Mensch.

Bild © Stefan Brönnle (Grundlagen annaborkum & mitifoto/fotolia.com)

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Kommentare

Uta ReichenbergerUta Reichenberger

Die Natur hat keine Stimme…



Die Natur hat keine Stimme

Und spricht nicht in Worten zum Mensch,

gleichwohl drückt sie sich aus

in Konsequenzen, Bildern und statistischen Werten,

die gemessen, bewertet und beachtet werden müssten,

wenn da nur wer wäre, mit Einsicht und Macht,

Zerstörung zu bremsen, das Leben zu schützen,

in all seiner Vielfalt und Pracht.





Die Natur hat keine Stimme,

kein Wahlrecht im Staat, keine Macht,

sie hat keinen Anwalt, kein Militär und kein Kapital,

sie ist Kapital.



Die Natur braucht viele Stimmen

von fühlenden Menschen,

die erkennen und sehen, was geschieht,

und die gewählten Vertreter des Volkes

verlieren an Macht, wenn sie tatenlos dulden,

dass das Volk und der Boden, der Mensch und der Wald

die Gesundheit verlieren und Kraft.



Uta Samiri Reichenberger am 5.10.2012.



Solange die Solidarisierung der Betroffenen misslingt, haben sie auch keine Macht...



"DIVIDE et IMPERA", "Teile und herrsche" war schon immer ein probates Mittel, Machtinteressen von oben nach unten durchzusetzen, auch wenn sie verhängnisvolle Folgen hatten. Das ist heute nicht anders als zur Zeit der Römer....

Mit besten Grüßen

Uta Samiri Reichenberger

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