Es gibt ein Musikinstrument – oder besser einen „Tonerzeuger" - der scheint so alt zu sein wie die Menschheit selbst. Die Musikwissenschaft bezeichnet ihn als das "vielleicht älteste, weitverbreitetste und heiligste religiöse Symbol auf der Welt": Das Schwirrholz.
Das Schwirrholz, englisch Bullroarer, ist ein meist ovales bis fischblasen- oder vulva-förmiges flaches Holz von 15 bis 50 cm Länge, das an einer ein bis zwei Meter langen Schnur im Kreis gewirbelt wird und dabei einen tiefsonoren Brummton von sich gibt. Durch die entstehenden Luftwirbel und den so erzeugten Klang des „Wirbelaerophons" werden Töne erzeugt, die keinem anderen Musikinstrument ähneln und die auch bei Wind über weite Entfernungen hörbar sind.
Schwirrhölzer sind seit dem Jungpläolithikum bekannt. Abbildungen fand man in Göbekli Tepe (ca. 8000 vor Chr.), in Stellmoor/Schleswig Holstein und in der Dordogne/Frankreich. Die gefundenen Schwirrhölzer waren aus Elfenbein, Knochen und Geweih gefertigt. Noch heute sind Schwirrhölzer fester Bestandteil des Gebrauchs schamanisch orientierter Völker in Papua Neuiguinea, Australien, Afrika, Asien, sowie in Nord- und Südamerika. Damit gehört das Schwirrholz nicht nur zu den ältesten, "Musikinstrumenten" der Welt, sondern ist zugleich das am weitesten verbreitete.
Nach der Vorstellung der Aborigines verleiht der Byamee, ein als Waran symbolisierter Schöpfergeist aus der Traumzeit, dem Bora-Bora, Bugurum oder Tjuringa – so die Namen des Schwirrholzes in Australien – seine Stimme. Die Aborigines sehen im Tjuringa sogar eine Art Alter Ego, also eine Art Spiegelselbst seines Besitzers. Die Bori und Dodo in Nigeria nutzen das Schwirrholz in ihren Riten, bei denen die Geister Besitz von ihnen ergreifen, v.a. Frauen sollten bei den männlichen Kulten durch das Brummen vom Ritualort ferngehalten werden. Durch die weitreichende Wirkung des tieffrequenten Schalls wurde das Schwirrholz aber auch zur Kommunikation über größere Entfernungen eingesetzt. Vor allem aber zur Kommunikation mit dem Ahnen dient das Schwirrholz offenbar weltweit. In der antiken Legende um Dionysos besitzt das Kind der Persephone als eines seiner Spielzeuge ein Schwirrholz, worin der starke Bezug zur Unterwelt (Persephone war eine Toten-, Unterwelt- und Fruchtbarkeitsgöttin) offenbart wird.
Was macht das Schwirrholz so besonders? - Schon seine Form ist – wie oben erwähnt – häufig mandorlaförmig, gleicht also auch der weiblichen Vulva. Rituell scheint es dazu genutzt zu werden in einen Schwellenzustand zu gehen und die Schwellen hin zur „Großen Göttin" zu überwinden. Es dient also dazu, die „Rückkehr in den Mutterleib" (regressus ad uterum) zu zelebrieren. Mythologisch befinden sich im „Bauch der Erde" auch die Ahnen und so wird das Schwirrholz zu einer Brücke in eben diese Ahnenwelt. In vielen mythologischen Vorstellungen besitzt jeder Lebende in der Unterwelt ein „Spiegelselbst", eine Art Schatten, der den Kontakt zu den Ahnen aufrecht erhält. So wird die symbolisch-mythologische Nutzung des Tjuringas in Australien als Spiegelselbst erklärbar. Die Brücke zur Ahnenwelt steht für den Spirit selbst.
Schwirrhölzer erzeugen je nach Größe, Form und Drehgeschwindigkeit einen Ton von ca. 80 Hz. Dieser tiefe bassartige Sound hat interessante körperliche und psychische Wirkungen auf den Menschen: 80 Hz scheinen im tieffrequenten Bereich tatsächlich eine Schwellenfrequenz darzustellen. Ab 80 Hz und darunter wird es für das menschliche Ohr sehr schwer bis unmöglich die Herkunft der Töne lokalisieren zu können. Der Ton scheint von überall zugleich zu kommen, so dass man das Empfinden hat, im tonerzeugenden Resonanzraum selbst zu stehen. Ab der Schwelle von 80 Hz kommt es zu Körperresonanzen, die wie bei einer Dauerbelastung durch tiefvibrierende Maschinen durchaus Gesundheitsschäden hervorrufen können, kurzfristig aber den ganzen Körper in den Klang mit einbeziehen. Die Frequenz von 80 Hz führt darüber hinaus bei Männern langfristig zu einem Aufbau von Muskelmasse, während der Sound vor allem auf Frauen eine aufputschende Wirkung besitzt.
Halbiert man die Frequenz, bildet also eine tiefere Oktave, so kommt man zu 40 Hz. Nach den Forschungen des Neurologen Prof. Dr. Rodolfo Llinas von der New York University kommt es bei 40 Hz zu einem „Bindemechanismus" im Gehirn, bei dem schlagartig alle eintreffenden Wahrnehmungen (Geruch, Bewegung, Bewusstsein, Farbe usw.) zu einer einzelnen verschmolzen werden. Dr. Charles Gray und Dr. Wolf Singer konnten vertiefend feststellen, dass sich bei 40 Hz vermehrt die Neuronen im Gehirn synchronisieren. Nun kommt es beim Schwirrholz beständig zu Ober- und Untertönen, die mit dem Grundton von ca. 80 Hz in harmonikaler Resonanz stehen. Die Oktave ist dabei einer der wichtigsten harmonikalen Resonanzfrequenzen. Kurz gesagt 40 Hz schwingen beständig mit. Rechnen wir die Frequenz von 80Hz in eine Wellenlänge um, so kommen wir auf 1,071875 Meter. Rechnet man diese Wellenlänge wiederum durch Oktavierungen um in die nutzbaren Grifflängen der physikalischen Radiästhesie, so erhalten wir
- 3,35 cm LA: Einen Wert, der die Resonanz des Siliziums in unseren Knochen anzeigt. D.h. unser gesamtes Skelett räsoniert mit dem Grundton des Schwirrholzes.
- 6,7 cm LA: Einen Resonanzwert, der in der Geomantie als „Heilige Strahlung" bekannt ist.
Das Schwirrholz besitzt also tatsächlich einige interessante physiologische Resonanzwirkungen auf den Menschen. Die Tranceerfahrung erzeugt eine tiefe Verbindung mit der Erde und den Ahnen. Die lebenserhaltenden magischen Eigenschaften, die dem Schwirrholz in verschiedenen schamanischen Traditionen nachgesagt werden, offenbaren es als ein uraltes universelles Werkzeug des menschlichen Bewusstseins, das eng mit der Menschwerdung verbunden scheint.
Trete in engen Kontakt zu den Ahnen und erfahre die Erde als lebendiges Wesen
Circle of Soul
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