Der Mittelberg stellte für eine Kultur vor etwa 4000 Jahren – wie der Name schon sagt – die Mitte einer Landschaft dar. Auf dem Mittelberg bei Nebra wurde die berühmt gewordene Himmelsscheibe von Nebra gefunden.
Die 32 Zentimeter durchmessende Himmelsscheibe war vermutlich Kultobjekt und wissenschaftliches Instrument zur Zeitbestimmung in einem. Mit dem sichtbaren Horizontkreis der Landschaft offenbarte der Bronzekreis die Verbindung von Zeit und Raum. Zur Sommersonnwende geht die Sonne vom Mittelberg aus gesehen genau hinter dem Brocken unter!
Solche Korrelationen, in denen sich der Ort mit besonderen Markern des Horizonts - wie hier dem auffälligen Brocken -, der Bewegung des Himmelsraumes und dadurch mit dem Zeitenzyklus verband, wurden für unsere Ahnen oftmals als heilige Orte verehrt. So ist der Mittelberg in gewisser weise die Mitte der Welt. Zur Sommersonnwende wurde diese heilige Verbindung offenbar:
Die Himmelsscheibe interagierte wie eine Art Rechenschieber oder Kompass mit der umgebenden Landschaft – mit dem Mittelberg im Zentrum: Stand man auf dem Mittelberg und hielt die Scheibe waagrecht so, dass eine gedachte Linie vom oberen Ende des linken Horizontbogens zum unteren Ende des rechten Horizontbogens genau auf den in 85 Kilometern Entfernung sichtbaren Brocken wies, so konnte man über die Endpunkte der Kreisbögen die Sonnenstände zu den Sonnenwenden vorhersagen. Die vergoldeten Kreissegmente auf der Himmelsscheibe von Nebra geben mit Ihren Endpunkten also die Auf- und Untergangspunkte der Sonne an den Tagen der Sonnenwende und damit ihr nördlichstes und südlichstes Extrem im Raum Nebra an.
Obgleich der kultische Zweck sicher weit über diese kurze Beschreibung hinausreichte und auch weitere astronomische Visuren wie z.B. auf die Plejaden wahrscheinlich sind, zeigt dieser Beitrag bereits wie sehr Landschaft und Himmelskuppel, Raum und Zeit, für unsere Ahnen an bestimmten Orten kulminierten. Zeit und Raum waren weitaus mehr als rationale Kalendersysteme und Karten, sie offenbarten, dass unsere Erde, die Landschaft, die wir bewohnen, sinnhaft ist, dass wir nicht in einer mathematischen Zufälligkeit leben, sondern Kosmos, Erde und Mensch ein schöpferisches Ganzes bilden.
Wer auch heute noch hinausgeht und von der nächsten Erhebung, oder auch nur von seiner Haustüre aus, beobachtet, wo zur Sommer- oder Wintersonnwende, zur Herbst- und Frühjahrs-Tagundnachtgleiche, die Sonne auf- und untergeht und welche Horizontmarken mit diesem Ereignis verbunden sind, der geht erneut einen großen Schritt auf diese innere Verbindung von Erde und Mensch zu.
Bilder © Stefan Brönnle
Vorlagen:
Grafik Himmelsscheibe: Rainer Zenz/Wikipedia
Titelbild Himmel digistore24 freshfotos
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