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Der Dualismus von Gut und Böse und Wiederbegegnung mit der Erde

20. Apr. 2018 | Von: Stefan Brönnle | Kategorien: Mythen, Symbole, Erde, Ethik, Götter | 0 Kommentare

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Unsere Kultur ist tief, sehr tief, mit dem Dualismus verbunden. Dieser scheint eine der fundamentalen Säulen des Patriarchats zu sein, weshalb er auch bereits in den vorchristlichen patriarchalen Kulturen zu finden ist und die Grundlagen ihrer Mythen bildet. Da die Schrift und damit die Aufzeichnung der Mythen aber erst in patriarchaler Zeit begonnen hat, scheint alles die Existenz dualer Kräfte im Universum zu belegen: Gut und Böse.

Wir können aber in der Art der Veränderung mythologischer Bilder erkennen, dass das Böse an sich im permanenten Wandel ist. Götter, die einst hoch geehrt waren, werden zum Ausdruck des Bösen und prägen dadurch wiederum bis heute unsere seelischen Bilder.

Osiris und Seth

Seth und OsirisSeth stellt (zumindest ab den mittleren Reichen) in Ägypten den „bösen Bruder" des Osiris dar. Dem Mythos nach tötete und zerstückelte Seth seinen Bruder Osiris und verstreute die Körperteile über das Land. Doch Isis lässt Osiris wieder auferstehen. Dadurch wird Osiris auch zum Fruchtbarkeitsgott. Deutlich wird der Dualismus hier auch im Mythos der Kampfes der beiden göttlichen Brüder: Osiris erhielt von seinem Vater das fruchtbare Unterägypten im Norden, „denn er erwies sich als tüchtig und klug". Seth dagegen erhält das weniger fruchtbare Oberägypten und wird daher von Neid ergriffen. Mehrere Forscher sehen in diesem Mythos auch die Auseinandersetzung der Völker Ober- und Unterägyptens mit dem letztendlichen Sieg Unter- über Oberägyptens.

Seth war einst der Gott Oberägyptens, des Südens. Hier galt Seth als Schutzgott der Oasen. Als Sohn der Himmelsgöttin Nut und des Erdgottes Geb, geht seine Herkunft unmittelbar auf eine vordualistische Verehrung von Himmel und Erde zurück. So taucht Seth bereits in der Naqada-Kultur (4000–3500 v. Chr) auf und Könige wie Sethos I. und Sethos II. sowie Sethnacht führten seinen Namen. Das Kultzentrum des Seth lag in Nubt, das vielleicht auch die früheste Hauptstadt von Oberägypten und seines Volkes war.
Nach dem Friedensschluss zwischen Ober- und Unterägypten und der Vereinigung unter einem einzigen Pharao, stehen Seth und Osiris zunächst gleichberechtigt nebeneinander. Doch die Herrscherschicht und v.a. Priesterschaft Unterägyptens setzt sich bald durch. So steht der Kampf zwischen Osiris und Seth bald für die dualistischen Kräfte Herrschaft und Chaos, Leben und Sterben, Eintracht und Zwietracht. Seth wurde BÖSE.

Pan und Apoll

Im antiken Griechenland ist Pan Gott des Waldes und der Natur. Eng mit der Natur verbunden wird er mit den Ägipanen, den Ziegenbeinen, abgebildet. Seine Hörner weisen ihn als mit göttlicher Kraft begabt und strahlend aus (siehe unseren Beitrag „Die Macht der Hörner"). Einer seiner Hauptkultorte ist der Berg Lykaion in Arkadien. In späteren Mythen gehört Pan auch zum Gefolge des Gottes Dyonisos, dem Gottes der Fruchtbarkeit und der Ekstase, die davor Pan selbst zugeordnet waren.
Doch auch Pan tritt in den dualistischen Wettstreit. Sein Kontrahent ist der Sonnengott Apoll. Der lichte, helle Heros. In Ovids Metamorphosen kommt dies im musikalischen Wettstreit zwischen den beiden Göttern zum Ausdruck. Der Berggott Tmolos, der sozusagen zwischen Himmel und Erde steht, tritt als Richter auf. Naturkräfte der Erde treten in den Wettstreit zur kosmischen Sonne, der Körper mit dem Bewusstsein. Sieger ist natürlich Apoll, da sein Instrument, die Lyra „über der Panflöte stehe".
Der Himmel siegt über die Erde. Obwohl der patriarchale Dualismus bereits erkennbar wird, ist Pan im antiken Griechenland noch nicht „verteufelt". Dies erledigt erst später das Christentum.

Teufel und Christus

Im Christentum ist der Dualismus in Europa auf seinem Höhepunkt angekommen. Dem wiederum stark solar geprägten Christus wird hier der Teufel (in verschiedenen Ausprägungen als Satan, Luzifer etc.) gegenübergestellt. Als Grundlage für das Teufelsbild mit Hörnern und Ziegenbeinen dient als Vorlage das mythische Bild des Gottes Pan, wie z.B. auch die Abbildung im Satanischen Tempel in Detroit sehr schön zeigt. links Baphomet (Satan), rechts PanChristus geht also in die Rolle Apolls und der Teufel in die Pans. Der Mythos setzt den Dualismus fort und überhöht ihn sogar. Der dionysische Rausch erhält eine Umdeutung als sündhaft bewertete Wollust.
Auf der anderen Seite bedient sich das Christentum auch am Dualismus des Parsismus. Der Parsismus (auch Zoroastrismus) hatte im iranischen Hochland um 1000 v. Chr. seine Wurzel. Der gute Gott Ahura Mazda tritt in Konkurrenz zum Dämon Ahriman. Das Sanskritwort deva („die die Gott dienen") für ein göttliches Wesen wandelt sich einerseits etymologisch zur Wortwurzel deus (lateinisch für Gott), auf die sich auch altgriechisch Zeus und germanisch Ziu oder Tyr beziehen lassen, andererseits zum frühromanischen diuvalus. Dieses bildet wiederum die Wurzel für diabolus und dieses wiederum für das althochdeutsche tiufel, tiuvel, tievel und schließlich Teufel.
Auch hier kommt es zur Negativierung einst positiv besetzter und verehrter göttlicher Wesen.

Gleiches geschieht dem Dämon. Heute eindeutig negativ besetzt, leitet sich das Wort vom griechischen δαίμων daimon ab. Der Daimon in der griechischen Mythologie war eine Benennung allgemein für nichtkörperliche Gestalten wie Ahnen und Schutzgeister. Die Seelen der Menschen im mythischen Goldenen Zeitalter wurden daimones genannt.

Loki und Baldr

In der germanischen Mythologie sind ähnliche Dämonisierungen nachweisbar. Allerdings besteht auch hier die Problematik, dass die meisten Mythen erst nach dem Kontakt der Völker, die die nordische Mythologie nutzten, mit dem Christentum überhaupt in Schriftform gefasst wurden. Daher sind diese zum Zeitpunkt der Niederschrift bereits deutlich dem christlichen Dualismus ausgesetzt gewesen.

Im germanischen/altnordischen Mythos ist es Loki – der je später ein Text verfasst wurde, umso „böser" erscheint -, der wiederum die Licht- und Sonnengestalt Baldr tötet, bzw. dessen Tod bewirkt. Baldr ist unverwundbar, außer durch die Mistel. Loki legt dem blinden Hödur einen Pfeil aus Mistelholz auf den Bogen und überredet ihn, diesen auf den doch „unverwundbaren" Baldr abzuschießen. Der Tod Baldrs wird als der Beginn des Weltenendes Ragnarök angesehen. So wird Loki gerne im christlichen mit Luzifer assoziiert und damit deutlich verteufelt. Doch Loki ist in den germanischen Mythen nicht böse. Er wird von den anderen Göttern meist herangezogen, um aussichtslose Situationen zu retten. Eine andere Namensvariante des Loki ist Loptr, altnordisch „der Luftige". Dies wird zwar später gerne im Sinne von „sLuftikus" ausgedeutet, ist aber im Kern deutlich älter. Loki/Loptr ist im protogermanischen ein Natur- und Luftgott. Lokis Vater war der Riese Farbauti und damit eine Naturgewalt. So sehen wir erneut als die Wurzel des Dualismus von Gut und Böse den zugrundeliegenden Konflikt von Natur/Erde und Kosmos/Sonne oder von der Erde bzw. dem Himmel zugewandten Kulturen. Als Nachkommen Lokis stehen in diesem Sinne auch keine kosmischen Götter, sondern archaisch-tierische Wesen, Urgewalten und eine „Erdgöttin": Der Fenriswolf, die Midgardschlange, der achtbeinige Hengst Sleipnir und Hel, die Herrscherin des erdbezogenen Jenseitsreiches. Sie werden später negativierend als „Lokis Brut" abgewertet.

Die Wertung von bestimmten Göttern als Gut und Böse zeigt sich als ein Konflikt der Weltbilder, die von jeweils konkurrierenden Völkern getragen wurden. So sehen wir als Wurzel des Dualismus einen tiefsitzenden Konflikt zwischen Himmel und Erde, zwischen Bewusstsein und Stofflichkeit, zwischen Geist und Materie und letztlich zwischen matrifokaler Denkweise und Patriarchat. Eine Rückkehr zu einer erdzugewandten Kultur, einer Geokultur, bedarf darum zwingend der Überwindung des dualistischen Denkens.

Titelbild © Ig0rZh/fotolia.com
Seth/Ositris © wikipedia
Baphomet & Pan gemeinfrei

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