Alljährlich um Ostern kommt die Frage auf, wie denn der Hase dazu kam, die Eier zu legen – oder zumindest zu verstecken. Wie immer bei Symbolen und Bräuchen, lässt sich dies nicht zwingend kausal herleiten. Dennoch gibt es deutliche Hinweise für die symbolische Gemeinsamkeit von Hase und Ei.
Bereits um 2000 vor Christus, als an das Christentum noch niemand einen Gedanken verlor, wurde im alten Babylon das Fest des wiederauferstandenen Gottes Tammuz gefeiert. Schon zu dieser Zeit gehörten Eier als Gaben mit zum Fest. Das Ei ist – man kann beinahe sagen: Wie kein anderes – ein Symbol der Fruchtbarkeit. Aus dem scheinbar leblosen Objekt schlüpft ein Küken, aus dem Tod entsteht Leben. Darum gehörten Eier zu den Grabbeigaben römisch-germanischer Gräber im 4. Jahrhundert. Die ersten Christen übernahmen mit dem mythologischen Motiv des wiederauferstandenen Gottes auch das Ei als Symbol: Wie ein Grab hält es Leben in sich verschlossen, bevor dieses (wieder) geboren wird.
Auch der Hase stand seit Urzeiten in enger Beziehung zur Fruchtbarkeit. Aristoteles und Plinius waren der Ansicht, Hasen wären die fruchtbarsten Tiere überhaupt auf der Welt! Daher war u.a. im antiken Griechenland der Hase bereits ein Attribut der Liebesgöttin Aphrodite und des Gottes der Sinnlichkeit Eros. Weltweit verbindet sich der Hase auch mit der Mondsymbolik: In einer chinesischen Legende wird der Hase als Dank für seine Tapferkeit (!) auf den Mond versetzt. In unglaublich ähnlicher Art versetzte in einem aztekischen Mythos Quetzalcoatl den Hasen auf den Mond. Darum wird der Hase auch zum Attribut ursprünglicher Mondgötter wie Hermes.
Im Osterfest verbinden sich Hase und Ei. Das Osterfest – und zwar auch in den vorchristlichen Vorläufern – ist ein Fest des wiedererstandenen Jahres und der Fruchtbarkeit: Der Jahreskönig ersteht wieder. Das Frühlingsfest war dabei stets mit dem Frühlingsvollmond verbunden. Erst die katholische Kirche verschob – um ja keine Bezüge zum Heidentum erkennbar werden zu lassen – das Osterfest auf den ersten Sonntag NACH Frühlingsvollmond. Die Fruchtbarkeit des Eis und des Hasen verbinden sich hier in der Mondsymbolik: Im Mond (in den großen sogenannten „Meeren") ist als Pareidolie ein Hase und ein Ei erkennbar, weshalb der Mythos Hase und Mond auch weltweit anzutreffen ist.
So legt der Hase sein Ei eigentlich auf dem Mond – oder versteckt es dort, wenn der Mond wieder abnimmt.
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Pareidolie: Wikipedia
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