Zum Räuchern bedarf es eines Gefäßes. Grundsätzlich eignet sich dafür jedes hitzebeständige Gefäß, ob nun Teller oder Kokosnussschale. Doch Räucherschalen sind auch rituelle Instrumente. Die Wahl der genutzten Räucherschale ist natürlich eine Frage der persönlichen Affinität. Darüber hinaus aber wirkt rituell gesehen natürlich auch die Symbolik der Schale.
Beliebte Räucherschalen stellen Muscheln und Meeresschneckenhäuser dar (wobei hier die Form und nicht die zoologische Zuordnung im Betrachtungsfokus steht.)
Die Symbolik der Muschel
Als im Meer lebendes Tier ist die Muschel in ihrer Symbolik eng mit dem Wasser verbunden. Die Muschel war ein Attribut von zahlreichen Meeresgöttern, aber auch der griechischen Göttin Aphrodite. Das berühmte Bild „Die Geburt der Venus" von Sandro Botticelli lässt die Venus auf einer Muschelschale stehen. Auch die indische Lakshmi, das hinduistische Gegenstück zu Aphrodite, ist mit der Muschel als Attribut verbunden. Die Form der leicht geöffneten Muschel, wie z.B. der Miesmuschel machte diese schon in frühen matrifokalen Gesellschaften zu einem Symbol der weiblichen Vulva. In afrikanischen Stammeskulturen wurden Muscheln daher gerne für Fruchtbarkeitszauber verwendet. Sehr ähnlich wurde in China die Kaurimuschel mit dem absoluten Yin in Verbindung gebracht. Insgesamt steht die Muschel in Verbindung mit dem Gefäßcharakter des Urweiblichen und kann so auch zu einem Synonym der Göttin, der Magna Mater selbst, werden.
Dies wurde auch in patriarchalen Religionen grundsätzlich weiter übernommen. Hier aber wird die Muschel nun zu einem Symbol Gottes. Im Islam ist die Muschel ein Symbol für das Ohr des Gläubigen, der Gottes Wort vernimmt.
Als Räucherschale nimmt die Muschel also rituell die Kraft des Göttlich-Weiblichen, des Wasserelements und der Sexualität und Fruchbarkeit an. Es kommt mit Feuer, Rauch (Luftelement) und Sand (Erdelement) zu einer Verbindung der 4 Elemente.
Die Symbolik der Schnecke
Das Schneckenhaus als Räuchergefäß nimmt, da es sich allein schon wegen der notwendigen Größe um Meeresschnecken-Schalen handelt, die Wassersymbolik ebenfalls auf. Sie erweitert diese Grundsymbolik jedoch in das Lunare hinein. Bei den Azteken verkörperte die Schnecke den Mondgott Tecciztecatl, der die Schnecke als Attribut auf dem Kopf oder dem Rücken trägt. Mit dem zu- und abnehmenden Mond betreten wir den Symbolkreis der Wiedergeburt und der Zyklen. Die Grundform der Schnecke ist die Spirale. So wird die Schnecke zu einem Symbol der beständigen Erneuerung. Im Buddhismus ist die Schnecke ein Symbol für das Samsara, den Sieg über den Kreislauf der Wiedergeburten und das Blasen des Schneckenhorns verkündet die Erleuchtung.
Damit erhält die Schnecke auch kosmische Aspekte. Die Spirale ist bereits in steinzeilichen Ritzzeichnungen ein Symbol für den Kosmos und die Schöpfung selbst. Das sich aus dem Nullpunkt entwickelnde Schneckengehäuse gleicht der materiellen und spirituellen Evolution.
Als Räucherschale nimmt das Gefäß damit rituell die Symbolkraft der Schöpfung auf. Schneckenförmige Räucherschalen eignen sich für Rituale, die neue schöpferische Impulse setzen, oder in denen z.B. mit den Ahnen gearbeitet wird (Symbol der Wiedergeburt).
Für welches Gefäß Du Dich auch immer entscheidest, werde Dir der zugrundeliegenden Symbolik bewusst, denn diese ist essentieller Bestandteil der Rituale.
Bilder:
Sandro Botticelli: Die Geburt der Venus, 1485, gemeinfrei
Räucherschale und Feder am Feuer © Betsy/fotolia.com
Schneckenhaus Räucherschale © LoSa/fotolia.com
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