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8. März: Weltfrauentag

08. März 2018 | Von: Stefan Brönnle | Kategorien: Ökophilosophie, Ethik | 0 Kommentare

Frau vor schwarzem Hintergrund. Daben die Schrift "Weltfrauentag..."

Solange wir ihn brauchen,
stimmt etwas mit unserer Kultur nicht!

Der Weltfrauentag – im Laufe seiner Geschichte auch Internationaler Frauentag, Frauenkampftag, Internationaler Frauenkampftag oder schlicht Frauentag genannt – wird am 8. März begangen. Er geht zurück auf den Anfang des 20. Jahrhunderts (Internationale Sozialistische Frauenkonferenz am 27. August 1910) als sozialistische Organisationen um Gleichberechtigung für Frauen, sowie deren Wahlrecht rangen. Erst 65 Jahre später – 1975 – wurde der erste Weltfrauentag durch die Vereinten Nationen begangen. Die sich gerne demokratisch darstellende Schweiz gestand den Frauen erst 1971 auf Bundesebene ein uneingeschränktes Wahlrecht zu, Liechtenstein sogar erst 1984!

Obgleich sich seit Anfang des 20.Jahrhunderts viel getan hat, ist die Stellung der Frau in unserer Kultur – von asiatischen oder afrikanischen Kulturen gar nicht zu sprechen – der des Mannes nach wie vor untergeordnet. So liegt z.B. der Frauenanteil der Abgeordneten im Parlament mit 31% weit unter der Zahl der Männer. Auch in Deutschland verdienen Frauen für die gleiche Arbeit rund ein Viertel weniger als Männer.

Grundlage dieser statistischen Zahlen der Ungerechtigkeit ist letztlich die patriarchale Haltung unserer Kultur, Frauen seien weniger Wert als Männer. Schon Plato hielt die Frau letztlich für eine Art degenerierten Mann: "Nur Männer sind direkt von den Göttern geschaffen und haben eine Seele. Die Gerechten kehren zu den Sternen zurück, aber von den Feiglingen und Ungerechten kann mit Recht angenommen werden, dass sie in der zweiten Generation in die weibliche Natur übergehen." Die Inkarnation als Frau als karmische Strafe.
Solche patriarchalen Vorstellungen setzten sich bis ins Kirchenrecht fort. Im bis 1916 gültigen Corpus Iuris Canonici hieß es: „Eine Frau, und sei sie noch so fromm und gelehrt, darf weder predigen noch lehren . . . ." Wann genau die katholische Kirche eigentlich der Frau überhaupt eine Seele zugestand, wird bis heute heftig diskutiert.

Verkehrsschild Fußgängerweg mit Man und FrauInsofern ist der Weltfrauentag eine Notwendigkeit, einen Tag im Jahr die Aufmerksamkeit auf dieses Thema zu lenken. EINMAL im Jahr! Wir brauchen ihn, doch solange wir ihn brauchen, stimmt etwas mit unserer Kultur im Kern ganz und gar nicht und wir müssen nicht auf andere Religionen mit dem Finger deuten, denn unser innerstes (kulturelles) Wesen hat die wesenhafte Gleichwertigkeit von Mann und Frau bis heute nicht anerkannt. Da nutzen auch Genderisierungen wie die paritätische Gleichverteilung von Fußgängerwegsschildern mit Männern und Frauen nicht viel. Wenn die Gleichstellungsbeauftragte des Bundesfamilienministeriums Kristin Rose-Möhring heute vorschlägt, im Text der der deutschen Nationalhymne statt Vaterland Heimatland zu singen und das Adjektiv brüderlich durch couragiert zu ersetzen, dann ändert das leider am Kern unser Kultur herzlich wenig. Es sind Spielbälle, die uns ablenken, anstatt den Fokus auf den eigentlichen Kern des Problems zu richten. Denn im Patriarchat geht es um viel mehr als die Missachtung der Frau.

Es setzte dem zyklischen Denken das lineare Denken entgegen und ersetzte das Miteinander von Mensch und Erde durch die Idee der Herrschaft. Das Kulturkonzept brachte mit seiner hierarchischen Grundlage die Sklaverei auf den Weg, die Ausbeutung der Erde und letztlich unser heutiges kapitalistisches Wirtschaftssystem. Das Konzept des HERRschens impliziert immer HERRschende (egal welchen Geschlechts) und BeHERRschte (beider Geschlechter). Wenn sich innerhalb dieser Hierarchie Unterhierarchien wie die Unterordnung der Frau bilden, ist das die brutale Konsequenz eines faulen Grundgedankens. Unsere Vision darf also nicht ein Zustand sein, indem Frauen gleichberechtigt HERRschen, es muss eine Vision sein, in der es keiner BeHERRschung bedarf. Betrachten wir Beispiele wie Margret Thatcher, Ursula von der Leyen oder auch Angela Merkel, dann haben uns herrschende Frauen der Gleichberechtigung keinen Schritt näher gebracht, nicht der von Mann und Frau und schon gar nicht der von Erde und Mensch.

Die Zeit ist daher überreif, sich Konzepte eines philosophischen, spirituellen und auch politischen Miteinanders anzueignen, die die Hierarchisierung durch Solidarität ersetzt.

Ein Weltfrauentag ist ein Seitenblick, so wie ein Tag der Erde oder ein Gedenktag der Sklaverei, wir sollten die Vision einer gerechten, sozialen und erdverbundenen Kultur aber in den Fokus nehmen, denn die Zeit ist überreif, das Begehren nach Herrschaft im Herzen abzulegen.

Bilder © Stefan Brönnle
Grundlage Titelbild: Fotolia

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