Wir feiern heute noch Weihnachten, aber die wenigsten wissen, dass nur wenige Tage davor Wintersonnwende ist. Die anderen Jahreskreisfeste, die Sommersonnwende, die Äquinoktien (Tagundnachtgleichen) und die Zwischenfeste sind im Grunde verlorengegangen. Früher glaubte der Mensch, die Welt würde untergehen, wenn diese Feste nicht zelebriert würden, damit sich die Natur erneuern kann. Heute lachen wir über solchen Aberglauben. Doch die Forschungen von Maria Thun, Stephan Schmidt u. a. haben gezeigt, dass Pflanzen, die zu falschen Zeiten gesetzt werden, leichter erkranken und weniger resistent gegen Schädlingsbefall sind. Dabei genügen oft wenige Tage Unterschied in der Pflanzung oder Saat, um die Pflanzen auch in ihrem Aussehen zu verändern. Die jeweilige planetare Konstellation bewirkt dies. Umgekehrt scheinen sich z. B. Getreidepflanzen (so es sich nicht schon um unfruchtbare Hybriden handelt), wenn sie auf einem Acker sich selbst überlassen bleiben, wieder in ihre Urformen zurückzuverwandeln.
Der von der modernen Landwirtschaft durch Kunstdünger und Pestizide zerstörte Boden kann jedoch die Kräfte der Sterne und Planeten nicht mehr aufnehmen, so wie ein Schichtarbeiter sich mehr und mehr von den Rhythmen der Sonne abkoppelt... und schließlich erkrankt.
Darum müssen landwirtschaftliche Betriebe, die vom anthroposophisch orientierten ökologischen Anbauverband Demeter anerkannt werden wollen, eine Übergangszeit einhalten, in der sich die Böden von der belastenden »konventionellen« Landwirtschaft erholen können. Auch die heute oft schon üblichen genmanipulierten Pflanzen koppeln Teile der Natur noch weiter von den natürlichen Rhythmen der Erde, der Planeten und Sterne ab. Da der Mensch sich davon ernährt, geht diese Abkopplung letztendlich bis in die Zellen.
Der Mensch spielt, wie die Konstellationsforschung zeigt, bei diesen landwirtschaftlichen Rhythmen eine große Rolle. Die von Maria Thun durchgeführten Versuche zeigen eindeutig, dass z.B. Radieschen, die zu unterschiedlichen Konstellationen gesät wurden, völlig anders aussehen und andere Eigenschaften ihrer Struktur und ihres Geschmacks besitzen.
Maria Thun schildert dabei aber auch eine seltsame Begebenheit: Ihre Sekretärin, die eigentlich nichts mit den Anbauversuchen zu tun hatte, bat einmal auch eine Versuchsreihe durchführen zu dürfen. Maria Thun willigte ein, doch, oh Wunder, die verschiedenen Beete zeigten keine Unterschiede! Augenscheinlich wirkt hier der Mensch als eine Art Resonator für die planetaren Kräfte. Ist dieser Resonator nicht richtig eingestimmt, passiert offensichtlich kaum etwas. Dies bedeutet aber, dass die Abkopplung der Menschen von der Natur auch für die Natur weitreichende Folgen hat. Werden dadurch nicht auch die Rhythmen der Erde blockiert, weil der Mensch sich ihnen entzieht? War die Angst unserer Ahnen, die Welt würde untergehen, wenn die Jahreskreisfeste nicht gefeiert würden, so unberechtigt? Was geschieht denn zur Zeit mit der Natur und ihren Kräften, mit Pflanzen, Tieren und ganzen Ökosystemen? Spielt die Natur etwa nicht verrückt? Geht sie nicht unter?
Jahreskreisfeste verbinden den Menschen mit den Rhythmen der Natur, den Rhythmen der Erde und des Kosmos. Sie schlagen eine Brücke in das seelische Erleben der Zeit, von der Zeitquantität weg zur Zeitqualität.
Die Jahreskreisfeste haben, so sie noch im Brauchtum präsent sind, eine christliche Maske bekommen: Die Sommersonnwende ist Johanni, die Wintersonnwende ist Weihnachten, Imbolc, das keltische Zwischenfest zwischen der Wintersonnwende und der Frühjahrstagundnachtgleiche, ist Maria Lichtmess geworden. Viele bedauern dies, denn sie sehen darin einen „geistigen Diebstahl"; dabei ist es eher so, dass nicht durch die Kirche, sondern trotz der Kirche die Feste gefeiert wurden. Das christliche Häublein ermöglichte dies. Und letztlich haben ja auch die Kelten die Feste übernommen. Wer also ist der „Urheber"? Wer der „Dieb"? Ich halte dies persönlich für irrelevant. Welchen Anstrich das sinnliche Erleben der Zeitqualität hat, ob nun keltisch, germanisch oder christlich, ist sekundär.
Problematischer ist, dass die Tage durch die christliche Adaption zeitlich verändert wurden. Das Frühlingsfest, ursprünglich zum ersten Frühlingsvollmond gefeiert (lassen wir dabei offen, ob es eine Göttin „Ostara" gegeben hat oder nicht), wurde ganze bewusst verschoben und das Osterfest auf den ersten Sonntag NACH Frühlingsvollmond gelegt.
Nicht nur das Christentum hat solche zeitlichen Festverschiebungen vorgenommen. In vorislamischer Zeit wurde in Arabien mit dem lunisolaren Kalender gerechnet, der also die Rhythmen von Sonne und Mond einbezog. Dieser wurde in einen rein lunaren Kultkalender durch den Islam umgewandelt, wodurch z.B. die Festlegung des Fastenmonats Ramadan frei im Jahr zu „schwimmen" scheint:
- Der Tag beginnt mit Sonnenuntergang.
- Der Monat beginnt mit dem Neulicht, der ersten Sichtung der Mondsichel nach Neumond. Der Augenschein ist maßgeblich.
- Das Jahr hat 12 Monate, es gibt keine Schaltmonate zur Angleichung des Mondjahres an die Jahreszeiten.
Im Nationalsozialismus wurden neue Kultfeste angestrebt. Statt Imbolc/Maria Lichtmess am 2. Februar wurde am 30. Januar der „Tag der Machtergreifung" gefeiert. Statt Frühjahrstagundnachtgleiche wurden am letzten Sonntag im März die Vierzehnjährigen in die Hitlerjugend feierlich aufgenommen. Beltane wurde am 1. Mai zum „Tag der nationalen Arbeit". Statt Herbsttagundnachtgleiche wurden Anfang September die Reichsparteitage ausgerufen, usw. Lediglich die Sommersonnwende wurde astronomisch korrekt zelebriert, während eine Übersetzung von Weihnachten zum Julfest an den Bedürfnissen der Bevölkerung scheiterte.
Die Neuinzenierung alter Feste knapp neben den kosmisch korrekten Daten hat also durchaus eine alte Machttradition. Den letztlichen Bruch zwischen astronomischen Daten und seelischem Erleben schaffte aber der Kommerz.
Ich persönlich halte das bewusste Erleben von Zeitqualitäten – ob man nun jedes der alten Jahrekreisfeste feiert oder nicht - für essenziell, wenn wir zu einem harmonischen Verhältnis mit der Erde zurückgelangen wollen. Nur wenn wir in einem gemeinsamen Rhythmus atmen, werden wir die Natur letztlich verstehen; so wie Verliebte – wie Experimente zeigten – unbewusst ihren Herzschlag und Atemrhythmus einander angleichen. So lasst uns denn wieder mit der Erde atmen!
Siehe auch: Abkopplung von der Erde und Wiederbegegnung: Die zeitliche Abkopplung
Circle of Soul
Bild © fotolia
Kommentare