Eine wunderbare numinose Stelle weist die ehemalige Klosterkirche (St. Peter und Paul) in Andlau im Elsass auf. Das Kloster wurde um 880 n.Chr. durch Richardis, die Gemahlin Karls III., dem Dicken, gegründet. Sie gab dem Kloster den Namen "Eleon" und verwies damit auf "Eleona", den "Ölberg" in Jerusalem.
Der Legende nach war es wiederum ein Tier, diesmal eine Bärin, die die Stelle wies, an der das Kloster gegründet werden sollte. Richardis, mit der Bärin als Attribut, steht damit in einer Reihe mit anderen "Bärenheiligen" wie dem Heiligen Korbinian, dem iroschottischen St. Kolumban, ja selbst der heiligen Odilia, deren Kloster unweit von Andlau zu finden ist. Denn auch Odilia schlief, wie es heißt, auf einem Bärenfell. Die Bärin als Begleittier der Heiligen (und "Totemtier" der Merowinger) verweist auf die alte keltische Bärengöttin. Der Bär, der sich jeden Winter in die Erde zurückzieht und jedes Frühjahr neu erwacht, gleicht der Kraft der Erde selbst. So ist die Bärin, die die Stelle des Klosters wies mehr als irgendein Tier, sie symbolisiert die Erdkraft schlechthin.
In der Krypta von Andlau nun sieht man eine steinerne Bärin, die ein schlichtes Loch im Boden bewacht. Es sei, so die Legende, die Stelle, an der die Bärin im Boden gegraben hätte, um den Klosterort zu bezeichnen. Das Loch ist heute mit einem hölzernen Deckelbedeckt, der aber von jedermann geöffnet werden kann. Viele Menschen schreiben dieser Stelle noch heute heilende Eigenschaften zu. Es ist der Ort, an dem sich die Kraft des Landes fokussiert, ein Portal zu den Kräften der Erde, zu Bärengöttin selbst. Im Bereich des Loches taucht man ganz in die Kraft dieses Fokusses ein. Verständlich, dass ihm heilende Kräfte nachgesagt werden.
Bild © Stefan Brönnle
Kommentare
Faszinierend, die sichtbaren Hinweise auf unsere schamanische Vergangenheit. Für mich besonders interessant, da ich mich mit Geomantie und Schamanismus beschäftige. Danke für diesen Beitrag