Oft gibt es Objekte, die offenkundig existieren, aber mit mythischen Wesen in Beziehung gesetzt werden. Ein solches Objekt ist der Drachenstein von Rothenburg (LU), der heute im Naturmuseum Luzern zu sehen ist. Von diesem Drachenstein existiert folgende Sage:
Der Bauer Stempflin begab sich 1420 am schwülen und drückend heissen Tag mit seinem Gesinde bei Rothenburg aufs Feld um zu heuen. Sie beobachteten, wie sich von der Rigi her ein scheusslicher Drache näherte. Dieser senkte sich und flog ganz niedrig über die Bauersleute, um dann in Richtung Pilatus weiter zu fliegen. Die Hitze und vor allem der Gestank, den das Fabeltier verbreitete, waren derart stark, dass der Bauer in Ohnmacht fiel. Als er sich erholt hatte, bemerkte er, dass der Drache in seiner Nähe etwas fallen gelassen hatte. Neugierig geworden, gingen er und sein Gesinde auf die «ausgeschwitzte Masse» zu, die sie als geronnenes Blut deuteten. Stempflin stiess mit einem Stock in die sulzartige Masse, sodass diese auseinander fiel. Er fand darin einen Drachenstein.
Dem Drachenstein wurde große Heilkraft nachgesagt. Bauer Stempflin soll den etwa billardkugelgroßen Stein mit nach Hause genommen und gereinigt haben. Geschwungene Zeichen sind darauf zu sehen, die sowohl an Wellen als auch an Flammen erinnern können. Oft wurde der Stein untersucht. Der Geschichtsschreiber Martin Schryber (1509-1531) benannte das Material als „Drakonit", Vermutungen gingen zunächst dahin, dass es sich um einen Meteoriten handeln könnte. Doch weitergehende Untersuchungen im 20. und 21. Jahrhundert mittels Comutertomografie zeigten, dass der Stein ganz aus Ton gefertigt ist. Allerdings weist ein eine leicht erhöhte Radioaktivität auf.
Die Flugrichtung des Drachens in der Legende lässt zunächst an eine geomantische Linie (Drachenlinie, Leyline) zwischen Rigi und Pilatus denken. Beide Berge sind mythologisch stark behaftete Berge östlich und westlich des Vierwaldstetter Sees. Der Pilatus gilt sogar als der örtliche Drachenberg schlechthin. Allerdings liegt Rothenburg nicht auf dieser Linie, sodass die in der Legende benannten Orte ein Dreieck bilden. Teilt man jedoch die Strecke zwischen Rigi und Pilatus im Goldenen Schnitt (Gelber Kreis), so entspricht die Strecke dieses Teilungspunktes zum Pilatus der Strecke Pilatus-Rothenburg.
Gibt der Drachenstein eine Symbolgeometrie in der Landschaft wieder?
Kommentare
Lieber Herr Brönnle,
das Thema Drachen ist schon sehr spannend. Danke für diesen Bericht, der mich auch nachdenklich stimmt.
Ich war vor kurzem in Wien beim Stefansdom und danach im Stift Klosterneuburg. Die Erbauer von Kirchen und Klöstern dürften sie noch gekannt haben, die Wirkung der Drachenkräfte....?
Als Flugdrachen, Erd- Feuer- und Wasserdrachen können wir sie dort ent-decken und bewundern.
Liebe Grüße
Brunhild Griesner