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Magische Berufe – Der Musikant

01. Aug. 2017 | Von: Stefan Brönnle | Kategorien: Mythen, Symbole, Rituale, Schamanismus, Magie, Berufe | 0 Kommentare

Mitelalterlicher Musikant

Berufe sind nicht einfach Jobs. Sie enthalten den „Ruf“ - im Mittelalter „vocatio“ genannt“ - die Evokation. Das Berufensein ist ein magischer Akt, ein Ruf der Götter und so sind viele unserer alten Berufe mit der Magie verbunden….

Der Musikant

Das Wort „Musik“ leitet sich unmittelbar ab von der Kunst der Musen und ist damit schon im Wortkern göttlicher Herkunft. Drei der Musen sollen Töchter des Apoll gewesen sein, der hier nicht nur als Gott der Sonne und des Bewusstseins, sondern auch der Musik auftritt. In einer Version des Mythos zeugte Apoll mit der Muse Kalliope Orpheus, dem Apoll auch das Instrument, die Lyra, schenkte. Unter den Sängern galt Orpheus als der Beste; er betörte Götter, Menschen und sogar Tiere, Pflanzen und Steine. Die Bäume neigten sich ihm zu, wenn er spielte, und die wilden Tiere scharten sich friedlich um ihn, und selbst die Felsen weinten angesichts seines schönen Gesangs. Hier tritt uns der Musikant bereits deutlich als Magier entgegen. Auf Orpheus beriefen sich später auch die Orphiker, einer kultischen antiken Gemeinschaft, die sich durch angeblich auf Orpheus selbst zurückgehende Gesänge auf ein Fortleben der Seele nach dem Tod des physischen Körpers vorbereiteten. Auch dies sind deutlich schamanische Grundelemente. Insbesondere die lange Zeit schriftlosen Kulturen trugen ihr Wissen um die Welt durch Gesänge und Rhythmen weiter. Sie nutzten die Musik zur Beschwörung der Geistwesen, sowie Trommeln, Gesang und Tanz zur Veränderung Ihres Bewusstseins und das Bereisen nichtphysischer Wirklichkeiten.

"Stille, du Musik der Sphären, öffne den Weltinnenraum,
lass die Fernen sich gebären, unserm Sehnen, unserm Traum,
Strahlen der Arkture streifen alle Tiefen, alle Höhn,
Größer noch als Licht und steigen: unhörbares Weltgetön"

(David Colombra)

Knochenflöten, die im Umfeld von Höhlenmalereien in Spanien und Südfrankreich gefunden wurden, sind bis zurück zum Cro-Magnon-Menschen rückdatierbar. Erst viel später, zur Zeit antiker Hochkulturen, löst sich die kultische von der profanen Musik. Und doch blieb der kultisch-magische Charakter der Musik bis heute erhalten. Im Mittelalter unterschied man die Musica mundana (Musik des Kosmos) von der Musica humana (Musik des Menschen).

Zahlreich sind die Schöpfungsmythen, die der Musik, dem Gesang und Tanz Ursächlichkeit in der Entstehung der Welt zuschreiben. Insofern wundert es nicht, wenn die Astrophysik heute vom ursächlichen Ur-Knall spricht: Im polynesischen Mythos existiert im Anbeginn nur Taaora, der das ganze Universum ausfüllt. Doch er fühlt sich einsam und diese Einsamkeit entlockt ihm einen Ruf. Aus dem zurückschallenden Echo stimmt Taaora das erste flüsternde Lied an. Und so ersingt er Meer und Wind, die Töne werden zu Fischen. Taarora ändert sein Lied und ersingt Steine, Sand und Berge, Himmel, Sonne, Mond und Sterne. Er ersingt die Tiere und zuletzt den Menschen.
Die Tongva, die einst das Becken um das heutige Los Angeles und zahlreiche Inseln besiedelten, kennen den Mythos um die Schöpferkraft Quaoar – ohne Gestalt und ohne Geschlecht. Quaoar singt und tanzt alles heute Bestehende ins Leben. Er ersingt Weywot, den Vater des Himmels, und mit ihm gemeinsam ersingt und tanz Quaoar Chehooit, die Mutter Erde und weiter und immer weiter die ganze Welt.

"Schläft ein Lied in allen Dingen, die da träumen fort und fort.
Und die Welt hebt an zu singen, triffst du nur das Zauberwort."

(Joseph von Eichendorf)

Im finnischen Mythos „Kalevala“ trieb Luonnatar im endlosen Meer. Auch sie ersingt einen weißen Vogel, der ein Ei legt, das zerbricht und aus dessen Schalen sich Erde und Himmel bilden. Gemeinsam mit dem Weißen Vogel singt Luonnatar das Schöpfungslied.
In der hinduistischen Mythologie ist die Welt durch den Tanz des Gottes Shiva entstanden und wird auch durch einen Tanz zerstört. Für indische Musiker sind die Ragas, die musikalische Grundstruktur, „Klangpersönlichkeiten“. Ragas gelten als die klangliche Entsprechung der transzendenten Wirklichkeit, die über die Magie der Musik erfahrbar wird. Auch die in Europa geläufigen 7 Töne sind mit den 7 klassischen Planeten der Sphärenmusik verbunden.

Musikanten sind daher Priester, Schamanen und Magier. Die keltischen Barden waren den Druiden gleichgestellt. Sie überlieferten mit ihren gesungenen Geschichten nicht nur Historie, sie schufen Wirklichkeit. Durch Hornflöten, um Harmonie zu erschaffen, oder durch die Carnyx, die Kriegstrompete, in Zeiten des Krieges, um Zerstörung zu bringen – wie Shiva Schöpfung und Zerstörung tanzt.

Diese Magie der Musik, die jeder sicherlich auf die eine oder andere Art erfahren hat, die Magie Heiterkeit, Melancholie und Tiefsinnigkeit durch Töne zu erzeugen, oder sich durch ein Musikstück längst Vergessenes in unsere Wirklichkeit zurückzuholen, machte den Musikanten im Mittelalter – wie schon den Müller – zu einem ängstich beäugten, aber notwendigen „unehrlichen Beruf“.

"Das ist ja das Geheimnis der Musik, dass sie unsere Seele fordert, die aber ganz. Sie stellt über alle Wissenschaften und Sprachen hinweg in vieldeutigen, aber im letzten Sinne stets nur die Seele des Menschen dar."

(Hermann Hesse)

So werden viele magische Rituale bis heute gesungen und magische Sprüche in rhythmischen Versen weitertradiert. Der Musikant ist der Magier der Seele, der Herr über den Urimpuls der Schöpfung, der Macht über unsere Gefühle besitzt und so unsere Seele führt wie der Schamane.

Bild © fotolia

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