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Magische Berufe – Die Weberin

30. Juli 2017 | Von: Stefan Brönnle | Kategorien: Mythen, Symbole, Rituale, Schamanismus, Magie, Berufe | 0 Kommentare

Peruanische Weberin

Berufe sind nicht einfach Jobs. Sie enthalten den „Ruf" - im Mittelalter „vocatio" genannt" - die Evokation. Das Berufensein ist ein magischer Akt, ein Ruf der Götter und so sind viele unserer alten Berufe mit der Magie verbunden....

Die Weberin

Das Weben ging aus dem Flechten hervor. Geflochtene, im weitesten Sinne gewebte, Stoffe fand man bereits in neolithischen Pfahlbauten in der Schweiz (5500 v. Chr.) in so präziser und akkurater Ausführung, dass der geflochtene Stoff kaum von späteren Geweben zu unterscheiden ist. Das Weben begleitet das Menschsein von Beginn an. In der biblischen Schöpfungsgeschichte heisst es: „Und sie erkannten, dass sie nackt waren". Diesem Erkenntnisprozess folgt auf dem Fuße das Umhüllen.

Das mittelhochdeutsche Wort „weben", althochdeutsch „weban", meint sich „hin und her bewegen", „wimmeln" und ist schon damit aufs engste mit dem Leben selbst verbunden. In altindischer Vorstellung ist der Atem ein Faden, an dem die Seele angewebt ist. Der „Lebensfaden" taucht daher als eines der wichtigsten Symbole der griechischen und römischen Antike beständig auf. Er wird von den drei Parzen, Moiren, oder im Germanischen den Nornen gewoben.

Unser Wort „weben" lässt sich aber noch weiter etymologisch zurückverfolgen: Im gotischen scheint vifa (= umhüllen) mit dem altnordischen vif für „Weib" verbunden zu sein, auch wenn dies etyomologisch immer wieder bestritten wird. Im Altdeutschen hieß der Webvorgang noch „weiben". Frau und Weben, Weben und Leben scheinen buchstäblich aufs engste verflochten.

Aber auch das Denken und die Sprache sind Bestandteil des Web-Symbols. Wenn wir im Gespräch stocken, „ist der Faden gerissen" oder wir haben ihn verloren. Text und Textil kommen beide aus dem Lateinischen "textere": weben, zusammenfügen. So war die magische Kunst des Webens, des Verflechtens des Lebensfadens stets mit der Wortmagie verbunden. Weltweit dienten vor Erfindung der Schrift Knotenschnüre dazu, Informationen zu bewahren. Das letzte bekannte Beispiel ist die Knotenschrift der Inka. Knoten-, Flecht- und Wortzauber haben im Weben ihren Ursprung.

Die Große Weberin ist darum ein Ausdruck für die Große Göttin, die das Leben erschafft und den Lebensfaden webt. Im japanischen Mythos des Gottes Susanowo betritt dieser die „Heilige Webhalle" der in Japan hoch verehrten Sonnengöttin Amaterasu. Hier webt die Göttin die Gewänder der Götter. Auch die japanische Ama no Tanabatahime („Prinzessin Himmlische Weberin") ist eine Vertreterin der göttlichen Weberin. Im precolumbianischen Teotihuacan wurde die „Spinnengroßmutter" als Große Göttin verehrt. Die Webende Spinne ist ein weltweites Symbol der Großen Schicksalsweberin. Im antiken griechischen Mythos um Arachne (altgr. Ἀράχνη = ‚Spinne') tritt Arachne mit der Göttin Athene in einen Wettstreit der Webkunst, den sie gewinnt. Aus Wut verwandelt Athene sie in eine Spinne. Bei den Hopi ist die Spinne Kokyang Wuuti die Urgroßmutter aller Wesen. Sie bringt den Menschen u.a. den Mond und damit die zyklische Kraft des Lebens. Und bei den Lakota schenkt die Spinne Iktumi den Menschen den ersten verflochtenen Traumfänger als magisches Artefakt.

Wie schon beim Müller galt die gleichmäßig drehende Bewegung des Spinrades und die Rhythmik des Webens als ein Symbol des ewigen Kreislauf des Lebens. Wer das Leben webt, ist Herrin über das Schicksal. Weiben (weben) und wicken (binden, zaubern, wahrsagen) sind eins. Die Weise, die dies beherrscht, ist die wicce, die Hexe (witch). Im Märchen Die 7 Schwäne kann die Schwester ihre verzauberten Brüder befreien, indem Sie jedem ein Hemd aus Nesseln webt. Daher wird Magie „gewoben". Es ist ein Verflechten der Gedanken, Sprüche und Absichten. Die Muster authentischer Kelims, islamischer Gebetsteppiche, peruanischer Ponchos u.a.m. sind magischer Natur. Rituell werden Wünsche, Segen, Schutz und Bannungen – verbunden mit den symbolischen Mustern – beim Webvorgang fest mit dem (Lebens)faden verbunden.

Und heute? Was wirkt die in Slavenarbeit gewebte Massenware, die wir am Leibe tragen, verwoben mit den magischen Zeichen der Firmenlogos über dem Herzen, in uns? Wie verändern wir uns mit ihnen? Gibt es so etwas wie einen materialistischen Zauber?

Die Weberin ist die Magierin des Lebens.

Bild © fotolia: Peruanische Weberin

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