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Das Tier im Menschen

24. Juli 2017 | Von: Stefan Brönnle | Kategorien: Rituale, Schamanismus, Tiergeister, Wahrnehmung, Ethik, Magie, Ritual | 0 Kommentare

Frau hält sich Rinderschädel vor

Mensch und Tier verbindet eine tiefe Seelenbeziehung. Nicht nur evolutionär-biologisch sind wir mit einander verwandt. Mit dem Schimpansen haben wir 96-98 % unserer DNS gemein, mit dem Schwein über 90%, sogar mit Fadenwürmern verbinden uns 75% der DNS-Basispaarketten und mit einer Taufliege immerhin noch 60%! So verschieden sind wir also gar nicht. Deshalb haben wir schon rein genetisch einen Großteil Tier in uns.

Auch psychologisch werden wir wie die Tiere zu einem Großteil instinktgesteuert. Angst, Aggression, Sexualität und Dominanzstreben sind nur sehr bedingt durch die Großhirnrinde, auf die der Mensch so stolz ist, beeinflussbar. Der Einfluss der Urinstinkte ist gewaltig: Der Sozialinstinkt lässt uns Meinungen der Gruppe akzeptieren, die zunächst nicht die unsere sind. Der Nahrungsinstinkt lässt uns lieber nach Süßem als nach Bitterem greifen, wofür die Zuckerindustrie sehr dankbar ist. Auch die Angst und Ablehnung des Fremden – Xenophobie – ist ein Sozialinstinkt, der auch politisch genutzt wird. Studien gehen davon aus, dass bis zu 50% unseres Verhaltens, unserer Entscheidungen und scheinbar flexiblen Meinung instinkthaft ist, was uns wiederum stark mit dem Tier in uns verbindet.

Es wundert darum ein bisschen, warum die schamanische Idee des Krafttieres, des Totemtieres u.ä. meist einfach in die esoterische Ecke gestellt und als Humbug abgetan wird. Die Namensgebungen sind in der Tat vielfältig: Totem, Nagual, Krafttier, Schutztier, Fylgja, Klanwesen, Tierseele,… Defintionen sind daher schwierig, weil die Begriffe in verschiedenen Schulen und Traditionen ganz unterschiedlich genutzt werden. Darum sind folgende Erklärungen auch persönlicher Natur und selbstverständich diskutabel.

  • Totemtier: Das Totem ist eine Art Gruppengeist, dem eine mythisch-verwandtschaftliche Verbindung zwischen einem Menschen bzw. einer Gruppe und einer bestimmten Naturerscheinung – in diesem Falle einem Tier - gemeinsam ist. Der Begriff leitet sich aus der Ojibwe-Sprache des südöstlichen Kanadas ab, in der mit dem Wort ototeman blutsverwandte Geschwister bezeichnet werden. Oft ist das Tier eine Art Ahngeist des Clans, von dem dieser sich auch quasi psychogenetisch ableitet. Wesenhafte Verhaltensähnlichkeiten, sowie physiologische Ähnlichkeiten zwischen Mensch und Totemtier sind hier überaus häufig.

  • Krafttier: Das Krafttier dagegen ist ein eher persönlicher spiritueller Wegbegleiter und Seelengefährte. Es kann als außerhalb des Ichbewusstseins erlebt werden, quasi als eigenständiges Wesen, kann aber andererseits – je nach angewandter Methodik und zugrundeliegender Lehre – auch inkorporiert werden. Im zweiten Fall wird der Mensch vorübergehend sozusagen zu seinem Krafttier. Er wird vom Geist des Tieres gelenkt und man erlebt die Wirklichkeit durch die Augen und die Seele des Tieres. Solche Erfahrungen sind meilenweit vom Krafttierkarten-Ziehen oder von praktizierten „Krafttier-Astrologien“ entfernt. Ein wahres Krafttier kann nicht errechnet oder gezogen werden, es ist das authentische Erleben des Tiergeistes, das „Finden“ des Krafttieres, das zu einem vorübergehenden oder dauerhaften Begleiter in Deinem Leben wird. Möglich ist es im Gegensatz zum Totemtier, dass man in der Tat zu mehreren Krafttieren verschiedener Art Kontakt hat.

  • Fylgia: Die „Fylgia“ - die „Folgerin“ - entstammt der germanischen Mythologie. Meist erscheint das Tier dem Menschen, mit dem es verbunden ist, vor wichtigen Ereignissen: Einer Gefahr, einer Krankheit, einer wichtigen Begegnung oder gar dem Tod selbst. Das Erscheinen kann im Traum geschehen, als wahrgenommenes Geisttier oder auch als real-physisches Tier, das Dir in einer besonderen Weise begegnet und auf sich aufmerksam macht. Obwohl die Gestalt wechseln kann, bleibt die Fylgia doch in den meisten Fällen in seiner Tierform recht konstant, um wiedererkannt zu werden. Die Fylgia stellt eine Art „Schutzwesen“ für den Menschen dar und kann – insbesondere für magisch oder schamanisch Arbeitende – auch als physisches Begleittier beim Menschen Leben. Doch sollte man nicht aus Geltungsdrang jede liebgewonnene Hauskatze als Fylgia betrachten!

  • Nagual: Nagual bedeutet „etwas Verborgenes“, „Maske“, „Verkleidung“ oder „Verhüllung“. Der Begriff stammt aus Mittelamerika und kam über den dortigen Schamanismus zu uns. Die Maya und Azteken glaubten, der Nagual könne in tierischer Gestalt auftreten und sei mit einem Menschen so eng verbunden, dass Tod oder Verwundung immer beide treffe: Nagual und Mensch. Auch Gottheiten wurden Naguale zugeschrieben: So soll etwa der Kolibri der Nagual des Huitzilopochtli gewesen sein. Insofern ist der Nagual sowohl dem Totem als auch der Fylgia sehr verwandt. Er bezeichnet eine Art Alterego, eine Tierseite des Menschen. Nagual und Mensch sind sozusagen wesensidentisch.

  • Schutztier, Klanwesen, Tierseele, u.a. fügen sich auf die eine oder andere Art in die beschriebenen Eigenarten ein. Das Klanwesen ist deutlich als Totem erkennbar, das Schutztier – je nach genauem Auftreten – als Krafttier oder Fylgia, die Tierseele wiederum gleicht Nagual, Totem oder Krafttier – je nach konkretem Erleben.

Wie auch immer wir die tierische Wesenhaftigkeit im Geistfeld des Menschen benennen – und bei allen Unterschieden im Detail – ist der Mensch doch wesenhaft stark mit dem Tier verbunden. Dies hat m.E. auch ethische Konsequenzen: Wie sollte man seinem Nagual Leid zufügen können, ohne nicht selbst zu leiden? Wie sollte man einerseits mit seinem Krafttier – z.B. einem Schwein – arbeiten und dessen Hilfe annehmen und andererseits, das Leiden seiner Artgenossen unterstützen? Würde das Krafttier das „mitmachen“?
Hierbei geht es in meiner persönlichen Ethik weniger darum, ob wir Tiere essen oder nicht [Bevor ein Shitstorm ausbricht: Ich bin selbst seit über 30 Jahren Vegetarier und lebe sogar zu 90% vegan]. Je nach Tradition kann sogar das Essen eines bestimmten Tieres den Kontakt zu diesem stärken, weil man einen Teil der Tierseele mit sich verbindet. So waren bestimmte Totemtiere ebenso rituelle Speise wie Speisetabu. Vielmehr geht es darum, den Umgang mit den Tieren an sich – insbesondere mit den eigenen verbundenen Tiergeistern – einer ethischen Betrachtung zu unterziehen. Argument kann nicht sein: „Weils mir schmeckt“ - so argumentiert könnten wir auch menschliche Babies verspeisen.
Es bedeutet aber auch nicht, dass man mit dem Veganismus jede Verantwortung abgelegt hat, da auch Alternativprodukte ihre ökologischen Konsequenzen haben und somit auf die Tiere zurückwirken. Ethik bedeutet, sich in jedem Moment seines Handelns kritisch bewusst zu sein und Entscheidungen danach auszurichten.
Ich traf einmal jemanden, den ich nur vegetarisch Essen sah, bis ich erfuhr, dass er Jäger ist. Etwas verwundert fragte ich nach. Die Antwort fand ich in hohem Grade ethisch (im obgien Sinne): „Ich esse nur ein Tier, das ich selbst geschossen habe, denn nur bei diesem kann ich sicher sein, dass es nach den hier gegebenen Möglichkeiten frei und ohne zusätzliches Leid gelebt hat.“ Wie auch immer wir uns in unserer Ernährung entscheiden, die Antwort darf nicht vorgefertigt sein, sie sollte ethischer Ausdruck unserer seelischen Verbindung zum Tier sein!

Verbindung zum Schamanismus

Bild © freshfotos

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