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Unsere Pflanzengeister – Der Lebensbaum (Thuja)

17. Jan. 2017 | Von: Stefan Brönnle | Kategorien: Mythen, Symbole, Pflanzengeister | 0 Kommentare

Thuja plicata

Andere Namen: Sadebaum, Seg`nbaum, Thuje, in Amerika auch „weiße oder gelbe Zeder“

Der Lebensbaum stammt aus dem östlichen Nordamerika und kam ca. 1550 nach Europa. Seinen Namen hat die Pflanze von Jaques Cartier, einem französischen Entdecker und Seefahrer. Dieser segelte 1534 mit zwei Schiffen nach Neufundland. 1535 litt seine Mannschaft unter Skorbut. Indianer vom Stamm der Huronen bereiteten aus der Rinde der Thuja einen Tee zu. Das stark Vitamin C-haltige Getränk heilte die Männer schnell, daher nannte Cartier den Baum „Arbor vitae“ (Lebensbaum).

Der botanische Name „Thuja“, der interessanterweise auch im deutschen Sprachraum stärker genutzt wird als „Lebensbaum“ geht zurück auf das griechische „thýein“ (lateinisch tus/thus = Weihrauch), was „ein Rauchopfer darbringen“ bedeutet. Hierin erkennen wir bereits eine der bevorzugten Nutzungen der Pflanze.

Da der Baum erst im 16. Jahrhundert bei uns eingeführt wurde, verschmelzen die Mythen um ihn mit denen der Zypresse (Die Thuja gehört zu den Zypressengewächsen):
Kyparissos, ein Liebling des Apollo, besaß einen zahmen Hirschen, den er versehentlich im Wald erschoß. Aus Trauer darüber wollte auch Kyparissos nicht mehr leben und bat um Apoll um Hilfe. So verwandelte der Sonnengott Kyparissos in eine Zypresse, um auf ewig zu trauern.

Dieser Mythos bindet sich nahtlos an die Thuja an. Auch diese gilt als Trauerbaum. Sie ist fester Bestandteil von Friedhöfen. Als wintergrüner Baum verkörpert sie das ewige Leben, der die Schwelle zwischen Diesseits und Jenseits bewacht. Ihr starker Geruch vertreibt dabei die bösen Geister und hält sie von den Lebenden fern. Die nordamerikanischen Küstenindianer räucherten Räume Verstorbener aus und wuschen die Wände mit Thujazweigen. Im alten Ägypten verwendete man unterschiedliche Thujaarten zur Einbalsamierung der Toten. Als die Thuja nach Europa kam, galt sie als Symbol der Unsterblichkeit, ja man war sogar überzeugt davon, dass man damit endlich den Tod besiegen könne.

Die säulenartige Form steht dabei wie in den Mittelmeermythen bei der gleichförmigen Zypresse mit der Weltensäule, der axis mundi, in Beziehung. So trennt und verbindet die Thuja gleichzeitig die Welt der Lebenden und der Toten.
Leider ist die Säulenform bei uns nur selten zu sehen, da hier die Thuja meist als in eine grüne Mauer geschnittene Heckenpflanze Anwendung findet. Dabei kann die Thuja occidentalis gut 20 Meter Höhe und 6 Meter Breite erreichen, im Bundesstaat Washington steht gar ein Exemplar mit 53 Meter Höhe! Ein wahrer Weltenbaum! Tatsächlich hat die älteste bekannte Thuja weit über 1000 Lebensjahre erreicht: ein Lebensbaum.

Für das Brauchtum und die magische Nutzung als Räucherpflanze mit maßgeblich ist der Duft der Thuja, mit dem sie auch das Böse vertreibt. Während die einen den Duft der Thuja occidentalis als terpentinartig beschreiben, erinnert er andere an Apfelmus mit Gewürznelken, man riecht Obstkuchen mit Mandeln (Thuja koraiensis) oder Ananas (Thuja plicata).

Die Thuja wurde relativ rasch in das europäische Brauchtum integriert. Zu Allerheiligen findet die Pflanze als Wächter des Totenreichs auf Friedhöfen rege Anwendung. Am Palmsonntag ist die Thuja Bestandteil des „Palmbuschens“. Die giftige Pflanze fand in Frauenklöstern Anwendung als Mittel der Abtreibung. Man sollte sie daher als Räucherpflanze in der Schwangerschaft meiden. In Maßen verräuchert kann sie Schnupfen lindern, zu stark eingesetzt kann sie aber auch die Schleimhäute reizen.

Homöopathisch wird die Thuja u.a. verwendet bei Personen, die ihr Bewusstsein als von Körper getrennt erleben. Hierin kommt ihr „Weltenachsenaspekt“ gut zum Ausdruck. Sie führt zu einer Wiederverbindung von Seele und Körper. Andere Anwendungen der homöopathischen Thuja (fettiges Haar, Schweißgeruch, Warzen, u.a.) drehen sich thematisch um Nähe und Kontakt (bzw. deren innerer Vermeidung). Der saturnische Charakter der Thuja zieht und harmonisiert hier (Körper-)Grenzen. Vielleicht auch ein Grund, warum sie so gerne als Heckenpflanze („grüne Mauer“) eingesetzt wird. So stabilisiert Thuja die Grenze und führt Körper und Seele zusammen. Sie stärkt damit die Identität.

Gerne wird so in schamanischen Ritualen die Thuja als Räucherwerkbestandteil eingesetzt, wenn es um Rückholung von Seelenanteilen geht, oder umgekehrt Fremdbesetzungen gereinigt werden sollen.

Der Lebensbaum/Thuja – Geist der Verbindung von Körper und Geist

Bild © Epei@wikipedia

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