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Ethik und Dualität im magischen Denken

15. Sept. 2016 | Von: Sibylle Moana Krähenbühl | Kategorien: Rituale, Schamanismus, Ethik, Magie | 0 Kommentare

Vogelschädel auf Holzstück

Die Geschichte zeigt, dass das magische, schamanische Wissen weltweit immer unterschiedlich genutzt wurde und wird. Der Unterschied bestimmt dabei nicht die Auswahl der Methode, sondern die Absicht des Anwenders. Diese Teilung in „weiße und schwarze“ Magie ist in allen Kulturen zu finden, wobei die Übergänge fließend sind.

Die Ethik erwächst aus dem Weltverständnis, dass alle Taten auf die Seele zurückwirken werden. Wir sind ein Teil eines großen Ganzen. Schaden wir jemandem, schaden wir auch uns selbst, schaden dem großen Ganzen. Dabei wird beobachtbar, dass der Schaden durch eine gezielte Absicht um ein vieles Größer ist, als durch unbewusstes Handeln oder durch eine Angst- / Notsituation.

Kinder, die (noch) kein Schuldbewusstsein haben, können nicht in dem gleichen Maß Verletzungen herbeiführen. In diesem Sinne könnte das christliche Verständnis der Schuld darin erkannt werden, dass wir die Fähigkeit entwickelt haben, die Absicht (jenseits einer Verbindung mit dem Urgeist) zu bündeln, aus denen Taten entspringen. Diese können nun „Gut oder Böse“ sein.

Schadenszauber, Verwünschungen und Anhexen von Krankheiten zeigen die dunkle Seite der Magie. Magie wird zum Kampf instrumentalisiert und ist nicht besser, als wenn mit einer Schusswaffe oder mit Wirtschaftssanktionen jemand in die Knie gezwungen werden soll. Der Anwender handelt aus egozentrierten Beweggründen heraus, meistens, um sich dadurch die bessere Position zu sichern oder „sein Wertesystem“ durchzusetzen.

Die Heiler setzen die gleichen Methoden ein, um Heilung, Ganzwerdung, Religio (Rückbindung) zu unterstützen. Sie arbeiten auch mit Gebeten für Gesundheit und Wohlstand, da auch das physische Leben würdevoll gelebt werden will. Der Unterschied ist, dass sie es nicht durch den Schaden des Anderen zu erreichen versuchen. Zudem unterwirft sich der Heiler der Weisheit, dass er selbst auch Heilung bedarf. Er ist bereit, sich seinen eigenen Schatten und Ängste zu stellen, Unterweisungen und Hilfe durch seine Lehrer anzunehmen und seine Kraft zum Wohle der Welt einzusetzen.

Da in Kulturen mit magischem Weltbild immer beide Wege praktiziert werden, haben sich sehr starke Techniken des Schutzes und der Schadensabwehr entwickelt, die auch im Kontext des Heilens oft angewendet werden müssen. Dabei wird die Schadensenergie entweder „reflektiert“, d.h. zurück an den Absender geschickt, oder sie wird so „umgeleitet“, dass sie die Wirkung verliert. Eine weitere Methode ist, die Person so stark mit ihrer „Essenz“ zu verbinden, dass sie quasi wieder im Paradieszustand „zentriert“ wird. In dem Moment verlieren alle von Menschen in der Dualität geschaffenen Kräfte ihre Wirkung, da es keine „Angriffsfläche“ mehr gibt.

Text: Sibylle Krähenbühl

Bild: Fotolia

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