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Erde und Mensch: Die goldene Gans

12. Juli 2016 | Von: Stefan Brönnle | Kategorien: Mythen, Symbole, Märchen | 0 Kommentare

Goldene Gänseflügel, dahinter die Sonne

Märchen sind Mythen mit einer tiefen Symbolik. Sie greifen zurück auf kulturelle seelische Erfahrungsschätze. Viele dieser Seelenerfahrungen reichen dabei weit in die grundlegende Beziehung von Erde und Mensch hinein. In dieser Reihe wollen wir dem geomantischen Gehalt einiger Märchen nachspüren.

Wer das Märchen nicht kennt und noch einmal lesen möchte, findet es hier: Die goldene Gans

Um den mythologischen Gehalt des Märchens „Die goldene Gans“ zu verstehen, müssen wir zunächst das namengebende Hauptsymbol betrachten: Die Gans ist ein sehr altes Götter-Symbol. Im ägyptischen Schöpungsmythos ist es eine Ur-Gans, die das Weltenei legt, aus dem die Sonne – verkörpert durch Amon-Re, schlüpft. Die Gans war daher in Ägypten auch ein Attribut des Erdgottes Geb. In der mythologischen Vorstellung ist es die Erde, die die Sonne – das goldene Ei – gebiert und somit Bewusstsein hervorbringt. Viele andere Götter haben daher auch die Gans als Attribut, meist sind es Göttinnen: Nemesis, die Schützerin der Natur (die die menschliche Selbstüberschätzung bestraft), Aphrodite, Göttin der Fruchtbarkeit und des Eros, Hulda in der germanischen Mythologie und damit dann auch Frau Holle und viele andere. Die goldene Gans muss daher eindeutig als die Urkraft, die bewusstseinsbringende Kraft der Göttin, der Erde, selbst betrachtet werden.

Es ist daher nicht verwunderlich, dass es ein „Männlein im Walde“ ist, das die drei Brüder mit einer Bitte um Nahrung prüft, ob sie seelisch rein sind. Der „Wilde Mann“ ist der Gefährte der Erdgöttin. In diesem Falle ein Bote. Verwunderlich ist daher auch nicht, dass die goldene Gans unter einer Wurzel, also IN der Erde, verwurzelt, verbunden mit ihr, gefunden wird.

Die ersten beiden Brüder denken rational: „Was ich dir gebe, das geht mir selber ab. Also pack dich deiner Wege!“ rufen Sie dem Männlein zu, dass um Nahrung bittet. Ihre Ausrichtung ist eine kausal-wirtschaftliche, eine ökonomische. Die Empathie, das mitfühlende Wesen, haben sie durch das mentale Denken verschlossen. Der „Dummling“ ist es, dessen Herz noch weit offen ist und der bereitwillig das, was er besitzt, teilt. Er symbolisiert die innere Unversehrtheit der Seele. Wie Parzival ist er ein „Kind der Natur“. Rational-logisch scheint er dumm zu sein, doch er lebt aus dem IST-Zustand heraus. So steht er dem Archetyp des Kindes nahe, ebenso wie dem Trickster (dem Narren), der innerlich ganz verbunden ist mit der Anderswelt. So gesehen ist der „Dummling“ ein Schamane, ein Wesen, das die Bewusstseinskraft der Erde erkennt und daher auch die goldene Gans in den Wurzeln entdecken kann.

Mit der Goldenen Gans begibt sich der Dummling in ein Wirtshaus und natürlich ergreift die Gier die Töchter des Wirtes. Doch sie bleiben an der Gans, bzw. an einander kleben. Es ist die bindende Kraft des Bewusstseins, dass hier auf materiellen Gewinn ausgerichtet ist. Sie wirkt wie eine Sucht nach „immer mehr“, was unsere ganzheitliche Bewusstseinskraft einengt. Darum bleiben die töchter kleben. „Am andern Morgen nahm der Dummling die Goldene Gans in den Arm, ging fort, und bekümmerte sich nicht um die drei Mädchen, die daran hingen. Sie mussten immer hinter ihm drein laufen, links und rechts, wies ihm in die Beine kam.“
Doch nicht nur die materielle Ausrichtung, auch die menschliche Moral (nicht Ethik!), religiöse Vorstellungen engen unser freies Bewusstsein ein, zu dessen Entwicklung die Göttin Erde (Goldene Gans) einlädt. Darum bleibt auch der Pfarrer hängen, als er die Mädchen von der scheinbar unzüchtigen „Verehrung der Erotik, des Göttlich-Weiblichen“, abbringen will: „Schämt euch, ihr garstigen Mädchen? Was lauft ihr dem jungen Burschen durchs Feld nach! Schickt sich das?“
Schließlich bleibt auch der Küster hängen, dessen Bewusstsein gebunden ist, durch die menschengemachten Termine, die Vertaktung der Zeit: „Ei, Herr Pfarrer, wo hinaus so geschwind? Vergesst nicht, dass wir heute noch eine Taufe haben.“ Als schließlich auch noch zwei Bauern – Symbole Arbeit – hängenbleiben, sind es schließlich 7 Menschen, die an der goldenen Gans kleben.

7 Planetensphären sind es, die beim Inkarnationsprozess durchlaufen werden. Jede Sphäre schenkt dem Menschen einen Seelen- und Bewusstseinsanteil. 38 x 7 Tage dauert die menschliche Schwangerschaft. Alle 7 Seelenanteile der 7 klassischen Planeten sind gebunden, weil sie nicht ganzheitlich gelebt werden. Nur der „Dummling“, der „Schamane“, bleibt Herr über alle Ebenen der Seele und bleibt freiwillig mit der Kraft der Göttin verbunden. Er will die Königstochter gewinnen und damit die seelische Königswürde selbst.

Drei Aufgaben muss er dazu bewältigen: Körper, Seele und Geist in Einklang bringen: Einen Berg von Brot essen (Körper), einen Keller voll Wein leertrinken (Seele) und schließlich ein Schiff finden, das zu Lande und zu Wasser fahren kann (Geist). Es ist unschwer zu erkennen, dass es wieder der Bote der Göttin ist, der in verschiedenartiger Gestalt, stets an derselben Stelle im Wald sitzend, der ihm hilft, die drei Aufgaben zu meistern. Zuletzt beschafft der „Wilde Mann“ ihm auch das Schiff, das zu Lande und zu Wasser fahren kann. Erkennen wir darin nicht wiederum die Gans selbst? Ein Wesen das fliegt, das im Wasser schwimmt und auf dem Lande geht? Der Geist (Luftelement, Vogel) verbindet sich im Bild der Gans, bzw. des Schiffes, das vom Wind angetrieben zu Lande und zu Wasser fährt, mit Körper (Erde) und Seele (Wasser). Da der „Dummling“ bereits im Besitz der goldenen Gans ist, der ganzheitlichen Bewusstseinskraft der Göttin Erde, der bewusst durchlebten Inkarnation, vereint er Körper, Seele und Geist und erlangt so die Königswürde.

Das Märchen „Die goldene Gans“ ist der Mythos um die Gefahr der Inkarnation, sich mit seinem Bewusstsein in der Außenwelt zu verlieren (Materialismus, religiöse Vorschriften, Terminpläne, Arbeit, ….) und um den lösenden Weg: Die ganzheitliche Bewusstseinskraft der Erde als göttliches Wesen zu nutzen und das Leben selbst als heiligen Prozess zu verstehen.

Bild © fotolia

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