Das Haus ist ein Spiegel unserer Seele, ein Spiegel des Menschen: Der Keller manifestiert das Angebunden Sein an die Erde, sowie unsere Verankerung in der Vergangenheit; Erdgeschoß und Stockwerke unser Tagesbewusstsein und unseren alltag, wobei höhere Etagen für höhere Bewusstseinsebenen stehen. Das Dach schließlich repräsentiert die Anbindung an das Geistige. Auch die Bauriten orientieren sich in diesem Sinne. Sie stehen in geistig-seelischer Hinsicht für die Geburt des Hauses.
Der erste Spatenstich
Der erste Spatenstich ist traditionell die Aufgabe des Bauherren. Bei größeren öffentlichen Projekten seiner Repräsentanten wie z.B. dem Bürgermeister. Der erste Spatenstich ist das Ritual, das für den Beginn des Baues im energetischen Sinne steht.
Die Grundsteinlegung
Die Grundsteinlegung schließt das Mauerwerk des Hauses in eine energetische Runde. Sie schafft ein Holon und trennt das Holon Haus gleichsam ein Stück weit aus dem Holon des Ortes heraus. Zugleich verankert die Grundsteinlegung das Haus, das bislang nur mental (auf Plänen) bestand, in der Materie. Sie dient dazu das Haus einerseits von der reinen Ortskraft zu trennen, andererseits es in diese neu einzubinden. In den Grundstein werden Objekte gelegt, die diesen Prozess unterstützen sollen. Geomantisch ist dieses Ritual eines der wichtigsten Baurituale für die spätere Hausenergetik.
Der letzte Nagel
Wie der erste Spatenstich ist auch der letzte eingeschlagene Nagel auf dem Dach traditionell Aufgabe des Bauherren. Er symbolisiert das energetische Bauende. Mit dem letzten Nagel steht das Haus energetisch, denn der Rohbau und der Dachstuhl stehen. Alle weiteren Arbeiten sind als rein physisch gedacht.
Das Richtfest
Das Richtfest erfolgt, wenn der Dachstuhl steht. Der Firstbalken – im Chinesischen heißt er “Taiji”, was philosophisch “das höchste, letzte Prinzip”, die Mutter von Yin und Yang, meint – wurde errichtet. Das Richtfest verankert das Haus im Geistigen, so wie die Grundsteinlegung das Haus in der Materie verankert hat. Jetzt hat das Haus ein “Überbewusstsein”, einen Geist, der angebunden ist.
Als Symbol für dieses rituelle Prinzip wird ein kleines Bäumchen auf das Dach gesetzt – Symbol des Weltenbaumes, der axis mundi, der Weltenachse, die die verschiedenen Seinsebenen verbindet. Oder es wird auf einer Holzstange (der Vertikalen, der axis mundi) ein Richtkranz aufgehängt. Dieser repräsentiert die Horizontale, den Kreis, die Welt; nicht nur die physische Welt, sondern vor allem die Welt in einer höheren Ebene des Kosmos. Der Stab durchstößt dabei den Kranz. Es ist die himmlische Hochzeit, die Verbindung von männlichem (vertikalen) und weiblichem (horizontalen) Prinzip. Die Hochzeit bewirkt die geistige Verankerung des Hauses in den Ort.
Ursprünglich beschränkte sich der Teilnehmerkreis des Richtfestes (auch Weihefest, Hebefest, Hebauf oder Aufschlagfest genannt) auf die tätig Mitwirkenden. Doch hat sich der Begriff der Mithilfe im Laufe der Zeit ausgedehnt und schließt heute all jene Persönlichkeiten, Gremien, auch Geldinstitute ein, durch deren Hilfe das Bauwerk zu Stande kam. Gesprochen wird der Weihespruch des Richtfestes in der Regel vom Zimmermann, dabei leert er mehrmals ein Glas und zerschlägt es anschließend.
Der Einzug
Nach dem letzten Nagel und dem Richtfest wird das Haus physisch fertig gestellt. Erst der Einzug bedeutet eine neue Kraft: Das Haus wird nun mit Menschen beseelt. Auch hierzu gibt es eine Reihe von Brauchtümern wie das Überreichen von Brot und Salz oder natürlich die obligatorische Einzugsfeier.
Unterstützung bei Bauriten: Stefan Brönnle
Buchtipp: Das Haus als Spiegel der Seele
Veranstaltungstipp: Kompaktschulung geomantische Hausgestaltung
Bild © Stefan Brönnle (auf Grundlage von fotolia, thinkstock, wikipedia)
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