In vielen Geschichten über die Götter und Göttinnen lassen sich Begründungen für die Entstehung einer Pflanze, ihrer Kräfte oder ihres Aussehens finden. Zahlreiche Pflanzennamen weisen auf ihre spirituelle Dimension hin, so zum Beispiel der Beifuß, „Artemisia vulgaris“, ein der Artemis geweihtes Kraut.
Der Holunder ist der Busch der Frau Holle („Hollerbusch“), der großen Erdgöttin, von der noch Grimms Märchen zu erzählen wussten. Im Kinderlied „Ringel, Ringel, Reihe, wir sind der Kinder dreie, wir sitzen unterm Hollerbusch und machen alle husch, husch, husch” wird deutlich, wie sehr die Göttin noch spät in ihrer Dreigestaltigkeit erkannt wurde: Drei Kinder als Symbol für die Seele vollziehen bei ihrer Pflanze im Ritus (Kreistanz) einen Wechsel in die Anderswelt. „Husch“ – und sie verschwinden, werden für unsere Augen unsichtbar.
Im Christentum trägt die Muttergottes selbst die Königskerze gleich einem Zepter in ihren Händen. In dem alten Segensspruch erscheint sie wie einst die große Erdmutter, die zyklisch durch das Land zog: „Unsre liebe Frau geht übers Land. Sie trägt den Himmelbrand (Königskerze) in der Hand.“
Das Erzählen der mythologischen Geschichten schafft ein Gewebe; es schenkt Bilder, die den Menschen dazu bewegen können, genau zu beobachten und „hinter den Schleier” zu schauen. So wurden die Legenden in einer Bildsprache erzählt, die dem fühlend-wahrnehmenden Menschen entsprachen und somit den Weg bereiteten, der spirituellen Dimension der Pflanzen (und der Erde) begegnen zu können. Die Geschichten selbst können heilende Impulse geben, die eine Anwendung der Pflanze als Pflanzwedel oder beim Räuchern um ein Vielfaches verstärken können. Geschichten nähren die Seele und bilden ein Tor zum Wissen unserer Ahnen und Ahninnen.
In unserer Reihe „Unsere Pflanzengeister“ spüren wir dem mythologischen Gehalt unserer Pflanzen nach: Unsere Pflanzengeister
Text: Sibylle Krähenbühl
Bild © Igor Gorshkov@fotolia.com
Kommentare
Danke!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!
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