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Drachen: Nidhöggr

06. März 2016 | Von: Stefan Brönnle | Kategorien: Mythen, Symbole, Drachen | 0 Kommentare

Drachenschlage zwischen den Wurzeln eines Baumes

Der Drache Nidhöggr („der grimmig Schlagende“, Nid = Neid, eine soziale Stigmatisierung) entstammt der germanischen Mythologie. Ihr zufolge ruht der Drache zwischen den Wurzeln des Weltenbaumes Yggdrasil und zwar in jenen Wurzeln, die nach Niflheim führen. Dort bewacht er die Quelle Hwergelmir („brodelnder Kessel“). Im germanischen Schöpfungslied Völuspá wird Nidhöggr sowohl als nadr „Schlange“ als auch dreki „Drache“ bezeichnet. Auf ähnliche Weise bedeutet auch das griechische drakon, sowohl Schlange als auch Drache.
Dem Mythos nach lebt Nidhöggr von den Toten, die gemordet, gelogen oder Ehebruch begangen haben. Bereitet Ihm die Verdauung dieser Toten Magengrimmen, so beginnt er an den Wurzeln des Weltenbaumes zu nagen. Dies könnte die Stabilität der ganzen Welt gefährden, doch die drei Nornen Urd, Verdandi und Skuld heilen die Verletzungen an den Wurzeln des Baumes mit einer Paste aus Schlamm – so bleibt das Gleichgewicht erhalten.
Nidhöggr stellt auch den Gegenpol zum Adler/Habicht Vedrfölnir (der Sturmbleiche) dar, der im Geäst des Weltenbaumes lebt. Zwischen ihm und Nidhöggr trägt das Eichhörnchen Ratatöskr (verfälschte) Botschaften hin und her.

Unser Wissen über das mythologische Weltbild der germanischen Völker beruht auf Schriftquellen, die zwischen dem 8. und 13. Jahrhundert entstanden: Dem Lied Grimnismál, dem Schöpfungslied Völuspá, der Snorri-Edda u.a. Die Aufzeichnung entstand also zu einer Zeit als das Christentum sich bereits stark ausgebreitet hatte und unzweifelhaft haben christliche Vorstellungen die schriftlichen Aufzeichnungen beeinflusst und verändert: Die moralische Komponente, dass Nidhöggr jene Toten frisst, die Schuld auf sich geladen haben, gehört sicherlich zu einem solchen christlichen Einfluss. Es ist wahrscheinlich, dass ältere Mythen hiervon noch frei waren.

Wir erkennen in Nidhöggr eine Urkraft, die stark chthonische (erdbezogene) Züge trägt und eine Polarität darstellt zum eher geistig-kosmischen Wesen des Adlers/Habichts Vedrfölnir. Hier, im Erdenraum, werden auch die Seelen der Ahnen aufgenommen und eng mit ihnen verbunden ist auch die Fruchtbarkeit der Erde, die in der Quelle Hwergelmir symbolischen Ausdruck erhält. Nidhöggr bewacht daher (ursprünglich) die Quelle der Erdfruchtbarkeit und die Welt der Ahnen – den Zugang nach Niflheim. Er stellt jenen Urkraftaspekt der Erde dar, der – symbolisiert durch die sich häutende Schlange – auch die Wiedergeburt in sich trug. Auch bei den Germanen (wie bei vielen indogermanischen Völkern) steht die Fähigkeit der Häutung und damit der symbolischen Wiedergeburt u.a. für das Sterben und die Wiedergeburt der Vegetation mit den Jahreszeiten und nicht zuletzt dadurch auch für die der menschlichen Seele.

Die Schlange oder der Drache stehen in vielen Mythen in enger Verbindung zum Weltenbaum, der axis mundi, der Welten-Achse, die Kosmos und Materie verbindet: Und in vielen Mythen steht diese Drachenschlange in Polarität zu einem Vogel, meist einem Adler: Die Indische Naga in Polarität zum Adler Garuda, der Drache Ladon am Baum der Hesperiden – und nicht zuletzt auch im jüdisch-christlichen Mythos die Schlange am Baum der Erkenntnis und/oder des Lebens.

Damit stellt Niddhöggr das Musterbeispiel eines Drachen im matrifokalen Vorstellungsbild dar, das durch die patriarchale Kultur der späteren Germanen und schließlich durch das Christentum die Wandlung erfuhr vom Hüter der Lebenskraft und der Ahnen zum Verschlinger der Sünder und Zerstörer der Weltordnung.

Bild © Stefan Brönnle

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