"Als ich Kind war, verstand ich zu geben und zu teilen; seit ich zivilisiert wurde, habe ich diese Tugend verlernt. Ich lebte ein natürliches Leben, jetzt lebe ich ein künstliches. Damals war jeder hübsche Kieselstein für mich kostbar und ich hatte Ehrfurcht vor jedem Baum.
Der Ureinwohner Amerikas verband seinen Stolz mit einer außergewöhnlichen Demut. Überheblichkeit war seinem Wesen und seiner Lehre fremd. Er erhob niemals den Anspruch, dass die Fähigkeit, sich durch Sprache auszudrücken, ein Beweis für die Überheblichkeit des Menschen über die sprachlose Schöpfung sei; ganz im Gegenteil, er sah in dieser Gabe eine Gefahr. Es glaubte fest an das Schweigen – das Zeichen vollkommener Harmonie.
Schweigen und Stille stellten für ihn das Gleichgewicht von Körper, Geist und Seele dar. Wenn Du den Indianer fragst: “Was ist die Stille?”, wird er Dir antworten: „Das Große Geheimnis.” “Die heilige Stille ist seine Stimme.” Und wenn Du fragst: “Was sind die Früchte der Stille?”, so wird er sagen: “Selbstbeherrschung, wahrer Mut und Ausdauer, Geduld, Würde und Ehrfurcht.” “Hüte Deine Zunge in der Jugend”, sagte der alte Häuptling Wabashaw, “dann wirst Du vielleicht im Alter Deinem Volk einen weisen Gedanken schenken.”
(Ohiyesa, Arzt und Schriftsteller, Sioux)
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