Im Jahresrad stellt die Zeit von Ende Oktober bis Ende November ein Portal dar. Die Kelten feierten hier ihren Jahreswechsel „Samhain“. Es ist der Beginn der dunklen Jahreszeit.
Diese Zeit war auch eine „Nicht-Zeit“, während der alle gesellschaftliche Ordnung auf den Kopf gestellt wurde (ähnlich unserem Begriff „Zwischen den Jahren“). Die Schleier ins Jenseits wurden dünner und die Seelen konnten zwischen den Reichen wandeln.
Auf dieser Grundlage beruhen viele christliche Brauchtümer und Feste:
- Allerheiligen (1.11.)/Allerseelen (2.11.): Seit dem 8. Jahrhundert liegen auch diese beiden Feste im November. Hier kommt es zur Ehrung der (verstorbenen) Heiligen, sowie der Verstorbenen allgemein
- Volkstrauertag: Er wird seit 1952 zwei Sonntage vor dem ersten Adventssonntag begangen und erinnert an die Kriegstoten.
- Totensonntag: Der Ewigkeitssonntag oder Totensonntag ist in den evangelischen Kirchen in Deutschland und der Schweiz ein Gedenktag für die Verstorbenen. Er ist der letzte Sonntag vor dem ersten Adventssonntag und damit der letzte Sonntag des Kirchenjahres. König Friedrich Wilhelm III. von Preußen bestimmte durch Kabinettsorder vom 24. April und Verordnung vom 25. November 1816 für die evangelische Kirche in den preußischen Gebieten den Sonntag vor dem 1. Advent zum „allgemeinen Kirchenfest zur Erinnerung an die Verstorbenen“.
- Fasnacht 11.11.: Auch hier wird die Bürgerliche Ordnung in gewisser Weise aufgeboben und auf den Kopf gestellt. „Alles“ ist erlaubt. Vorläufer des Karnevals wurden bereits vor 5000 Jahren in Mesopotamien gefeiert, im Land mit den ersten urbanen Kulturen. Eine altbabylonische Inschrift aus dem 3. Jahrtausend v. Chr. gibt Kunde davon, dass unter dem Priesterkönig Gudea ein siebentägiges Fest gefeiert wurde und zwar nach Neujahr als symbolische Hochzeit eines Gottes. Die Inschrift besagt: „Kein Getreide wird an diesen Tagen gemahlen. Die Sklavin ist der Herrin gleichgestellt und der Sklave an seines Herrn Seite. Die Mächtige und der Niedere sind gleichgeachtet.“ Auf ähnliche Weise feierten die Römer das Fest der Saturnalien, während dem der Herr den Sklaven bediente.
- St. Martin: Zum selben Zeitpunkt wird St. Martin gefeiert. Viele Bestandteile des Brauchtums verweisen auf die „Nicht-Zeit“, das Öffnen der Jenseits-Portale und den Zug der Toten: St. Martin wird dargestellt wie er mit seinem Schwert den Mantel zerteilt: Er zerteilt den trennenden Schleier. Im Brauchtum reitet er voran, Kinder mit Laternen folgen Ihm. Eine Darstellung der „Wilden Jagd“: Odin/Wotan auf seinem Pferd reitet voran, die Kinder (in der christlichen Ikonografie Symbol der unschuldigen Seele) folgen ihn mit ihren Seelenlichtern.
- Nicht zuletzt beginnt auch die astrologische Skorpion-Zeit Ende Oktober. Er steht für das „Stirb und Werde“, das Dunkle und Unbekannte.
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