Im Jahreslauf zeigen die Tag-und-Nacht-Gleichen (Äquinoktien) zusammen mit den Sonnwenden die vier Kardinalzeiten des Jahres an und teilen es so in die vier Jahreszeiten. Die Äquinoktien stellen dabei Übergangszeiten der hellen zur dunklen Jahreszeit dar, der Tag und die Nacht sind exakt gleich lang und die Sonne geht genau im Osten auf und im Westen unter. Es sind somit Schwellenzeiten, die mythologisch das Leben vom Tod trennen.
In den Mythen steigt die Göttin nun in die Unterwelt hinab. So wurde in der griechischen Mythologie Persephone (wörtlich: „die, die die Garben schlägt“/Das Getreide drischt) als Kore (helle Zeit) von der Oberwelt durch Hades geraubt und in die Unterwelt entführt, wo sie bis zum Frühjahr als Persephone lebt.
Im Wicca greift man zurück auf keltische Mythen. Der Festtag wird hier Mabon genannt, nach einem keltischen (walisischen) Heros. Die Herbsttagundnachtgleiche ist hier ein Toten- und Opferfest, bei denen der Ahnen gedacht und der Ernte gedankt wird. Tod und Leben liegen eng beieinander. Zugleich werden dämonische Kräfte besänftigt.
Auch unser Mühlespiel repräsentiert das Ringen der hellen und dunklen Kräfte (Steine) auf allen drei Seinsebenen (drei Quadrate): Körper, Seele und Geist, bzw auch Unter-, Mittel- und Oberwelt. Bilden drei Steine eine Linie, so sind sie im Gleichgewicht und in Stärke und die andere Kraft verliert an Macht….
Im Christentum liegt am 23. September der Tag der heiligen Thekla. Ihr wird in der Heiligenlegende eine große Macht über die Elemente und die Kräfte der Erde und des Himmels zugesprochen: Sie soll wilden Tieren vorgeworfen werden, doch die Löwen legen sich ihr zu Füßen. Sie soll verbrannt werden (FEUER), doch aus einer Wolke schoss Wasser herab und löschte die Flammen. Sie wurde in eine Grube mit Schlangen geworfen (ERDE), doch Blitze vom HIMMEL töteten diese….
Auch in Thekla ringen die polaren Kräfte miteinander: Feuer und Wasser, Erde und Himmel. Der Prokonsul schenkt ihr daraufhin das Leben. So ist sie, die an der Schwelle zwischen Leben und Tod, zwischen der hellen und der dunklen Jahreszeit verehrt wird, eine der wenigen „Märtyrer“, die überlebt haben und starb – laut Heiligenlegende – erst Jahre später, friedlich entschlafend. Interessanterweise hat sie dennoch, oder gerade deshalb ein Sterbepatronat (Schwellenzeit). Auch wird sie bei Augenleiden angerufen (Lichtsymbolik).
So ist die Herbst-Tag-und-Nachtgleiche eine Zeit des Innehaltens und des Übertritts, eine Zeit der Bewusstwerdung und des Loslassens.
Bild © Stefan Brönnle (Grundlage: Fotolia)
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