Beseelte Steine, also Steine, die von einer numinosen Kraft erfüllt sind und als Sitz von Geistern und Göttern galten, wurden im Griechischen baitýlia oder baítyloi genannt. Hiervon leitet sich im Deutschen das Wort „ Bätyle“ ab. Oft, aber nicht immer, handelte es sich um Meteoriten, also Steine, die „vom Himmel fielen“. So ist Verehrungsobjekt der Kaaba in Mekka ein schwarzer Meteorit und die Römer trugen einen Meteoriten, der als Sitz der Göttin Kybele galt aus Anatolien nach Rom, wo sie ihn auf dem Forum Romanum ablegten.
Bätyle wurden erstmals von Plinus dem Älteren im ersten nachchristlichen Jahrhundert schriftlich erwähnt: Er berichtete in „Naturalis historia“ von schwarzen, runden Steinen, deren magische Hilfe man bei der Belagerung von Städten und im Seekrieg in Anspruch nahm. In der Bibel (1. Mose 35) heisst es: „Und Gott fuhr auf von ihm an dem Ort, da er mit ihm geredet hatte. Da richtete Jakob eine Säule auf an dem Ort, wo er mit ihm geredet hatte, einen Denkstein, und goss ein Trankopfer darauf aus und schüttete Öl darüber; und Jakob nannte den Ort, wo Gott mit ihm geredet hatte, Bethel.“ Bethel (Haus Gottes) steht in unmittelbarer Beziehung zu den griechischen baityloi.
Neben der Betrachtung von Meteroriten als beseelte Steine, hatten die Bätyle vor allen eine charakteristische säulenartige Form, die am oberen Ende gerundet war. Sie wirken geradezu klassisch phallisch. Das Bild (oben) stammt von einer Bätyl-Säule aus der neolitischen Tempelanlage von Ggantija auf Gozo.
Gemäß der Formenähnlichkeit müssen auch die Omphaloi, die Nabelsteine wie der berühmte Omphalos in Delphi (Bild unten) zu den Bätylen gerechnet werden: Besselte Steine, die die Mitte der Welt markieren.
Bild oben: Bätyl aus Ggantija © Stefan Brönnle
Bild unten: Omphalos aus Delphi © fotolia
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