Nach meinen Beobachtungen befinden wir uns kulturell auf einem Weg des Denkens und Abstrahierens. Wir unterwerfen uns selbstgemachten Gesetzen, die auf einer biologischen und psychosozialen Ebene oft sehr starken Raubbau betreiben.
Einfache Ausgleichsmaßnahmen werden so lange ignoriert bis man umdenken muss (Krankheit, Wirtschaftskrise, Naturereignisse wie Flut usw.). Erst wenn der Leidensdruck zu groß wird, sind wir bereit, es zu registrieren und nach neuen Wegen zu suchen. Meiner Theorie zufolge ist dies ein “Gesicht” einer erdentfremdeten Kultur, die meint, alles tun und lassen zu können und sich aus allen Rahmen herausheben will! (Elektrizität macht die Nacht zum Tag, Gentechnologie, Weltraumforschung).
Trotzdem sind wir so eng an die Erde gekoppelt, dass wir ohne ihre Präsenz nicht leben können (Luft, Wasser, Klima, Magnetfeld, u.a.)
Es ist sogar sehr notwendig, wieder “wahrnehmen” zu lernen, wie wichtig der Erdenkosmos ist. Es gilt auch wieder eine emotionale Bindung auszubilden, denn was man liebt, schützt man. Für den Lebensort heißt das, Bauwerke so zu erschaffen, dass der Genius durch die Gestaltung des Hauses, des Gartens, der Nutzgebäude, bis hin zur ganzen Stadtlandschaft, ein Gesicht erhält. Wenn wir dieses Wesenhafte eines Ortes durch Beachtung in der Planung ehren, wird der dort lebende Mensch automatisch ein Gefühl für den Ort erfahren, mehr oder weniger bewusst eine emotionale Sprache entwickeln und ins einem innersten Wesenskern gestärkt werden.
Die Hinwendung zur Welt in ihrer geistig-seelischen Dimension ermöglicht dem Menschen ganzheitlich zu sein. Die erneute Verwurzelung erzeugt den längst notwendigen Wandel zu einem Gleichgewicht. Sie ist der Gegenpol, der dem Denken in seiner schädlichen Form (im Kopf die Welt erleben) den Ausgleich gibt. Der Mensch ist physisch, energetisch, emotional, seelisch und geistig präsent. Er kann nicht überleben, wenn er nur eine Ebene bevorzugt. Dies zeigt sich in der hohen Zahl bereits in jungen Jahren psychische erkrankter Menschen, in Stresserkrankungen, Krebs und anderen schweren Störungen.
Die Architektur hat die Möglichkeit, durch ihre Bauweise - entwickelt aus dem Kontakt zum Genius, d.h. AUS dem Ort heraus, Lebensräume so zu erschaffen, dass diese die Kraft der Verwurzelung in sich tragen. So ist das Bauwerk auf allen Ebenen präsent, ein Abbild der Erde, ein Holon, das den Menschen auf allen Ebenen unterstützt, lebendig zu sein.
Ein Haus, das ausschließlich für die “Nutzung der Quadratmeter” gebaut ist, wird dies seinen Bewohner tagtäglich vermitteln. Ein Haus, das aus dem Ort heraus gebaut ist, wird Mensch und Ort verbinden. Was würden Sie gerne bewohnen?
Text: Sibylle Krähenbühl
Bild © Thinkstock
Kommentare
lieber Olli,
erlaube mir bitte meine aus Herzensgründen stammende Bemerkung zu Deinen Gedanken über das,was Du "Heiligenscheine" oder "Nimbus" nennst : "...falsch ... Fehlentwicklung ... Hirnartisten ... " es sprengte ja hier eigentlich den Rahmen , aber, weil Du glaubst, etwas über buddhistische Ikonografie gelernt zu haben, solltest Du Dich an den eigentlichen Sinn der IkonenMalerei erinnern können. Falschverstandenes zu engagiertem und abfälligem FehlUrteil zu von Dir unverstandenem zu mißbrauchen gehörte sicherlich nie dazu. Alles Gute ... Jörg.
Danke für diesen Artikel!!!!!!! :o)
Vor vielen Jahren lernte ich im Rahmen der Ausbildung von buddhistischer Ikonographie-Malerei, wie wichtig es ist, diese Bilder korrekt zu malen, da sich dies sonst negativ auswirkt. Danach begann ich mir in Kirchenstätten (jeglicher Religionen) die Bilder von "Heiligen" anzuschauen, die meist alle falsch dargestellt waren: Sie hatten den Nimbus (Heiligenschein) fast ausschliesslich um den Kopf dargestellt, jedoch um den Körper herum vergessen. Bereits in der (früh-)mittelalterlichen Zeit wurde also der ungute Same für diese Fehlentwicklung gelegt. Es entstanden so "Hirnartisten", die die (lebens-)notwendige Balance zwischen körperlichen Aspekten und dem Geist komplett vermissen liessen....
Dass es auch anders geht zeigen beispielsweise diese Häuser:
http://www.erdhaus.ch/