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Wetzsteine und Kratzrillen

14. Jan. 2015 | Von: Stefan Brönnle | Kategorien: Geomantie, Brauchtum, Radiästhesie, Phänomen | 0 Kommentare

Wetzsteine an einer Kirche in Weikersheim

Als „Wetzsteine“ oder „Kratzrillen“ bezeichnet man in der Regel halbkugelförmige oder länglich spitzovale Ausschabungen in Sand- oder Kalkstein. Meist, wenn auch nicht immer, sind sie an sakralen Gebäuden zu finden. Durch manchmal über Jahre hinweg anhaltendes Schaben am Stein sind solche Spuren entstanden.

Dieses Verhalten ist scheinbar viele tausend Jahre alt. Ein Sandsteinlöwe aus Karnak, der auf 3000 bis 2600 vor Chr. datiert wird, besitzt am Rücken solche Nutzungsspuren. Im Museum in Luxor ist als Objektbeschreibung zu lesen, dass diese Wetzspuren von Pilgern stammen, die den Amuntempel besuchten und an dieser Figur “Sand für heilige Zwecke” entnommen haben. Auch in Assuan (ehem. Philae) sind die ägyptischen Götterdarstellungen mit Wetzspuren übersät, ebenso in Edfu. Doch der Brauch, seine Spuren an den heiligen Stätten zu hinterlassen, reicht bis weit in unsere Zeit. An vielen Kirchen in Europa findet man derartige Wetzspuren. In Quedlinburg, der mir bekannten Stätte mit den wohl meisten Wetzsteinen überhaupt, findet man solche Kratzrillen sogar an einem Anbau einer Kirche, der nachweislich vom Anfang des 20. Jahrhunderts stammt. Damit hätten wir eine rund 5000 jährige Kultkontinuität.

Wie nun und vor allem warum sind solche Wetzsteine entstanden? Dazu gibt es mehrere Theorien und jede kann mit Belegen aufwarten:
Die Erste Theorie ist die der “Entschärfersteine”. Symbolisch entschärften waffentragende Personen Ihre z.B. Schwerter am heiligen Bau. Ritter die zum Beispiel auf einen heiligen Kreuzzug gingen, hätten ihre Waffen bei der letzten Andacht dabei gehabt, um sie weihen zu lassen. Da es aber untersagt gewesen sein, Waffen im heiligen Raum zu tragen, seien sie zuvor symbolisch entschärft worden. Eine ähnliche Theorie besagt, die Ritter hätten ihre Schwerter gerade durch das Wetzen am heiligen Bau geweiht. Das Numen der Kirche sei sozusagen auf die Waffe übertragen worden, ähnlich einer Berührungsreliquie.

Eine weitere Theorie sieht sakrales Brauchtum als Ursache für die Entstehung der Schleifspuren. In Wolframs-Eschenbach (jener Ort, aus dem der berühmte Autor der Gralslegende, Wolfram von Eschenbach, stammt) ist belegt, das der dortige Pfarrer das Osterfeuer entzündete, indem er mit Zunder an den Stellen der Wetzspuren rieb. Das so geweihte Feuer, sei dann ins Kircheninnere getragen worden.

Eine letzte Theorie schließlich sieht volksmedizinisches Brauchtum als Ursache. Menschen hätten durch Auskratzen am Mauerwerk der Kirchen Gesteinsmehl gewonnen, dass sie zu medizinischen Zwecken einsetzten. Dies ist u.a. im Quedlinburg belegt. Hier soll ein Bader im 17.Jahrhundert solches Gesteinsmehl zu Salben verarbeitet haben und u.a. “gegen das böse Ding an der Brust”, möglicherweise eine Art Furunkel, verschrieben haben. Gleich welcher Theorie man anhängen mag, oder ob gar alle ein wenig zutreffend sind, die Grundannahme ist dieselbe: Der sakrale Bau, ob nun ägyptischer Tempel oder christliche Kirche, an sich hat sich mit dem Numen der heiligen Handlungen und des Ortes aufgeladen, so dass das Gesteinsmehl (Bei Sandstein ist dies vor allem Quarz!) nun ähnlich einer Reliquie selbst heilige und heilende Funktion ausübt.

Dem spricht zu nächst scheinbar entgegen, dass derartige Wetzsteine auch an profanen Bauten zu finden sind. So z.B. in Weikersheim am ehemaligen Rathaus, in Mühldorf/Inn oder in Rosheim am Stadttor, in Quedlinburg an der Burgmauer, dem Rathaus, der Stadtmauer und zahllosen sonstigen Mauern. Hier kann uns die Radiästhesie weiterhelfen. Oftmals finden sich die Wetzspuren nämlich nicht in bis zu 2 Metern Höhe, wo der Nutzer des Gesteinsmehls leicht hinreichen würde, sondern in vielen Metern Höhe, die eine Leiter oder ein Gerüst notwendig gemacht haben. Radiästhetische Untersuchungen haben gezeigt, dass an den Orten, die zur Entnahme des Gesteinsmehl gewählt wurden, häufig geomantische Phänomene (vor allen z.B. Leylines, oder Großraumgitter) nachweisbar sind. Gerade in den Zonen, die sich mehrere Meter über dem Boden befinden, liegen oft die Kernzentren der röhrenförmigen Ley-Linien! Auch Rathäuser oder Stadttore, die auf solchen Zonen gebaut wurden, luden daher zur Entnahme des Sandes ein. Auch hier folgte man der Ansicht, das Gestein habe sich durch die “Kraft des Ortes” oder die “Kraft der heiligen Linie” aufgeladen und habe damit ähnliche Kräfte wie eine Reliquie erhalten. In Quedlinburg zeigten erste Untersuchungen, dass ein Großteil der Wetzspuren, die in der Stadt zu finden sind, sich tatsächlich entlang gerader Alignements befindet.

Durch die sakrale Kraft des Ortes wird der Baukörper selbst geheiligt, und erhält reliquienähnliche Eigenschaften. Der Tempel wird zur “Berührungsreliquie”. Ähnliche Brauchtümer sind die Entnahme von heiliger Erde in oder nahe bei Tempeln wie sie in Erding bei München oder in Clonmacnoise/Irland belegt sind. In Clonmacnoise wurde, da durch die beständige Erdentnahme in einer Ecke einer Kapelle der Bau instabil zu werden drohte, Erde nachgeschüttet, die nach kurzer Zeit (wiederum wie bei einer Berührungsreliquie) zur Entnahme frei gegeben wurde. Die geweihte Erde wurde meist auf Felder ausgebracht um den Acker zu segnen und reiche Ernte zu bescheren.

Bild © Stefan Brönnle

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