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„Schamanen nehmen kein Geld…..“

28. Nov. 2014 | Von: Stefan Brönnle | Kategorien: Geomantie, Ethik | 6 Kommentare

Hand wirft Münze in Opferschale

Solche und ähnliche Sätze sind in der „spirituellen Szene“ unserer westlichen Lebenskultur weit verbreitet. Schnell wird Geld als unethisch assoziiert und Personen, die energetische und geistige Heilberufe ausüben, schamanische Hilfestellung geben oder die Rolle eines spirituellen Lehrers übernommen haben und dafür Entlohnung nehmen, als „ausbeuterisch“, „geldorientiert“ oder schlimmeres klassifiziert. Doch stimmt es, dass in alten oder indigenen Kulturen Schamanen, Heiler, Medizinmänner oder Priester ihr Wissen und ihre Fähigkeiten ausschließlich kostenlos, für „Gotteslohn“ sozusagen, zur Verfügung stellen und stellten?

Es ist natürlich stets schwer Äpfel mit Birnen zu vergleichen, die Tätigkeiten eines in Deutschland ansässigen Geomanten mit denen eines südamerikanischen Schamanen, eines antiken Priesters oder eines sibirischen Heilers zu vergleichen. Schon der Aufbau der Gesellschaft, des Clans oder der Stammeskultur und die Stellung des „spirituellen Helfers“ in ihr sind mit unserer westlichen Gesellschaftsstruktur nur schwer in Übereinstimmung zu bringen. Dennoch, betrachten wir einige Beispiele:

Der Lakota-Schamane John Fire Lame Deer sagte einmal auf das Thema der Bezahlung angesprochen: "Ein Medizinmann erbittet nie etwas für sich selbst. Er hat die Macht zu heilen, und er muss sie benutzen. Er schickt Dir keine Rechnung. Doch wenn er alt ist und ihm die Zähne ausfallen, kann es geschehen, dass er ein kleines Paket ohne Absender erhält, in dem ein fabrikneues Gebiss liegt. Oder vielleicht fährt er sein Auto zu Schrott, es spricht sich herum, und am Morgen steht ein altes Gefährt vor seiner Tür, vollgetankt, fahrbereit. Oder vielleicht hängt ein halbes Rind an einem Baum neben seinem Haus. Das ist indianische Art." Hier erscheint es richtig, dass der Schamane keinerlei Bezahlung nimmt. Allerdings bemerken wir, dass der „Medizinmann“ so stark in die Gesellschaftsstruktur integriert und von dieser getragen ist, dass er „automatisch“ von den Mitgliedern des Stammesverbandes im Lebensunterhalt mitgetragen wird. Dies ist bei uns mit Sicherheit nicht der Fall.

In den meisten Fällen erhält der „spirituelle Helfer“ durchaus eine Entlohnung: Die Priester antiker römischer und griechischer Tempel lebten von den Opfergaben der Gläubigen, die diese den Göttern darbrachten. Auch die Brahmanen Indiens leb(t)en von Opfergaben und Geschenken. Im Judentum wurde die Mincha dargebracht, ein Brotfladen aus Mehl, vermischt mit Öl und Weihrauch und Salz. Auch diese diente vor allem zum Lebensunterhalt der Priester am Tempel.

Die Schamanen in den Stämmen der Aborigines nahe Viktorias erhalten für Ihre Handlungen Geschenke, ebenso bei den Creek-Indianern. Doch diese „mussten“ bei einem längeren Prozess täglich wiederholt werden und zum Abschluss erhielt der Schamane zusätzlich Felle und Vieh (eine Behandlung konnte also tatsächlich sehr „kostspielig“ werden). Bei den Dakota dagegen ist es Gepflogenheit einen Heiler „freigiebig vorauszubezahlen“. Bei den Isthmus-Indianern (Panama) wird ein Preis je nach Schwere des Krankheitsfalles ausgehandelt. Auf der Insel Keishar fiel dem Medizinmann die Hälfte des Opfertieres zu und auch der Baksa der Kirgisen erhält als Lohn die besten Stücke vom Opfermahl und das Fell des geschlachteten Tieres. Ein Arzt der Navajó in Arizona erhielt für eine neun Tage währende große Heilzeremonie ein sehr reichliches Geschenk an Pferden und außerdem für sich und alle seine Gehilfen für die ganze Zeit Nahrung in Hülle und Fülle, bestehend aus Suppe, Maisbrei, Getreidekuchen und Hammelbraten. Und je nach Bitte und Zahlungsfähigkeit seines Klienten zahlt man einem taiwanesischem Tongji für die Kommunikation mit den Geistern schon mal einen Mercedes oder ein Haus.

Bei bolivianischen Schamanen ist der Heilungssuchende und seine Familie dafür verantwortlich, das ganze Dorf, das den schamanischen Prozess unterstützt – oft für mehrere Tage mit Lebensmitteln zu versorgen.

Ähnlich sieht es auch bei „spirituellen Lehrern“ aus. In China war es gebräuchlich während der Ausbildungszeit in Taijiquan oder Kung-Fu bei seinem Meister zu leben. Für diesen niedere Arbeiten zu verrichten, zu putzen, zu kochen, Holz zu hacken, um dann ein oder zwei Stunden am Tag unterrichtet zu werden.

Wir sehen, „spirituelle Helfer“ werden durchaus entlohnt. Wo dies nicht gebräuchlich ist, werden sie anderweitig vom Sozialverband getragen. Grundsätzlich ist dies ja auch sehr einsichtig, denn auch der „spirituelle Helfer“ hat einen physischen Körper mit seinen Bedürfnissen (Wärme, Nahrung, Kleider,…)

Interessant ist vielmehr die Umkehrung: Warum ist es in unserer westlichen Kultur offenbar vielen „zuwider“, jemanden für eine Leistung im energetisch-seelischen Bereich einen Energieausgleich zu geben? Dies hat sicher mehrere und verschiedene Gründe, von denen einige mögliche hier genannt sein mögen:

  • In unserer Kultur hat eine Gier nach immer mehr Wachstum das Maß einer Sucht angenommen. Dies wird von vielen so empfunden. Dadurch entsteht gleichsam eine polare Sehnsucht nach einem Austausch, der davon „unbefleckt“ scheint. Dies ist verständlich.

  • Die geistig-seelische Arbeit an sich hat in der positivistischen Weltanschauung unserer Kultur eine geringe Wertigkeit. Sie wurde zu großen Teilen aus der sozialen Akzeptanz vertrieben und wird , da die meisten verlernt haben, selbst unsichtbare Wirklichkeiten wahrzunehmen, bewusst oder unbewusst angezweifelt. Dadurch gerät auch eine Bezahlung für dieses „scheinbare Nichts“ in den Ruch eines Betrugs.

  • Die Wertigkeit für Sach-und Dienstleistungen hat sich durch Massenproduktion und Subventionierungen völlig verschoben. Während noch im 18. Jahrhundert im Bevölkerungsschnitt nahezu 80-90% des Einkommens für Nahrungsmittel ausgegeben wurde, sind es heute in Deutschland gerademal 10-15%. Die billige Verarbeitung von Massengütern (auch z.B. in der Medizin) wird zwar gerügt, aber die Bereitschaft das notwendige Mehr für individuelle Betreuung und Arbeit zu zahlen ist nur bei wenigen vorhanden. Zudem fehlt durch diese Erfahrung ein Bezug, was denn eine Leistung Wert sei. 100.- € Stundenlohn zu zahlen (in Japan ist eine Entlohnung von 3000 Yen pro Viertelstunde für Schamaninnen = ca. 25.- € gebräuchlich) scheint vielen, die im Angestelltenverhältnis stehen, sehr viel, andererseits wird die gleiche Summe ohne Probleme für Elektronik, Spielzeug und Unterhaltung ausgegeben. Persönlich wurden mir – wenn ich eine Arbeit tatsächlich auf einem freiwilligen Giveaway aufgebaut habe – für eine DREITÄGIGE Arbeit einmal „wohlwollend“ 50.- € überreicht.

Interessant ist, dass häufig in unserer Kultur eine finanzielle Obergrenze für Arbeiten in der nichtmateriellen Wirklichkeit gesehen wird (die es bei indigenen Kulturen nicht zwingend gibt), ein bestimmter Festpreis erwartet wird (der in indigenen Kulturen z.T. noch während des Behandlungsprozesses neu ausgehandelt werden kann), also auf westliche Art einer Preisabsprache Wert gelegt wird, andererseits aber eine Person, die ihre Preise kaufmännisch kalkuliert, als „unspirituell“ oder „unethisch“ angesehen wird. Kann es sein, dass dies vielleicht eher das Problemverhältnis des Klienten zum Geld widerspiegelt, als das des „Schamanen“ oder Geomanten?

Ich denke, wir sollten, bevor wir andere der Habgier oder des „Reibachmachen-wollens“ bezichtigen, einmal umgekehrt überlegen, wieviel uns eine Unterweisung in eine bestimmte Technik, die möglicherweise unser Weltbild komplett verändert, eine Heilung von einer chronischen Erkrankung oder die Lösung eines akuten oder langwierigen Problems auf „nichtlinearem Wege“ eigentlich wirklich wert ist. Und wenn sie uns nicht einen geforderten Betrag wert ist, warum es uns so „sauer“ macht (es ist ja lediglich ein Angebot, das abgelehnt werden kann)…

Andererseits sollten wir uns fragen, wenn wir der Meinung sind, es sei unethisch Geld für Unterweisungen im geistig-seelischen Bereich zu nehmen, ob wir im Gegenzug bereit wären, ein Jahr die Haus- und Gartenarbeit für den Lehrer zu übernehmen. Mit mir kann man über vieles reden ;-)

Bild © Thinkstock

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Kommentare

Stefan BrönnleStefan Brönnle

@ H.Krassnig: Nun, auch ich habe (wie im Artikel auch unterschwellig bemerkbar ist) schon auf Giveaway-Basis gaerbeitet. Wenn Sie mal in unser Angebot schauen, dann sehen Sie z.B. die Friedenswerkstatt mit 2 Terminen oder die Veranstaltung "Erde und Mensch" auf Spendenbasis. Und auch Beratungen habe ich aus ähnlichen Gründen, wie Sie sie nennen bereits kostenfrei gegeben. (Es kosten auch unsere Seminareinheiten nicht 3-400 € je 50 Minuten). Insofern sind das alles keine Dinge, die uns betreffen.

"Die andere Seite", wie Sie sie nennen, sehe ich sehr wohl. Allerdings verstehe ich darin die "Abzocke" nicht, wie Sie schreiben. Denn selbst wenn jemand 5000,- € für eine Stunde fordern würde, hat doch jeder die Möglichkeit zu diesem Angebot NEIN zu sagen. Ich muss mich doch darüber nicht aufregen. M.E. reguliert sich das ganz von alleine. Denn nur ein zufriedener Klient, der Leistung und Preis im Gleichgewicht empfindet, wird weiterempfehlen. Alles andere funktioniert doch sowieso nicht.

Hermann KrassnigHermann Krassnig

Sie sagen man könnte über alles reden da bin ich aber gespannt.Ich arbeite auch im mentalen bereich und meine arbeit basiert auf spendenbasis und wenn ich sehe einer hat zum leben zu wenig zum sterben zuviel da nehme ich keine cent denn würde ich es tun müßte ich mich dafür schämen denn die fähigkeiten sind uns auch nur geschenkt worden also können wir auch unsere fähigkeiten auch da um gotteslohn einsetzen wo es nötig ist das eine was bei mir die galle steigen läßt ist folgendes wenn eine seminareinheit von 50 min.3-4 huntert € kostet wie soll sich das einer leisten können der nur eine kleine Börse hat und der auch weiter kommen möchte ? und da ist meine meinung ganz klar das ist abzock par exelan vieleicht sollte man auch die andere seite sehen und nicht nur immer die eigene denkt mal darüber nach !!!!

ChristineChristine

Liebe Susanne, dem ist nichts mehr hinzuzufügen. Klar. Witzig. Sachlich. Ich danke Dir sehr. Oder halt, vielleicht könnte ich doch noch hinzufügen, dass manche Menschen einfach geizig sind, wenn es um ihre körperlich- spirituellen Bedürfnisse geht. Die sieht man nämlich nicht. Das neue Auto aber schon. Meine Oma sagte dazu: Außen hui- innen pfui.

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