Die Maus stammt ursprünglich aus Asien, wanderte aber wie Knochenfunde aufzeigten bereits um ca. 4000 v.Chr. den Bewegungs- und Handelsrouten der Menschen folgend in Europa ein.
Stets werden Mäuse als chthonische (also sehr erdbezogene) Tiere gesehen. Der Name „Maus“ (zoologisch „musculus“, abgeleitet von der Verkleinerungsform von lat. „mus“) ist u.a. namengebend für unsere „Muskeln“. Andererseits bedeutet im Hebräischen „Muth“ (wobei th als s gesprochen wird) „Tod“. Dieser Gleichklang führte vermutlich auch zu einer symbolischen Verbindung. Im Sanskrit ist der Name der Maus „ratra“, was „Nacht“ bedeutet.
So verbindet die Maus schon in ihrem Namen Tod und Leben. Ihre unglaubliche Vermehrungsfähigkeit (eine einzelne Maus kann pro Jahr bis zu 60 Junge gebären) lassen Sie zu einem Symbol für die Fruchtbarkeit und Sexualität werden, die Maus als Gefahr für die Lebensmittelvorräte, aber zu einem Symbol des Todes.
Bei den Germanen galt die graue Farbe der Hausmaus als „Geisterfarbe“. Mäuse begleiteten Odin/Wotan beim „Zug der Seelen“, der „Wilden Jagd“. So galten Mäuse auch als Synonym für die Seele an sich und in der germanischen Vorstellung verließ die Seele im Schlaf den Menschen in Gestalt einer Maus.
Drei Nornen sitzen am Fuße des Weltenbaumes. Die eine spinnt den Lebensfaden, die zweite teilt ihn zu, die dritte schneidet ihn ab. Oft wurde die dritte, die gleichbedeutend mit dem Tod ist, auch mit Mäusen dargestellt, die den Lebensfaden durchbeißen („Da beißt die Maus keinen Faden ab“).
Im Christlichen wurde dieser Aspekt durch die Heilige Gertrud vertreten. Mehrfach wird Gertrud mit einer Spindel dargestellt - Symbol für den Lebensfaden und mythisches Erbe der germanischen Nornen, oder anderer Schicksalsgöttinnen wie der griechischen Moiren oder der römischen Parzen. Der Faden am Spinnrocken wird dabei von den Mäusen abgebissen, was sie als Herrin des Todes klassifiziert. Der Legende nach rettete die Heilige Gertrud die Ernte, indem Sie die Mäuse vertrieb. Quasi als Spiegelung dazu vetrieb sie auch die Mäuse, die die Spinnerinnen störten. Ab ihrem Patronatstag (17.3.) durfte nicht mehr gesponnen werden, weil die Mäuse sonst den „Faden abbeißen“ würden.
Auch hier ist die Maus aufs Engste mit Leben und Tod verknüpft.
Im antiken Griechenland wurde Apoll nicht nur als Licht- sondern auch als Todesgott (seine Pfeile können die Pest bringen!) verehrt. Als „Apollo smyntheus“ („Mäuseapoll“) wurden unter dem Altar seiner Tempel Mäuse gehalten. Mäuse, die aus den Gräbern Verstorbener hervorkrochen, galten in der Antike als Geister der Verstorbenen. Sie wurden geschützt und gefüttert.
Die Ägypter verehrten die Spitzmaus als heiliges Tier, bei den Römern galten weiße Mäuse als Glücksomen. Im christlichen Mittelalter dagegen wurden weiße Mäuse als die Seelen ungeborener Kinder gedeutet und Mäuse allgemein als die Seelen Verstorbener. Mäuseplagen wurden so als „Rachegeister“ bzw. die Strafe Gottes verstanden. In Japan sind Mäuse Begleiter des Gottes des Reichtums Daikoku. Auch in Sibirien gilt die Maus als Symbol des Wohlstands und die Philister opferten Jahwe als Sühneopfer u.a. 5 goldene Mäuse (1.Sam 6,4).
Psychologisch wird die Maus oft auch als Phallussymbol verstanden und damit v.a. in der Freud´schen Psychologie die Angst vieler Frauen, dass eine Maus ihre Beine hochklettern könnte, als eine Angst vor einem sexuellen Übergriff erklärt.
Die Maus als Krafttier kommt meistens dann, wenn man den Blick für die nahestehenden Dinge oder Menschen verloren hat und kleine Dinge oder Ereignisse zu wenig wertschätzt. Sie verkörpert die Macht des Kleinen über Leben und Tod und fordert uns auf diese Macht der Veränderungsmöglichkeit auch in uns zu erkennen. Manchmal aber ist sie auch eine Aufforderung sich unseren Ahnen zuzuwenden.
Die Maus – Kleine Herrin über Leben und Tod
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