Die sich in der Jungsteinzeit in Europa entwickelnde Megalith-Kultur prägte die Landschaft in entscheidendem Maße. Zu den meistverwendeten Megalithelementen (Megalith bedeutet Großer Stein) gehören der Menhir (= aufrechtstehende »lange Steine«) und der Dolmen (»Steintisch«), der eine künstliche Höhle bildet. Tatsache ist, dass die megalithischen Baumeister bereits große Kenntnisse in Vermessungstechniken und Astronomie besaßen, wobei die häufige astronomische Ausrichtung megalithischer Bauten wie Steinkreise und Steinreihen weniger unter dem Gesichtspunkt wissenschaftlicher Erforschung des Himmels im heutigen Sinn zu verstehen ist als vielmehr als kultischer Akt, als »Kommunikation mit dem Kosmos«.
Ein Grund für die Imposanz der Steinsetzungen ist sicherlich ihre heute häufig abgeschiedene Lage in der Landschaft. Auf dem Weg zu ihnen muss man oft durch unwegsames Gelände, man spürt den Felsen unter seinen Füßen, den Wind im Gesicht, und in der baumlosen Weite Irlands ist man dem Regen ebenso ausgesetzt wie der heißen Sommersonne. Steht man dann vor dem Monument, so wird der Blick den unbearbeiteten Stein entlang empor zum Himmel geführt oder in die umgebende Landschaft hinein, mit der die Steine eine Einheit zu bilden scheinen: Die umgebenden Hügel, die Küste, das Meer, alles scheint Teil einer gigantischen Kultanlage zu sein. Umgekehrt schaffen die Steine in der Landschaft ein Zentrum, das seine würdevolle Ruhe auf das ganze Land überträgt.
Eine der bekanntesten Steinreihen befindet sich im Südwesten der Bretagne, in der Nähe des Dorfes Carnac. Über mehr als einen Kilometer verlaufen insgesamt zehn Reihen von Steinen fast parallel mit einer Gesamtzahl von 1029 Steinen. In unmittelbarer Nähe befindet sich das Menhirfeld von Kemescan mit 594 Menhiren. Ihre Funktion ist noch nicht völlig geklärt. Viele Hinweise sprechen dafür, dass sie der Himmelsbeobachtung dienten und auch Kalenderfunktion erfüllen konnten. Der fast fünf Meter hohe Menhir Le Manio konnte z.B. von sieben oder acht gekennzeichneten Standorten aus für Sonnen- und Mondvisuren angepeilt werden. John Michel verweist darauf, dass die Reihen aber ebensogut auf den St. Michaels-Berg ausgerichtet sein könnten.
Der große Steinkreis von Avebury im Süden Englands war das Kultzentrum der neolithischen Zivilisation Britanniens. Vermutlich wurde es um 2600 v.Chr. errichtet. Monica Sjöö und Barbara Mor sehen in diesem größten Steinkreis Englands einen Teil einer riesigen symbolischen Figur der Muttergöttin, die sich aus prähistorischen Steinsetzungen und Gräbern der Umgebung zusammensetzt. Bereits vor der Errichtung von Avebury soll hier die Landschaft im Umkreis von 37 Meilen als Körperform der Göttin verehrt worden sein und jeder Berg, Hügel, Stein und jeder »Langhügel« entspräche daher einem Teil ihres mütterlichen Körpers.
Die sakrale Funktion der Steinkreise zeigt sich neben ihrer Weiterverwendung durch die Kelten zu kultischen Zwecken auch in ihrer radiästhetischen Ausrichtung. Im Glebe Stone Circle in Irland beispielsweise findet sich in der Mitte eine sogenannte »Blind Spring«, also Wasser, das sich senkrecht von unten der Erdoberfläche nähert und hier in zwei Wasseradem abläuft. Zusätzlich findet sich hier eine Globalgitternetzkreuzung. Durch diese energetische Vorgabe hat sich in der Mitte des Kreises ein sogenannter »einstrahlender Punkt«, also eine vertikale, Himmel und Erde verbindende Energiestruktur gebildet. Hier kann man daher die oben erwähnte »Kommunikation mit dem Kosmos« durchaus wörtlich nehmen. Ganz ähnliche radiästhetische Energiestrukturen finden sich auch beim Drombeg Steinkreis im Süden Irlands.
Bild: Drombeg Steinkreis Irland © fotolia
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