Unscheinbar kommt sie daher, beinahe verschämt – und doch zeigt dieses Bild aus der Krypta des Baseler Münsters etwas, das matriarchal gedeutet als „Rote Göttin“ bezeichnet werden kann: Maria im Kindbett. Maria, die GERADE EBEN ihr Kind geboren hat. In Anbetracht dessen, dass es vor nicht allzu langer Zeit vielen Wöchnerinnen untersagt war, eine katholische Kirche zu betreten, weil sie als „unrein“ galten, ist die Darstellung der Heiligen Maria – christliches Symbol der Reinheit schlechthin – in eben diesem Zustand als Wöchnerin und das IN der Kirche eine ungewöhnliche Besonderheit.
Das Abbild stellt hierdurch gleichsam den Fruchtbarkeitsaspekt des Göttlich-Weiblichen dar, einen Aspekt, der im Christentum durch die Verdrängung der Sexualität fast völlig vergessen scheint. Aber eben nur FAST, wie das Bild zeigt. Verschämt zwar nur – vor allem im Vergleich mit den Darstellungen indigener Fruchtbarkeitsgöttinnen – wird hier im Osten der Kirche, im Allerheiligsten selbst, Maria als Fruchtbarkeit Gottes gehuldigt.
Maria im Kindbett. Krypta Baseler Münster
Bild © Stefan Brönnle
Die Fruchtbarkeit des Göttlich-Weiblichen
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