Der germanische Gott Freyr gehörte zum Göttergeschlecht der Wanen, die eher Fruchtbarkeits-, Herd- und Geburtsgötter waren. Ursprünglich in Gemeinschaft mit seiner Schwester Freyja lebend (was bei den Wanen nicht unüblich war), muss Freyr sich eine neue Gefährtin suchen, nachdem Freyja von den Asen aufgenommen worden war, bei denen die Geschwisterehe verboten war. Freyr ist zum einen ein Fruchtbarkeitsgott, der über Regen und Sonnenschein herrscht. Darstellung des Freyr mit erigiertem Phallus stellen seine Fruchtbarkeit passend dar und so setzten ihn die Römer mit dem Gott Priapos, dem Sohn von Dionysos, gleich.
Freyr – auch mit Froði, Frø und Fricco gleichgesetzt - lässt sich vom Altschwedischen „froda“ ableiten, was „Üppigkeit, Fruchtbarkeit“ bedeutet. Auch unser Wort „Freier“ für „Liebhaber“ stammt offenbar von ihm ab, bzw. hängt etymologisch zusammen. Die Ynglinga-Saga berichtet, dass während der Herrschaft des mythischen Königs Froði in Dänemark, der sein Geschlecht auf Freyr zurückführte, der fróðafriðr („Froði-Frieden“) zu anhaltenden guten Ernten geführt habe.
Doch da Freyr auch bei den Asen aufgenommen wurde (er ist der einzige Wane, der beim Götterkampf Ragnarök dereinst auf der Seite der Asen kämpfen wird), hat auf Freyr eine kriegerische Seite. Sein Zauberschwert macht ihn unbesiegbar. Genau dieses Zauberschwert verschenkt Freyr jedoch an Skirnir, weil dieser Ihm verhalf die Liebe der Riesin Gerda zu erobern. Ein starkes Symbol: Die Liebe wiegt Freyr stärker als sein kriegerischer Aspekt! Leider wird dies dazu führen, dass er beim Endzeitkampf Ragnarök mit nichts als einem Hirschgeweih bewaffnet sich dem Feuerriesen Surt zum Kampf stellen wird: Der Gott des Sonnenscheins, der Fruchtbarkeit und des Wachstums Freyr kämpft gegen die vernichtende und transformierende Kraft des Feuers des riesen Surt. Erneut ein kraftvolles Männlichkeitssymbol, das die Männlichkeit einmal als Kreativität und einmal als Vernichtungskraft verdeutlicht.
Weitere Attribute des Freyr sind neben seinem Zauberschwert, der goldene Eber Gullinborsti („der mit den goldenen Borsten“),
ein heiliges Pferd und das Zauberschiff Skidbladnir, dass er so klein zusammenfalten kann, dass es in einen Beutel passt und das doch groß werden kann, um alle Rüstungen der Asen zu transportieren. Auch der Eber ist sowohl ein Symbol der Fruchtbarkeit, der männlichen Kraft, als auch des Kampfes. Mit seinen goldenen Borsten steht er erneut der Sonnen- und Feuerkraft nahe. Ihm wurden wohl in alter Zeit Opfer für Erntesegen dargebracht. Zum Julfest (also der Wintersonnwende) wurden durch Handauflegen auf die goldenen Borsten des Ebers offenbar bei den Stämmen auch Gelübde geschworen – auch dies ein Hinweis auf die solare Symbolik des Tieres und damit des Gottes Freyr.
So symbolisiert Freyr die fruchtbarkeitstragende und segenbringende Kraft eines männlich-solaren Gottes, dem die Liebe höher steht als der Kampf und der dereinst im Weltenbrand vernichtet werden wird.
Ortsnamensbezüge
Abgeleitet auch von den Namensvarianten wie Fro, Frö, Frikko/Fricco u.a. finden sich im skandinavischen und norddeutschen Raum viele Orts- und Flurnamen, die auf Freyr verweisen können wie Freÿr (eine Landschaft in Südbelgien, an der Maas), Frosblot („Freyrsopfer“ in Ostschweden), Vroonloo („Fros Wald“ in den Niederlanden), aber auch Freysnes (nes = ‚Landzunge‘), Frösåker, Frösvi, Frösö (ö = ‚Insel‘) oder Freckenhorst (von Fricco).
Bild: Jacques Reich (1852 - 1923) Public domain.
Freyr-Statue von Rällinge
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