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Erde und Mensch: Das Märchen Hänsel und Gretel

18. Dez. 2015 | Von: Stefan Brönnle | Kategorien: Mythen, Symbole, Märchen | 1 Kommentare

zwei Kinder im dunklen Wald

Märchen sind Mythen mit einer tiefen Symbolik. Sie greifen zurück auf kulturelle seelische Erfahrungsschätze. Viele dieser Seelenerfahrungen reichen dabei weit in die grundlegende Beziehung von Erde und Mensch hinein. In dieser Reihe wollen wir dem geomantischen Gehalt einiger Märchen nachspüren.

Wer das Märchen nicht kennt und noch einmal lesen möchte, findet es hier.

Hänsel und Gretel ist wohl das bekannteste Märchen der Gebrüder Grimm und es verwundert ein wenig, dass es bisher von Disney nie adaptiert wurde. Das Märchen zeigt nichts weniger als den Lebensweg des Menschen, wobei das Grundmotiv zur Zeit der Aufzeichnung des Märchens durch die Gebrüder Grimm schon sehr patriarchal gefärbt war.

und Gretel sind Geschwister, ein deutliches Symbol dafür, dass sie eigentlich eins sind. Sie repräsentieren die zwei Seiten der Seele: Den „männlichen“ Verstand und das „weibliche“ Gefühl. Wir können sie auch als Geist und Seele des Menschen sehen, die gemeinsam das Bewusstsein bilden.
Zunächst leben Hänsel und Gretel paradiesisch „in des Vaters Haus“. Im christlichen Sinne meint dies „bei Gott“. Es ist der Zustand vor der Inkarnation. Doch das Bewusstsein hat noch keine Erfahrungen gesammelt, es „ist arm“. Darum müssen die „Geschwister“ – Geist und Seele – sich inkarnieren.

Auf wunderbare Weise weist das Märchen auf mehrere Lebenswege hin. Beim ersten mal werden die Kinder im Wald allein gelassen. Sie fühlen sich verloren im Wald. Die Symbolik des Waldes ist – darauf wies schon C.G. Jung hin – eng mit unserem kollektiven Unbewussten verbunden. Die Geist/Seele verliert sich in dieser frühen Phase des Inkarnationsprozesses fast darin. Doch glatte helle Kieselsteine weisen den Kindern den Weg zurück zum „Haus des Vaters“. Es sind nicht zufällig Steine. Edelsteinen gleich – glattpoliert und glänzend – weisen Ihnen diese Symbole der durchgeistigten Materie, also ihre enge Verbindung mit der Erde als Wesen, den Weg zurück ins Paradies.

Doch wieder werden die Kinder hinausgeschickt. Die Menschheit hat inzwischen die innige Verbindung zum Geist der Erde verloren. Nur Brotkrumen bleiben den Geschwistern, um ihren Rückweg zu markieren. Die Menschheit hat ihr Verständnis von der Erde stark ans Physische gebunden. Sie versteht nicht, dass die Erde und der Lebensweg auf und mit ihr auch ein geistiger ist. Die Brotkrumen werden nicht von ungefähr von den „Seelentieren“, den Vögeln, aufgepickt. Das Bewusstsein des Menschen hat durch seinen Fokus auf die Materie die geistige Ebene verloren und findet so den Rückweg nicht. Immer tiefer geraten die Kinder in den Wald.

…Und dennoch bleiben sie nicht ohne Führung. Vor Hunger schwach führt sie wiederum ein Vöglein zum Knusperhaus. Ein Teil ihrer Seele – wenn auch unbewusst – kennt noch die Wege und kann Hilfe anbieten.
Das Haus bietet Nahrung in Hülle und Fülle. Es ist – wie das Haus des Vaters – ein Paradies, doch nur ein materielles. Die Hexe tritt hier als eine Große Mutter, als Magna Mater, als Göttin auf. Ich bin überzeugt, dass sich das Märchen – sagen wir 400 Jahre vor den Gebrüdern Grimm - sich an dieser Stelle noch anders las. Den Kindern fehlt es an nichts, doch sie verlieren sich völlig im materiellen Überfluss. Kann es ein besseres Symbol geben für den Zustand, in dem sich die Menschheit aktuell befindet? Der materielle Überfluss, das Haus aus Zucker und Lebkuchen, wird zum Gefängnis der Kinder, zum Gefängnis des Bewusstseins. Sie sperren sich sozusagen selbst ein und werden zu Sklaven ihrer Unfähigkeit, anderes als dieses Haus zu sehen. Sie haben reichlich zu essen. Hänsel wird schließlich beständig geprüft, ob er „auch fett wäre“, doch der Geist (Hänsel) verbringt seine Tage hinter Gittern. Es ist der weibliche Seelenanteil, Gretel, der die GeistSeele erlösen muss.

Der beherzte Stoß Gretels der Hexe in den Ofen (=Transformation), gleicht der Tötung einer grundlegenden Überzeugung: Im Leben käme es nur auf materiellen Besitz an. Die Sehnsucht der Seele nach einer höheren Wahrheit ist es, die die Menschheit befähigt, diesen radikalen Schritt zu gehen. Kaum haben Sie sich von der Scheinwirklichkeit getrennt, erkennen die Kinder, dass das Haus voller Edelsteine ist. Erst jetzt bemerken Sie, dass das Haus keinesfalls immer nur materiell war, sondern auch geistige Schätze birgt. Sie nehmen davon, soviel sie tragen können. Satt an Erfahrungen und gewachsen an Bewusstheit wollen Sie zurückkehren.

In der Version des Märchens von 1819 versperrt aber ein Fluss den Weg zurück ins Paradies. Dem Unterweltsstrom Styx gleich trennt ein Wasser sie vom letzten Schritt ihres Bewusstseinsweges: Der Tod. Eine weiße Ente trägt sie, dem Fährmann gleich, einzeln hinüber.
Hier – im „Haus des Vaters – können Sie ihre Schätze betrachten und sich daran erfreuen. Es herrscht keine (Bewusstseins-)Armut mehr, denn die GeistSeele des Menschen hat sich auf ihrem Inkarnationsweg fortentwickelt.

So schildert >Hänsel und Gretel< den kollektiven Bewusstseinsweg der Menschheit ebenso wie den individuellen Inkarnationsweg: Das sich Verlieren in der Materie ebenso, wie das Erkennen ihrer geistigen Schätze und so ist der Weg zurück zum Vater letztendlich auch ein Weg zurück zur Großen Mutter.

Bild © fotolia

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