Die Interpretation von Richtungsqualitäten ist eine typische geomantische Kunstfertigkeit. Wir finden sie im chinesischen Feng Shui ebenso wie im indischen Vastu, der Disciplina Etrusca, oder der christlichen Sakralarchitektur. Jede Himmelsrichtung hat ihre eigene seelische Wirksamkeit. Mit ihr verbunden sind in unserer seelischen Erfahrung unmittelbar auch Zeitqualitäten:
Der Südosten ist die zweite Zwischenhimmelsrichtung, die wir betrachten. Im Feng Shui liegt hier das Trigramm „Wind“, das der Wandlungsphase Holz zuzuordnen ist. Oft wird der Südosten, der auch als “sanft, eindringend und feinfühlig” beschrieben wird, mit dem Wohlstand oder Reichtum in Verbindung gebracht, also durchaus materiellem Besitz.
Im System des indischen Vastu unterliegt der Südosten der Feuergott Agni. Die optimale Zuordnung der Räume sieht das Vastu mit der Küche im Südosten als gegeben. Die „Feuerstelle“ der Küche schien den Indern dem Agni als adäquat. Aus Sicht des Vastu beeinflusst die Lage der Küche aber auch die Gesundheit der ganzen Familie, so dass mit dem Südosten auch die Ernährung und die Gesundheit zugeordnet werden können. Optimaler Weise sollte der Herd in der Südostecke der Küche stehen, was die Richtungsqualität noch einmal überhöht.
Im indianischen Medizinrad (wobei es auch hier verschiedene Versionen gibt!) ist im Südosten der Dachs ansässig. Er wird als beharrlich und erdbezogen beschrieben, als ein Erd-Weisheits-Träger. Aber auch die Selbstkonzepte sind im Südosten angelegt.
Im keltischen Richtungsrad entspricht der Südosten wiederum der Jahreszeit des Frühlings und seines Fruchtbarkeitsfestes Beltane und im Raumhoroskop schließlich finden wir hier das Sternzeichen Stier. Auch der der Stier ist verbunden mit materiellem Besitz, mit Körperlichkeit, Fruchtbarkeit und Ernährung.
Die Richtungsqualitäten des Südostens in Kürze:
Körperlichkeit, Gesundheit, Fruchtbarkeit, Wohlstand, Ernährung
Bild © Stefan Brönnle
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