Das Quadrat wird als Urerfahrung erlebbar, wenn man die Sonnenauf- und -untergangspunkte am Horizont zu den Sonnwenden mit einander verbindet; ebenso, wenn man die Kardinalpunkte der Haupthimmelsrichtungen verbindet. Das Quadrat ist ein Symbol für die physische Welt, die stoffgewordene Welt, die MATERie.
In Leonardo da Vincis berühmter Studie „Der vitruvianische Mensch“ ist der Mensch u.a. von einem Quadrat umgeben. Verbindet man die Eckpunkte des Quadrats diagonal, so wird erkennbar, dass die Geschlechtsteile die Mitte des Quadrates bilden (anders als der Kreis, der den Nabel zur Mitte hat): Die Geschlechtsorgane sind die Mitte, also der Ursprung, der Verstofflichung des Menschen, seiner Inkarnation. Durch die Geschlechtlichkeit wird Form und Stoff erschaffen.
Auch in prähistorischen Figurinen der Großen Göttin ist das Quadrat häufig präsent, Ist doch die Magna Mater Ursprung der MATERie, die im Quadrat symbolisiert wird. Analog symbolisiert im chinesischen Geomantiekompass des Lopan das die eigentliche (runde) Kompass-Scheibe umschließende Quadrat die ERDE, während der Kreis für den Himmel steht.
Im christlichen Kontext wird das Kreuz zum Leiden des Geistes an der Materie, weshalb das Quadrat in der christlichen Ikonografie gerne im Zusammenhang mit der Kreuzigung verwendet wird, um diese Symbolik zu überhöhen.
Bild © Stefan Brönnle
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