Die Interpretation von Richtungsqualitäten ist eine typische geomantische Kunstfertigkeit. Wir finden sie im chinesischen Feng Shui ebenso wie im indischen Vastu, der Disciplina Etrusca, oder der christlichen Sakralarchitektur. Jede Himmelsrichtung hat ihre eigene seelische Wirksamkeit. Mit ihr verbunden sind in unserer seelischen Erfahrung unmittelbar auch Zeitqualitäten:
Der Osten entspricht dem Morgen und der Qualität des Tagesbeginnes und des Neuanfanges. Diese Grundqualität ist eigentlich in allen Analogiesystemen präsent. So sitzt im sogenannten „späten Himmel“ (auch „postnataler Himmel“) im chinesischen System des Feng Shui (Bagua) im Osten die Wandlungsphase Holz, die sich eben auch mit den Schlagworten der Spontanität, des Neubeginns, Kreativität (also geistiger Impuls) und Expansion verbinden lässt.
Im Christentum versinnbildlicht der Osten die erwartete Wiederkunft Christi als solaren Heros, weshalb unsere Kirchen im Wesentlichen geostet sind. Damit sitzt im Osten sozusagen die „Spiritualität“, aber auch die Inspiration (vergl: Feng Shui: geistiger Impuls, Kreaitivität).
Im System des sogenannten Raumhoroskops kommen im Osten die Tierkreiszeichen der Fische und des Widders zu liegen. Die Fische stehen für die Überwindung des Stofflichen, für die Mystik, ja sogar die Erleuchtung. Die Anfangsbuchstaben des Titels “Jesus Christus, Gottes Sohn, unser Retter” ergeben auf Griechisch das Wort „Fisch“ [ΙΧΘΥΣ (ICHTHYS)]. So war der Fisch auch das Zeichen der frühen Christen und die Fischesymbolik spielt im Neuen Testament eine herausragende Rolle. Es ist der spirituelle Aspekt des Ostens. Wir erfahren Christus als “wahren Gott”.
Den Aspekt der Inspiration und des Feuers erfahren wir dagegen etwas weiter gegen Südosten (SOO), im Widderzeichen. Hier lebt die Ostkraft des Neubeginns und des Erwachens. Hier erfahren wir “Christus als wahren Mensch”. Und so ist eine bekannte symbolische Darstellung Christi das Lamm (das “Agnus dei”, der junge Widder), wie wir es von Ostern, dem Frühlingsfest, her kennen.
Im Indischen Geomatiesystem des Vastu ist natürlich der Osten ebenfalls mit dem Sonnenaufgang verbunden. Die Sonne ist die große Lebensspenderin, deshalb spendet, so heisst es, die Morgensonne heilende Energien. Im Vastu sollte man die Morgensonne durch Türen und große Fenster im Osten in das Haus lassen. Das Feuer ist Licht und Hitze und transformiert mühelos Negativität. Viele Inder nutzen die aufgehende Morgensonne, um in dem Fluss Ganges die Sonne zu begrüßen und dadurch heilende Energien in sich aufzunehmen.
Die Richtungsqualität des Ostens in Kürze:
Neubeginn, Spiritualität, Inspiration, Expansion, Heilung,…..
Bild © Stefan Brönnle (Grundbild © Fotolia)
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