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Über die Instant-Spiritualität

26. Juni 2015 | Von: Stefan Brönnle | Kategorien: Wahrnehmung, Ethik | 4 Kommentare

Tütensuppe mit Aufschrift "Geomantie"

… oder: „Es gibt immer einen, der es schneller macht“.

Es herrscht eine tiefe Sehnsucht in unserer Gesellschaft, eine Sehnsucht nach Sinn. Es herrscht das Bedürfnis, dass doch Urlaub, Auto und Flachbildschirm bitte nicht alles sein können, was das Leben ausmacht, ein inneres Sehnen nach anderen, sinnhaften Wirklichkeiten. Verbunden ist diese Sehnsucht oft mit einem fast unglaublichen Staunen, wenn man seine Erlebnisse mit dieser „anderen Wirklichkeit“ berichtet, einem „Anhimmeln“ von Personen, die doch „spirituell schon so weit sind“.

Doch die „andere Wirklichkeit“ ist ganz nah. Sie bedarf keiner jahrzehntelangen Kontemplation, keines Rückzugs in ein Kloster oder in die Einsamkeit eines Berges, um wahrgenommen zu werden. Doch, es bedarf Geduld und die Bereitschaft, seine Energie und vor allem seine Zeit, der Begegnung der „anderen Wirklichkeit“ zur Verfügung zu stellen. Paradoxerweise glauben viele, sie könnten unsere Art zu denken, die uns doch gerade in die Atemlosigkeit, die Hektik und in die Gier nach immer mehr, immer schnelleren und die Sinne reizenden Erfahrungen, getrieben hat, auf den Weg der Begegnung mit der „andere Wirklichkeit“ übertragen. Schnell hier ein Seminar und Du bist Heiler, schnell dort ein Wochenendkurs und Du bist Schamane, dann doch bitte auf dem Weg das Wissen eines Geomanten gleich noch mitnehmen….

Ich gebe zu, da schwingt viel Sarkasmus mit und es mag sein, dass ich damit dem einen oder anderen Unrecht tue (und bitte hiermit dafür um Entschuldigung!). Aber Gespräche wie dieses sind tatsächlich nicht gerade selten:

Interessent: „Ich würde so gerne auch Naturwesen wahrnehmen können! Es ist mein sehnlichster Wunsch!“

Wir: „Aber das können Sie doch tun. Wann waren Sie denn das letzte Mal im Wald?“

Interessent: „Das ist schon lange her. Aber im Stadtpark gehe ich oft spazieren….“

Wir: „mmmm…“

Interessent: --- „Und Sie glauben wirklich, ich kann das lernen?“

Wir: „Natürlich, auf vielfältige Art. Es gibt dazu Bücher, Seminare, Workshops und ganze Ausbildungen“.

Interessent: „Ja, das interessiert mich! Was lernt man denn in so einer Geomantieausbildung?“

Wir: (zählen verschiedene Themenbereiche von Wahrnehmungsschulung, Radiästhesie, Landschaftsinterpretation bis zum Reizthema „Naturwesen“ auf)

Interessent: „Das ist doch genau, das was ich immer wollte…..Und wie lange dauert das, so etwas zu lernen?“

Wir: „Nicht lange, ein bis zwei Jahre. Je nachdem, was Sie lernen wollen und wie tief es gehen soll.“

Interessent: …. (Pause)… „ein Jahr?...... Ich hab mal von einer Geomantieausbildung gehört, die dauerte nur drei Wochenenden“.

Wir: „mmmm, gibt es“

Interessent: „ich überleg mir das……..“

…Und dabei bleibt es dann in der Regel.

Es geht mit hier nicht darum, zu Seminaren zu überreden. Aber, zugegeben, es macht einen Teil meiner Seele sehr traurig. Trauer steigt in mir auf darüber, dass der „sehnliche Wunsch“ nach Begegnung mit der geistigen Ebene der Natur, mit der Erde, mit geistigen Wesen, nicht über die Aufmerksamkeit von ein paar Tagen hinausgeht. Trauer steigt in mir auf, dass uns – allen Lippenbekenntnissen zum Trotz – eine andere Wirklichkeit eben doch nur attraktiv erscheint, wenn wir sie in 5 Minuten auf youtube streamen können. Trauer überwältigt mich, wenn ich mir bewusst werde, dass „Interesse“ eine Halbwertszeit besitzt, die zeitlich dem Faulen einer Banane gleicht.

Ist uns dieses „Sehnen“ wirklich so wenig wert? Nur ein Event zwischen anderen, eine Erfahrung zwischen Teneriffa-Urlaub und Fußballspiel? Ist das die „Spiritualität“, die wir in unserer Kultur suchen? Schnellaufguss? Einmal HeisseTasse-Hellsehen bitte! Einmal Mikrowellen Junk-Begegnung mit dem geistigen Raum?

Natürlich wird auch dieser Markt beliefert, gerne sogar. Deshalb gibt es immer einen, der es schneller macht. Ich dagegen wünsche mir Menschen, die die innere Zeit haben, Wahrnehmung zu vertiefen, die trotz – oder gerade wegen – der Hektik unserer Kultur die innere Ruhe haben, Mutter Erde in Stille zu begegnen und ihre Seele wachsen zu lassen; für die die Sehnsucht eine Brücke ist zum anderen Sein und die diese andere Wirklichkeit in ihren Alltag holen möchten, anstatt den Alltag in die andere Wirklichkeit zu tragen. All die sind mir stets willkommen und ich gebe ihnen als Lehrer und Führer alles, was ich zu geben vermag!

Bild © Stefan Brönnle

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Kommentare

SusanneSusanne

Vor vielen Jahren habe ich mich darüber auch aufgeregt, bzw. hat mich das traurig gemacht. Dieses Instantdenken findet man z.B. auch beim Yoga bei alternativen Heilmethoden usw.. Inzwischen empfinde ich, dass als überhaupt nicht mehr problematisch, weil jede/r Topf seinen Deckel findet. Für manch eine/n ist ,Instant' der Einstieg. Er oder sie braucht genau jetzt das ,livestylige' mit dabei. Dann geht es immer tiefer und tiefer. Und - die heutige jüngere Generation bringt oftmals schon sehr viel mit. Was nach Aussen hin oberflächlich wirkt, kann tatsächlich bereits eine tiefere Substanz haben, man eine/r braucht heutzutage nur einen Fingerschnipp um den Schalter umzulegen undintegriert problemlos unterschiedlichste Ebenen. Wir leben jetzt einfach in einer ganz anderen Zeit als vor ca. 30 Jahren als es hier im deutschsprachigen Raum losging mit Geomantieseminaren. Jemand, der Dich finden will, findet Dich!

NadineNadine

Sehr schön geschrieben oben. Tatsächlich empfinde ich es auch so. In den Vordergrund darf sich nicht die Wissenanseignung stellen, oder der dadurch erhaltende Titel oder Beruf, sondern der Weg zur inneren Weisheit. Und der kann nur durch konsequentes verbinden und "Tuchfühlung" gegangen werden. Es ist ein persönlicher Weg, vom Kopf zum Herzen. Eine tolle Seite. Dass ich heute darauf gestossen bin erfüllt mich mit Freude. Dies ist meine erste Begegnung mit dem Begriff Geomantie. Und es gibt sicherlich ein Wiedersehen.

Danke

Jutta NadolnyJutta Nadolny

Du hast ja soooo recht....aber: du bist nicht allein, und ich hoffe, die menschen öffnen irgendwann die augen und sehen wieder... :-))

AntjeAntje

sei nicht so traurig. für mich ist es schon ein fortschritt zu bemerken, dass sich doch mittlerweile immer mehr menschen für spirituelle bereiche interessieren. das hinwende die konkreter gewordene suche ist für mich ausschlag gebend. bei mir selbst ist es eher umgekehrt. ich sehe und spüre viele sachen. meistens gesichter in ästen und blättern. vor ein paar tagen hat mir mein lebensbaum ein theaterstück vorgespielt. mein respekt ist so groß, dass ich nie auch nur zu denken wage in einem wochenende hätte ich davon irgend etwas kapiert. durch gewisse umstände geht bei mir nur einzelunterricht oder autodidaktisch. vielen lieben dank für deinen blog, den ich seit einiger zeit sehr interessiert lese und der mich schon sehr bereichert hat.

alles liebe

antje

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